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Eulenflucht - Kay, E: Eulenflucht

Eulenflucht - Kay, E: Eulenflucht

Titel: Eulenflucht - Kay, E: Eulenflucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Kay
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grübelte nicht weiter darüber nach. Ich erschrak. Links neben mir stand Konrad. Als er meinen verstörten Gesichtsausdruck sah, lachte er ungehemmt und entblößte dabei seine strahlend weißen Zähne.
    »Oh, entschuldige bitte. Ich wollte dich nicht erschrecken.«
    »Ich … ich habe dich gar nicht kommen hören«, erklärte ich hastig.
    »Sorry, wenn ich dich überrumpelt habe.« Er hob beschwichtigend die Hände. »Kommt nicht wieder vor. Was hältst du davon, wenn ich dir als Wiedergutmachung den Garten zeige?«
    Hätte ich nicht gewusst, dass Vio und Konrad zusammen waren, hätte ich den Vorschlag als eine eindeutige Anmache interpretiert. Romantische Spaziergänge mit dem Bruder meines Schwarms standen nicht häufig auf meinem Programm. Ich versuchte mich zu entspannen und nickte. »Ja, warum nicht.«
    Konrad führte mich auf die Terrasse. Wir schlenderten wortlos über den Rasen. Aufgestapeltes Brennholz lag am Rande der Wiese. Er setzte sich darauf und klopfte auf den freien Platz neben sich. Überrascht hockte ich mich zu ihm.
    »Wir sind noch gar nicht richtig dazu gekommen uns kennenzulernen. Schön, dass wir das jetzt nachholen können.« Erwartungsvoll schaute er mich an.
    »Ja, stimmt. Vio hat immer viel von dir erzählt«, sagte ich. Was Besseres fiel mir nicht ein.
    »Hat sie? Na, dann hoffe ich mal, dass sie die schlimmen Dinge ausgelassen hat.« Seine Lache dröhnte in meinen Ohren.
    »Schlimme Dinge?«
    »Das war ein Scherz.« Er lachte immer noch.
    Seine Augen funkelten. Sam und Konrad unterschieden sich nicht nur in der Haarfarbe, auch ihre Augen waren grundverschieden. Sams smaragdgrüne Augen waren von einem klaren und reinen Glanz. In Konrads Augen hingegen fehlte dieser Glanz. Bräunliche Schatten durchzogen seine silbrige Iris. In seinem Blick flackerte etwas Unkontrolliertes, ein beunruhigendes Durcheinander, welches in mir eine Art Fluchtinstinkt weckte. Es war dieses irritierende Gefühl, das ich bereits bei unserer ersten Begegnung gespürt hatte. Ich fröstelte und schlang die Arme um meinen Oberkörper.
    »Ich war sehr froh, als ich erfahren habe, dass wir hier herziehen.«
    »Wegen Vio?«
    »Ja, es ist mehr als ein glücklicher Zufall gewesen, dass Friedrich, unser Vater, den Job in Neuburg bekommen hat.«
    Er hob einen Kieselstein auf und warf ihn in einen Blumenkübel.
    »Wie … wie meinst du das?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Ich glaube an glückliche Fügungen. Und es war eine glückliche Fügung, ausgerechnet an den Ort zu ziehen, in dem auch Vio wohnt.« Konrad schaute zur Scheune hinüber und in seinem Blick lag eine unerwartete Sanftmut.
    »Du meinst so etwas wie Schicksal?«
    »Ja. Irgendwie schon.« Konrad lachte fröhlich und seine plötzliche Unbeschwertheit, ließ mich daran zweifeln, zuvor ihm gegenüber ängstlich und voreingenommen gewesen zu sein. »Weißt du …«, fuhr er fort, » … als ich Vio das erste Mal bei dem Surf-Cup sah, wusste ich, dass sie die Eine ist.«
    Verblüfft schaute ihn an und schämte mich insgeheim. In seinem Geständnis schwang solch eine Offenheit und Aufrichtigkeit mit, die ich ihm nie zugetraut hätte.
    »Es ist so, als wären sie und ich schon immer füreinander vorgesehen gewesen.« Konrad starrte in die Ferne, suchte nach den passenden Worten. »Man könnte es mit Yin und Yang vergleichen. Wir ergänzen und bedingen einander und können nicht mehr ohne den anderen existieren.«
    »Wow …« Seinen bedeutsamen Worten hatte ich nichts entgegenzusetzen,was dieser Aussage gerecht wurde. Ich nahm mir vor, zukünftig keine voreiligen Verurteilungen mehr zu treffen. »Das … ist wirklich schön«, flüsterte ich immer noch ergriffen.
    Er nickte und legte den Kopf schräg. »Und gibt es auch den einen für dich? Deinen persönlichen Yang?«
    Diese Frage kam unverhofft. Was sollte ich darauf sagen? Ich grub meine Fingernägel in das Brennholz. Die Gedanken wirbelten wie ein Bienenschwarm in meinem Kopf. »Nein«, presste ich raus. »Ich meine, ich habe zwar einen Freund, aber … aber das ist nicht … es ist eigentlich gar nichts.« Frustriert schaute ich auf den Boden und klaubte den Lipgloss aus meiner Jackentasche. »Er ist nicht mein Yang.«
    »Hört sich kompliziert an.« Konrad stützte die Ellenbogen auf Knie und faltete die Hände, wobei sein Amulett nach vorne und zurück schwang. »Darf man fragen, wer es ist?«
    »Ja klar. Pascal.« Mit dem Zeigefinger verteilte ich etwas Gloss auf meinen Lippen.
    »Ach. Ist das nicht der

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