Etwas ist faul
Möglichkeit, dass ein Bombenattentat auf mich geplant ist.«
»Aha«, murmelte Jane in einem Versuch, die unbeschwerte Art von Pauline zu imitieren. Sie hätte zu gerne die Frage der Bezahlung zur Sprache gebracht, wusste jedoch nicht so recht, wie sie das Thema anschneiden sollte. Aber Pauline enthob sie ihrer Sorge.
»Wir werden Sie natürlich gut dafür bezahlen«, bemerkte sie leichthin. »Ich kann mich momentan nicht genau erinnern, wie viel Feodor Alexandrowitsch vorgeschlagen hat. Wir sprachen von Francs oder Kronen, glaube ich.«
»Oberst Kranin«, sagte Jane, »sagte etwas von zweitausend Pfund.«
»Genau«, entgegnete Pauline lebhaft. »Jetzt erinnere ich mich wieder. Es ist hoffentlich genug, ja? Oder würden Sie lieber dreitausend haben?«
»Tja«, meinte Jane, »wenn es Ihnen nichts ausmacht, so hätte ich lieber dreitausend.«
»Sie verstehen sich auf geschäftliche Dinge, wie ich sehe«, sagte die Großherzogin freundlich. »Ich wünschte, ich täte es auch. Aber ich habe überhaupt keinen Begriff von Geld. Was ich mir wünsche, muss ich haben, und damit basta.«
Jane schien das eine schlichte, aber bewundernswerte Lebenseinstellung.
»Und dann besteht natürlich, wie Sie sagen, eine gewisse Gefahr«, fuhr Pauline nachdenklich fort. »Obwohl Sie mir nicht so aussehen, als ob Sie die Gefahr fürchteten. Ich selbst tue es auch nicht. Ich hoffe, Sie denken nicht, es geschehe aus Feigheit, dass ich Sie meine Rolle spielen lassen will? Sehen Sie, es ist für Ostrowa von allergrößter Wichtigkeit, dass ich heirate und mindestens zwei Söhne bekomme. Danach kommt es nicht mehr darauf an, was mit mir geschieht.«
»Ich verstehe«, sagte Jane.
»Und Sie sind einverstanden?«
»Ja«, erklärte Jane fest, »ich bin einverstanden.«
Pauline klatschte mehrmals heftig in die Hände. Sofort erschien Prinzessin Poporensky im Zimmer.
»Ich habe ihr alles erzählt, Anna«, verkündete die Großherzogin. »Sie wird sich nach unseren Wünschen richten, und sie soll dreitausend Pfund bekommen. Sagen Sie Feodor, er soll es sich notieren. Sie ist mir wirklich sehr ähnlich, meinen Sie nicht? Allerdings sieht sie besser aus, finde ich.«
Die Prinzessin watschelte aus dem Zimmer und kehrte mit Graf Streptitsch zurück.
»Wir haben alles geregelt, Feodor Alexandrowitsch«, sagte die Großherzogin.
Er verbeugte sich.
»Wird sie ihre Rolle aber auch spielen können?«, fragte er mit einem zweifelnden Blick auf Jane.
»Ich werd’s Ihnen zeigen«, sagte Jane plötzlich. »Sie gestatten, Madame?«, wandte sie sich zur Großherzogin.
Diese nickte erfreut.
Jane erhob sich. »Aber das ist ja fantastisch, Anna«, rief sie. »Ich hätte nie geglaubt, dass es so gut funktionieren würde. Kommen Sie, wir wollen uns Seite an Seite betrachten.«
Und wie Pauline es schon getan hatte, zog sie ihrerseits die Großherzogin vor den Spiegel.
»Sehen Sie? Das perfekte Ebenbild!«
Es war in Wort, Bewegung und Mimik eine ausgezeichnete Imitation von Paulines Begrüßung, und die Prinzessin nickte beifällig.
»Das war gut«, meinte Anna. »Die meisten Menschen würden sich davon täuschen lassen.«
»Sie sind wirklich sehr geschickt«, lobte Pauline. »Ich könnte niemals einen anderen Menschen nachmachen, und wenn es um mein Leben ginge.«
Jane glaubte ihr aufs Wort. Ihr war bereits aufgefallen, dass Pauline eine sehr egozentrische Persönlichkeit war.
»Anna wird nun alle Einzelheiten mit Ihnen besprechen«, fuhr die Großherzogin fort. »Führen Sie sie in mein Schlafzimmer, Anna, und probieren Sie ihr ein paar von meinen Kleidern an.«
Ein liebenswürdiges Nicken, und Jane war entlassen. Prinzessin Poporensky geleitete sie hinaus.
»Dieses hier wird Ihre Hoheit zur Eröffnung des Basars tragen«, erläuterte die alte Dame, während sie eine gewagte Kreation in Weiß und Schwarz emporhielt. »Das wird in drei Tagen sein. Es könnte sich die Notwendigkeit ergeben, dass Sie sie dort vertreten müssen. Wir wissen es noch nicht, weil wir noch keine Informationen darüber haben.« Auf Annas Geheiß streifte Jane ihre eigenen abgetragenen Kleidungsstücke ab und schlüpfte in das Kleid. Es passte ausgezeichnet. Anna Michaelowna nickte beifällig.
»Es passt genau – nur ein bisschen zu lang, da Sie etwa zwei Zentimeter kleiner sind als Ihre Hoheit.«
»Dem kann man leicht abhelfen«, sagte Jane rasch. »Die Großherzogin trägt Schuhe mit flachen Absätzen, wie ich bemerkt habe. Wenn ich die gleiche Art von Schuhen
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