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Etwas ist faul

Etwas ist faul

Titel: Etwas ist faul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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oder soll ich?«
    Die Prinzessin Poporensky winkte schon bei dem Gedanken an Essen entsetzt ab.
    »Wie könnte ich einen Bissen hinunterbringen? Wer weiß, in welcher Gefahr sich meine Herrin womöglich befindet?«
    »Ach, der passiert nichts«, entgegnete Jane trocken. »Ich mache mir eher Sorgen um meine eigene Person. Wissen Sie, diese Leute werden ganz und gar nicht erfreut sein, wenn sie merken, dass sie die Falsche erwischt haben. Ja, sie könnten sogar ausgesprochen unangenehm werden. Nun, ich werde eben so lange wie möglich die hoheitsvolle Großherzogin mimen und, falls sich eine Gelegenheit bietet, schleunigst verschwinden.«
    Jane hatte Hunger und aß die Suppe allein auf. Sie hatte einen etwas komischen Beigeschmack, aber sie war heiß und gut gewürzt.
    Hinterher fühlte sich Jane schläfrig. Die Prinzessin Poporensky schien lautlos vor sich hin zu weinen. Jane setzte sich möglichst bequem auf dem unbequemen Stuhl zurecht und ließ den Kopf auf die Brust sinken.
    Nach wenigen Minuten war sie fest eingeschlafen.
     
    Jane schreckte aus ihrem Schlaf hoch. Irgendwie war ihr zu Mute, als hätte sie sehr lange geschlafen. Sie spürte einen unangenehmen, dumpfen Druck im Kopf.
    Und dann sah sie plötzlich etwas, das sie ruckartig hellwach werden ließ. Sie hatte das leuchtend rote Kleid an.
    Sie richtete sich auf und schaute sich um. Ja, sie saß noch immer in dem Zimmer in dem leeren Haus. Alles war noch genauso wie zu dem Zeitpunkt, als sie eingeschlafen war mit Ausnahme von zwei Tatsachen. Erstens, die Prinzessin Poporensky saß nicht mehr auf dem anderen Stuhl. Und Tatsache Nummer zwei, ihre eigene unerklärliche Verwandlung.
    Ich kann das Ganze nicht geträumt haben, dachte Jane, denn hätte ich es geträumt, dann wäre ich nicht hier.
    Als sie einen Blick zum Fenster warf, kam ihr ein weiterer bedeutsamer Umstand zu Bewusstsein. Bei ihrer Ankunft hatte strahlende Sonne durchs Fenster geschienen. Jetzt warf das Haus einen langen Schatten auf die sonnenbeschienene Einfahrt.
    Das Haus blickt nach Westen, überlegte sie. Als ich einschlief, war es Nachmittag. Also muss es jetzt früh morgens sein. Also war ein Schlafmittel in der Suppe. Also – ach, ich weiß nicht. Das Ganze ist verrückt.
    Sie erhob sich und ging zur Tür. Diese war unversperrt. Jane durchsuchte das Haus. Es war still und leer.
    Jane drückte die Handflächen gegen ihren schmerzenden Kopf und versuchte nachzudenken. Da fiel ihr Blick auf eine zerrissene Zeitung, die neben der Eingangstür lag. Eine dicke Schlagzeile stach ihr ins Auge.
     
    Amerikanische Gangsterbraut in England, las sie. Das Mä d chen im roten Kleid. Sensationeller Überfall beim Wohltäti g keitsbasar in »Orion House«
    .
    Mit wankenden Knien trat Jane in die Sonne hinaus und ließ sich auf den Eingangsstufen nieder. Während sie las, wurden ihre Augen immer größer.
    Der Bericht schilderte knapp folgenden Tatbestand: Unmittelbar nach der Abfahrt der Großherzogin Pauline hatten drei Männer und eine junge Frau in einem roten Kleid plötzlich Schusswaffen gezogen und damit die Menge in Schach gehalten. Sie hatten die hundert Perlen an sich genommen und in einem schnellen Sportwagen die Flucht ergriffen. Bisher war noch keine Spur von ihnen gefunden worden. Wie verlautet, habe die junge Frau im roten Kleid zuvor unter dem Namen einer Miss Montresor aus New York im Hotel »Blitz« gewohnt.
    »Ich bin erledigt«, stöhnte Jane. »Absolut erledigt. Ich habe ja von Anfang an gewusst, dass ein Haken dran war.«
    Und dann zuckte sie zusammen. Ein sonderbares Geräusch durchschnitt die Stille. Es war die Stimme eines Mannes, der in kurzen Abständen immer wieder das gleiche Wort hervorstieß.
    »Verdammt«, schimpfte die Stimme. »Verdammt.« Und gleich darauf wieder: »Verdammt!«
    Jane durchrieselte es kalt. Das Wort drückte so haargenau ihre eigenen Gefühle aus. Sie lief die Stufen hinunter. Am Fuß der Treppe lag ein junger Mann, der sich mühte, den Kopf vom Erdboden zu erheben. Sein Gesicht erschien Jane als eines der nettesten, das sie je gesehen. Es war voller Sommersprossen und trug einen liebenswürdig-ironischen Zug.
    »Verdammt, mein Kopf«, stöhnte der junge Mann. »Verdammt – «
    Er unterbrach sich plötzlich und starrte zu Jane hinauf.
    »Ich muss träumen«, sagte er schwach.
    »Das Gleiche habe ich auch gesagt«, entgegnete Jane. »Aber wir träumen nicht. Was ist mit Ihrem Kopf los?«
    »Jemand hat mir einen Schlag über den Schädel gegeben. Gott

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