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Euro Psycho

Euro Psycho

Titel: Euro Psycho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Taylor
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Rinnstein hinunterbeugt und einen verdreckten Hundewelpen streichelt. »Bist du fertig?«, frage ich nach ein, zwei Minuten.
    »Herrgott noch mal, Kev.«
    »Wie viel Schulden haben wir?«
    Er nennt mir die Summe. Es ist zwar heftig, aber keine Katastrophe. Ich werde einen Vorschuss auf mein Wochengehalt verlangen. Unser Präsident, der gute David, wird sich darum kümmern. Auch wenn’s wehtut, ich brauche ihn. »Pass auf, Mids, wenn ich die Schulden begleiche, dir für deinen ganzen Ärger zwanzig Riesen zukommen lasse, und fünfzig, um den Laden auszustaffieren, können wir dann in zwei Wochen eröffnen?«
    »Herrgott noch mal, Kev.«
    Ist das alles, was er sagen kann?
    »Hör zu, die Leute in diesem Land werden mir zu Füßen liegen. Am Ende der Saison werden goldene Denkmäler meiner Eier auf dem Dach der Nationalbank stehen.«
    »Du bist ein Arschloch, Kev.«
    Ich werd’s verkraften. Geht schon klar. Ich bin ein Arschloch. Das ist mein Job.
    »Und?«
    Er seufzt, doch schließlich sagt er: »Das wäre machbar, Kev.«
    Ich beende das Gespräche und betrachte meine Reflexion im Spiegelglas des Ladens. Der Lifestyle nimmt langsam Fahrt auf. Ich habe mir – heute Morgen, wenn ihr schon fragt – eine neue Geneve-Big-Bang-Hublot-King-Power-Armbanduhr aus schwarzer Keramik gekauft. Und jetzt das: eine neue Filiale. Nicht im Nobelviertel unter den güldenen Arkaden, sondern in diesem aufstrebenden Stadtteil.
    Besser.
    Aber trotzdem. Wie gewissenhafte Schüler eures Kev wissen: Obwohl das Lifestyle-Öl wieder durch den Mode-Motor gepumpt wird, wenn ich so sagen darf, werde ich mich damit nicht zufriedengeben. Ich werde mich nicht auf meinen Lorbeeren ausruhen. Denn auch wenn ein erstklassiger Lifestyle unverzichtbar ist, das reicht nicht … Ich bin ein Idealist, ein Träumer, ein Visionär. Ich werde keine Kompromisse machen.
    Der Wichser hat mich ruiniert. Und nicht nur das, er hat meinen Sport in Verruf gebracht.
    Das werde ich beweisen, um mich zu rehabilitieren. Ich werde mich rächen und eine triumphale Rückkehr auf die Insel feiern.
    Und ich werde versuchen, diese Ika abzuschleppen. Denn Kev. Ist. Zurück.
    Mit Macht.
    Nein. Mit aller Macht.

Rituelle Peniswaschung
    Unser Publikum beschimpft mich, und auf dem Platz steht ein Schaf.
    Wir spielen zu Hause im Bwpandzjanow-Stadion, draußen in den mittelalterlichen Vororten. Zehn Minuten bis zum Anstoß, ich stehe mit Eisenfaust und El Presidente im Mittelkreis, wo ich den Zuschauern vorgestellt werde. Siebenhundertdreiundfünfzig von ihnen sind gekommen. Die meisten tragen Billig-Imitate von Premier-League-Trikots. Diese Trottel. Sie ziehen zum Spiel ihrer eigenen Mannschaft die Jerseys eines anderen Teams an. Das ist nun mal die Faszination der Marke Premier League: SIE IST DIE BESTE LIGA DER WELT.
    Eine Liga, die ihre Fernsehrechte in über vierundfünfzigtausend Länder verkauft. Im Gegensatz zu dieser Liga, die ihre Rechte in genau eins verhökert. Und einmal heißt keinmal. Denn unser Produkt wird in keinem anderen Land der Welt ausgestrahlt. Ich bin also in einer Fußball-Sackgasse gefangen. Die Fans buhen und pfeifen, diese Trikot-Imitat-Träger werfen mir alle möglichen Beleidigungen an den Kopf. Sie beschimpfen mich offensichtlich als Betrüger, als Spielmanipulator. Und noch Schlimmeres.
    Doch ich stehe einfach nur da, in einem unentschuldbaren Vereins-Trainingsanzug, während das Schaf meine Handfläche ableckt, und lasse die Beschimpfungen über mich ergehen. Derweil dröhnt Eisenfausts raue Stimme über ein klobiges altes Mikrofon aus dem Lautsprecher.
    »Tzzzanderd iwbunnnroll« oder so was sagt er, worauf sich El Presidente zu mir vorbeugt und übersetzt. »Er erklärt, dass an den Anschuldigungen gegen Sie nichts dran ist, und dass es eine Ehre ist, Sie als Spieler in unseren Reihen zu haben.«
    »Rwovasian slabkutschio wnad«, fährt Eisenfaust fort. »Woher wissen Sie, dass ich es nicht getan habe?«, frage ich den Präsidenten. »Jetzt heißt er Sie in unserem Land herzlich willkommen«, erwidert er bloß und weicht der Frage aus.
    Dann ertönt über uns ein lautes Dröhnen – ein Donnergrollen –, und es fängt an zu regnen. Da die Tribüne kein Dach hat, müsste das Publikum eigentlich ziemlich genervt sein. Doch weit gefehlt, Applaus brandet auf, und ein freudiges Gemurmel hebt an. Dann brüllt jemand »Vik Dink«, die anderen stimmen mit ein, bis alle siebenhundertdreiundfünfzig Zuschauer, so scheint es, aus voller Kehle »Vik Dink, Vik

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