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Euro Psycho

Euro Psycho

Titel: Euro Psycho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Taylor
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nach dem Tod? Ein bisschen trübe. Ein bisschen armselig. Inzwischen kann ich etwas mehr erkennen, in der Mitte meines Sichtfelds befindet sich irgendwas Braunes. Eine Gestalt mit braunen Klamotten.
    Ich bin in irgendeinem Raum. Aber was ist dieser braune Klecks so dicht vor mir? Ich blinzle, kneife die Augen zusammen. Der Klecks nimmt irgendeinen Gegenstand, führt ihn an mein Gesicht und drückt ihn mir auf den Mund.
    Ein Glas. Wasser. Ich trinke.
    Nach und nach kann ich die Dinge im Zimmer erkennen: billige Vorhänge, ein klobiger Kleiderschrank, ein verdrecktes Waschbecken. Ein Hotelzimmer. Höchstens zwei Sterne. Ich starre erneut die Gestalt an, den Klecks, der langsam die Umrisse einer Person annimmt. Sie kommt mir irgendwie bekannt vor.
    »Und, Kingy?«
    Jetzt erkenne ich ihn, es ist der Typ vom Flughafen. Dem ich das Geld zugesteckt habe, damit ich in die Erste-Klasse-Lounge komme. Der Typ mit der Craghoppers-Jacke.
    »Wo bin ich? … Was ist passiert?«, krächze ich.
    »Im Krankenhaus hat man dein Handy gefunden, Kingy. Und da ich der Letzte war, den du angerufen hast, hat man mich benachrichtigt.«
    »Wo ist die Gola-Tasche?!«, brülle ich plötzlich. »Wo ist die Gola-Tasche?!«
    Er deutet mit den Augen auf eine Stelle am Boden, neben dem Bett, in dem ich liege. Dort steht die Tasche, ich beruhige mich, nehme erneut einen Schluck und schaue mich im Zimmer um. Meine Augen schmerzen und meine Rippen tun höllisch weh. Mein Kopf scheppert wie ein Gamelan-Orchester auf einem Milchwagen. Mir geht’s beschissen.
    »Sind wir immer noch in Spanien?«
    »In meinem Hotelzimmer.«
    »Wo sind die anderen, mit denen du gekommen bist?«
    »Spielen Golf. Sie wissen nicht, dass du hier bist.«
    »Warum bist du nicht auf dem Platz?«
    »Ist nicht mein Ding, Kingy.«
    »Warum machst du dann einen Golfurlaub, du Pappnase?«
    Er überlegt. »Weiß nicht. Mein Bruder ist auch dabei, und ich dachte … Ich mag Eidechsen. Es gibt hier Eidechsen und Geckos.« Er lächelt in sich hinein.
    Das ist echt bizarr. »Warum hast du mir geholfen?«
    »Ich fand dich in Ordnung. Du hast gesagt, du wärst unschuldig.«
    »Das bin ich. Glaubst du mir etwa?«
    »Nein … Weiß nicht … Eigentlich glaub ich gar nichts.«
    Okay. Ich versuche mich aufzusetzen, aber ich sinke stöhnend wieder zurück.
    »Was hast du jetzt vor, Kingy? Fliegst du nach Hause?«
    »Geht nicht. Alle glauben, ich hätte mich kaufen lassen. Die Presse würde mich auf Schritt und Tritt verfolgen. Mir das Leben zur Hölle machen.«
    »Was dann?«
    »Hier bleiben … Die Zeit totschlagen, in Form bleiben. Das hat Keegan …«
    »Häh?«
    »Nichts.«
    »Äh, okay … Wenn du hier bleibst, Kingy, werden dich noch mehr Leute wiedererkennen. So wie du rumläufst …«
    »Wie laufe ich denn rum?«
    »Na ja, nicht gerade unauffällig … Mit dieser lächerlichen klobigen Uhr. Den albernen Klamotten. Und der bescheuerten Sonnenbrille.«
    Er hat recht. Ich bin viel zu modisch gekleidet, um in der C&A -Meute der del Sol abzutauchen.
    »Ziehen wir dir ein paar normale Klamotten an, dann gehen wir was frühstücken … All you can eat! «
    Himmel. Werden da auch Luftballons verteilt? Und Malbücher?
    Ich versuche aufzustehen. Mit der Unterstützung des Bauerntrampels schaffe ich es und kämpfe mich zum Kleiderschrank rüber.
    »Zieh das hier an«, sagt er und reicht mir eine Fruit-of-the-Loom-Jogginghose mit Gummizug und ein Poloshirt von Burton. Ich zwänge mich in die Klamotten. Ich bin nicht ganz ich selbst. Er setzt mir eine schmierige Millets-Baseballkappe auf den Kopf, schiebt mir eine windschiefe No-Name-Sonnenbrille ins Gesicht und wirft mir ein Paar stinkende Rucanor-Turnschuhe zu.
    Ich bin zu schwach, um Widerstand zu leisten. Ja, ich nehme sogar meine Uhr ab.
    Wir verlassen das Zimmer und schlurfen durch die gebohnerten Gänge zur Treppe. Er hilft mir nach unten. Ich habe höllische Schmerzen, doch ich schaffe es. Ein großer Raum mit Frühstücksbuffet und Fenstern, die den Blick auf eine vertrocknete braune Rasenfläche freigeben. Grauenvoll, der Laden. Wir setzen uns, niemand nimmt von uns Notiz. Ich falle also nicht auf.
    Der Bursche erhebt sich, um was zu essen zu holen, während ich die Tischplatte anstarre. Perspektive Kev: ein Öltuch voller Marmeladeflecken und Spritzer eines 08/15Ketchups. Ich bin meilenweit von Zone eins entfernt. Diese Tatsache schmerzt ebenso sehr wie mein Schädel. Er bringt mich noch um, aber damit muss ich jetzt fertig werden. Der

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