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Eulenspiegel

Eulenspiegel

Titel: Eulenspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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sich doch. Ich habe schon mit Günther gesprochen, und er wird sofort tätig, wenn wir ihm grünes Licht geben.« Er drückte einen Knopf an seiner Sprechanlage: »Frau Meisters, würden Sie …«
    »Die zweite Tasse steht schon bereit«, kam es sofort zurück, und keine zehn Sekunden später brachte die Sekretärin ein Tablett herein und stellte es auf Steins Schreibtisch ab: eine große Kanne Tee, Sahne, Kandis, eine Schale mit kleinen Biskuitkuchen.
    »Mein zweites Frühstück«, erklärte Stein. »Danke, Frau Meisters.«
    Er goß selbst ein. »Ich hoffe, van Appeldorn, Sie mögen’s ostfriesisch.«
    »Ja, natürlich, sehr nett, danke.« Van Appeldorn zog seinen Anorak aus und wollte ihn über die Stuhllehne hängen, aber die Sekretärin griff danach, nickte bestimmt und nahm ihn mit ins Vorzimmer.
    »Fangen wir bei dem Postraub an.« Stein legte beide Hände um die Teetasse und machte es sich bequem. »Allem Anschein nach waren da wohl Profis am Werk.«
    »Richtig«, bestätigte van Appeldorn. »Alles weist darauf hin. Und wir haben augenfällige Parallelen zu den beiden Raubüberfällen …«
    »… in Grevenbroich und Dormagen«, beendete Stein den Satz. »Profihandschrift – das behalten wir im Hinterkopf – und kommen zu Punkt zwei.«
    Van Appeldorn setzte sich unwillkürlich aufrecht hin. Wenn Stein loslegte, dann mußte man bei der Sache sein. Er hielt sich nie mit unnötigem Geplänkel auf.
    »In den letzten Jahren hat sich in unserem Grenzgebiet ein Schwarzarbeiterring aufgebaut. Da hängen deutsche Firmen mit drin, holländische Unternehmer, ein paar Staatsbeamte und eine erkleckliche Anzahl von Arbeitern, die zum großen Teil illegal im Land sind.«
    »Auch wenn’s vielleicht blöd ist«, unterbrach ihn van Appeldorn, »aber eine Sache verstehe ich nicht. Koppelbaase, die arbeiten doch in Holland seit zig Jahren höchst erfolgreich. Gibt es einen Grund, warum die jetzt in Deutschland tätig werden? Ich meine, warum lassen die sich zum Beispiel auf den internationalen Geldtransfer ein? Das Risiko ist doch viel größer. Und dann ist es auch merkwürdig, daß die Arbeiter in Deutschland malochen und in Holland wohnen und jeden Tag über die Grenze kommen.«
    »Ach was«, entgegnete Stein, »die wohnen gar nicht. Die hausen in ihren Autos oder in ausgemusterten Caravans auf irgendwelchen Campingplätzen, jedenfalls ein Großteil. Aber es gibt schon einen Grund, daß diese schrägen Koppelvögel sich jetzt auf Deutschland konzentrieren. In Holland hat es nämlich eine Gesetzesänderung gegeben. Meine Kollegen jenseits der Grenze müssen nicht mehr lange gegen den Koppelbaas ermitteln, die können sich direkt an die Firmen halten, die Schwarzarbeiter beschäftigen. Und diese Firmen kriegen ohne großes Federlesen saftige Strafen aufgebrummt. Deshalb lohnt es sich für die gar nicht mehr, illegale Arbeiter einzustellen.«
    »Nicht schlecht.« Van Appeldorn griff sich geistesabwesend drei Küchlein aus der Schale. »Wir haben es also mit einem gut organisierten Schwarzarbeiterring zu tun.«
    »Ja, und falls wir Günther von der Leine lassen, schlägt der in den nächsten Tagen zu. Wenn ich ihn richtig verstanden habe, ist ein Klever Anwalt an der Arbeitsvermittlung beteiligt, und Günther ist ziemlich sicher, daß er bei einer Razzia in dessen Kanzlei die entscheidenden Unterlagen finden wird. Wollen wir ihm mal kräftig die Daumen drücken, was?«
    Er schob van Appeldorn die Kuchenschale rüber. »Noch ein Madeleinechen? Sind die nicht köstlich? Die kriege ich immer direkt aus Frankreich.« Er nahm sich einen Kuchen, betrachtete ihn von allen Seiten und biß dann genüßlich ab. »Nun zu der anderen Geschichte, bei der unser Postraub ins Spiel kommt. Wir wissen schon seit längerem, daß in unserem idyllisch anmutenden Landstrich in recht großem Umfang Geld gewaschen wird. Ich persönlich bin überhaupt nicht glücklich mit dem Begriff Russenmafia, aber leider hat er sich mittlerweile eingeschliffen. Wie auch immer, es scheint sich dabei um eine Organisation zu handeln, deren Drahtzieher aus dem ehemaligen Ostblock kommen. Eine der größeren Waschanlagen ist wohl die Wechselstube an der Grenze in Wyler.«
    »Die Bude, die da so einsam im Niemandsland steht? Ich habe mich immer schon gefragt, wie die existieren kann, seitdem die Grenzen offen sind. Aber wenn ihr das doch wißt.«
    »Die Beweise sind wie immer das Problem. Aber die kriegen wir schon noch. Die Wechselstube ist auch nur eine der

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