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Etwas Endet, Etwas Beginnt

Etwas Endet, Etwas Beginnt

Titel: Etwas Endet, Etwas Beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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eine pensionierte Lehrerin, der es der geräuschvolle Katzensex nicht erlaubte, sich voll und ganz auf die Schicksale der Helden
im
Denver Clan
zu konzentrieren, die Tierchen fütterte, indem sie Fleischpastete auslegte, sorgsam vermischt mit   – gemahlenem Glas   …
    Und schon hatte ich eine Idee für eine Erzählung. Die zum Anthologietitel
Bedrohungen
passte. Ihr quält die Tiere, weil sie machtlos sind und nicht Gleiches mit Gleichem vergelten können? Seht euch vor! Seid nicht so selbstsicher!
    »Die Musikanten« erschien 1990 in der erwähnten Anthologie. Es war meine erste Erzählung, die nicht zur Fantasy gehörte. Damit meine ich natürlich die Fantasy in ihrer klassischsten Ausprägung, in irgendeinem Nirgendland spielende Geschichten von der Art Sword and Sorcery, »Schwert und Zauberei«. Denn »Die Musikanten« kann man doch zur Fantasy zählen. Wie ein großer Teil des Horrors passt sie in die Definition des Teilgenres, das nach einem Roman Ray Bradburys »Something Wicked This Way Comes« (deutsch
Das Böse kommt auf leisen Sohlen
) genannt wird. Verwandt sind auch   – wegen der Vermenschlichung von Tieren   –
Unten am Fluss
von Richard Adams und die übrigen Fantasys aus diesem »Tiergenre«.
    Und   – fast   – zum Schluss ein interessantes Detail: Nicht alle wissen, warum Sedeńkos Anthologie schließlich unter dem Titel
Alternative Visionen
und nicht als
Bedrohungen
erschien. Die weitaus meisten Autoren nämlich   – sei es aus Faulheit, sei es, weil sie sich in den vorgegebenen Begriff nicht einordnen konnten   – schickten Wojtek Arbeiten, die sie vom Boden der Schublade oder aus den hintersten Winkeln der Festplatte geholt hatten. Wie man leicht erraten kann, war das Themenspektrum deshalb sehr breit, und absolut nichts verband die Erzählungen. In den meisten war wie zum Tort keine Rede von irgendwelchen Bedrohungen, also blieb Sedeńko nichts weiter
übrig, als den Titel der Anthologie an ihren tatsächlichen Inhalt anzupassen.
    Ich erinnere mich auch, dass »Die Musikanten« in der »Katzenanthologie« des Verlages SuperNOWA erwähnt wurde. Aber das, wie es bei Kipling heißt, ist eine ganz andere Geschichte. Kommen wir zur Sache zurück, und das in Kürze.

Zum Schluss merke ich an, dass »Die Musikanten« 1990 mit dem Preis der Natalia-Gall-Literaturstiftung ausgezeichnet wurde. Das geschah fast gleichzeitig mit meiner ersten Auszeichnung im Fandom durch die Statuette des Janusz-A.-Zajdel-Preises. Das beweist, dass mich entgegen der landläufigen Ansicht der Mainstream keineswegs später als die Phantastik-Leute in ihrem Ghetto bemerkt und anerkannt hatte.
    Die Musikanten
    Die Senke
    D ort, wo die Stadt praktisch zu Ende war, hinter der Wendeschleife der Straßenbahn, hinter den in einem Einschnitt verborgenen Eisenbahngleisen und dem bunten Quadrat der Kleingärten, erstreckte sich ein unebenes, huckeliges Feld, vermüllt und zerwühlt, das Betonbrocken und Stacheldrahtbüschel bleckte und dicht bewachsen war mit Disteln, Quecken, Straußgras und Amarant.
    Es war ein Streifen Niemandsland, eine Pufferzone zwischen der steinernen Wand der Wohnblöcke und dem fernen, dunkelgrünen Wald, den der Smog graublau erscheinen ließ.
    Dieses Gebiet nannten die Leute
Loch
. Das war nicht der wahre Name dieses Ortes.
    Diese Gegend war immer leer, selbst die allgegenwärtigen Kinder drangen selten hierher vor   – nach dem Vorbild ihrer Eltern zogen sie für ihre Spiele Orte vor, die in den sicheren und bequem zu erreichenden Stahlbetonschluchten lagen. Nur manchmal, und das ganz am Rande, ließen sich hier Trunkenbolde nieder, die einen atavistischen Hang zum Grünen verspürten. Sonst verirrte sich niemand in das
Loch
.
    Ausgenommen die Katzen.
    Katzen gab es in der ganzen Siedlung reichlich, aber das
Loch
war ihr Reich, ihre unbestrittene Domäne und ihr Asyl. Die Hunde aus der Siedlung, die von ihren Besitzern regelmäßig auf die Katzen gehetzt wurden, machten an der Grenze der Einöde halt, kehrten mit eingezogenem Schwanz und jaulend zurück. Ergeben nahmen sie die grausamen Prügel hin, die ihnen ihre Herren »für die Feigheit« verpassten   – das
Loch
weckte in ihnen größere Furcht als die Schläge.
    Auch die Menschen fühlten sich im
Loch
unbehaglich. Am Tage. Denn nachts wagte sich niemand in das
Loch
.
    Ausgenommen die Katzen.
    Tagsüber lauernd und vorsichtig, streiften die Katzen nachts mit weichem, bedrohlichem Schritt durch das
Loch
, nahmen die

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