Etwas Endet, Etwas Beginnt
mit einem solchen Hieb nach, dass der Schläfenknochen knackte und eingedrückt wurde. Corwin fiel, krächzte, seine angespannten Extremitäten zuckten krampfhaft.
Der Indianer kniete sich ihm auf den Rücken. Er packte den Zopf. Zog das Messer aus dem Gürtel, ein Stahlmesser, wie es die Holländer aus Schenectady feilboten. Mit einer kreisförmigen Bewegung durchschnitt er die Haut auf dem Schädel des Constables, über Stirn, Ohren und Genick. Nie im Leben hatte er das getan, doch es gelang ihm sehr gut.
Ein Ruck, ein rascher flacher Schnitt am Scheitel entlang, wieder ein scharfer Ruck. Der Constable schrie auf, schrie so, dass wieder der Staub von den Dachsparren und den Wänden rieselte. Ishmael Sassamon hieb ihm das Messer durch den Adamsapfel. Dann sprang er auf, schwenkte den Skalp.
»
Hiiih ei ei ei eeeieia hiiiih!«
Jemima Tyndall schaute mit einem Lächeln zu, das ihr Gesicht wie einen Totenkopf aussehen ließ.
»Das ist ein verzaubertes Dorf …«, keuchte Jason Rivet, ganz erschüttert von dem, was er durch die Ritze zwischen den Balken des Schuppens gesehen hatte. »Wozu sind wir hierhergekommen … Das ist alles Zauberei …«
»Red keinen Unsinn«, knurrte Onkel William.
»Sei nicht dumm, Junge«, bellte Reverend Maddox.
Jason hatte sie rechtzeitig gewarnt, sie waren schon alle draußen – der Pastor, Abiram Thorpe mit der Muskete, der Onkel mit der Donnerbüchse. Von den Schwellen der Häuser aus, von den Veranden her beobachteten die Frauen sie. Schweigend. Reglos wie die Pfosten bei der Laube.
Beim Skelett des entstehenden Speichers, an dem langen Tisch, saßen die Männer. Sie aßen schweigend, hoben langsam die Holzlöffel. Nichts interessierte sie. Auch nicht der näher kommende Ishmael Sassamon, der sang, schrie, mit Messer und Tomahawk fuchtelte, nackt, das Gesicht geschwärzt, mit Lehm beschmiert, mit Blut bespritzt.
»
Ei eia eia ei, ei eia ei …«
»Halt, Ishmael!«, brüllte der Pastor. »Im Namen des Herrn, ich befehle dir stehenzubleiben! Ishmael!«
»Schieß, Abiram«, zischte William Hopwood, als er sah, dass der Indianer keine Anstalten machte, stehenzubleiben, sondern vielmehr zu rennen begann. »Schieß! Wir schicken ihn zum Teufel! Wir schicken die Rothaut zum Teufel!«
Gleichzeitig drückten sie ab. William Hopwoods Donnerbüchse begann zu zischen, zu stinken und vom auf derPfanne verbrannten Pulver zu rauchen. Die Muskete des Trappers klickte nur metallisch.
»Jesus …«, stöhnte Abiram Thorpe, als er auf die leeren Backen des Hahns schaute. Da war kein Feuerstein. Er musste unter der locker gewordenen Schraube herausgefallen sein. »Jesus!«
William Hopwood griff mit zitternden Händen nach dem Pulverhorn. Abiram hatte nur noch Zeit, die Muskete beim Lauf zu packen und auszuholen, um dem angreifenden Ishmael einen schrecklichen Schlag auf den Kopf zu versetzen. Doch der Indianer tauchte geschickt unter dem Kolben weg, stieß Abiram aus der Bewegung das Messer in den Bauch, und als der Trapper zusammenklappte, zerschmetterte er ihm mit einem mächtigen Hieb des Tomahawks den Schädel.
»Ishmael!«, schrie Maddox. »Komm zu dir, du Wahnsinniger!«
William Hopwood ließ die Donnerbüchse los, zielte mit der Pistole. Ishmael Sassamon wirbelte herum und schlug mit dem Tomahawk zu, das kleine Beil traf den Onkel in die Hand, die die Waffe hielt, prallte ab und ins Gesicht. Onkel William sackte zusammen, und die Pistole ging los. Der Pastor krächzte sonderbar und wankte, auf dem weißen Kragen erschien ein großer Blutfleck. Reverend Maddox versuchte vergebens, sich an einem Pfosten festzuhalten, und stürzte auf die Treppe. Jason Rivet verkroch sich unter einem Zaun.
Ishmael Sassamon beugte sich über den Körper von Abiram Thorpe, packte die mit Hirn bespritzten Haare. William Hopwood hielt mit einem Ärmel das vom Gesicht herabströmende Blut zurück, schaffte es irgendwie, Pulver auf die Pfanne der Donnerbüchse zu streuen, zog den Hahn zurück und jagte dem Indianer ein halbes Pfund gehacktes Blei ins Gesicht.
Ishmael flog nach hinten, stürzte zu Boden, dass eine Staubwolke aufstieg. William Hopwood brüllte wild und triumphierend, warf die Donnerbüchse fort, zog das Messer und stürzte sich mit drei Sprüngen auf den liegenden Indianer, packte die zu einem Knoten zusammengebundenen Haare, schnitt, noch immer brüllend, überm Ohr, das Blut spritzte ihm auf die Hände und ins Gesicht. In der Euphorie des Skalpierens beachtete er
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