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Euro Psycho

Euro Psycho

Titel: Euro Psycho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Taylor
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Dink«, skandieren.
    »Was zum …?«, sage ich.
    »Vik ist an Malaria erkrankt«, erklärt El Presidente. »Hat er sich bei der Fremdenlegion eingefangen. Er spielt zwar bei Hitze – Vik würde auch in einem Sandsturm spielen –, doch am besten spielt er, wenn es regnet. In unserem Land nennen wir es das ›Vik-Dink-Wetter‹.«
    »Die Zuschauer lieben ihn, was?«, frage ich.
    »Mehr als ihre eigenen Mütter.«
    Das geht etwas zu weit. Die Präsentation ist vorbei, und ich trotte zur Seitenlinie. Mit klappernden Stollen gehe ich auf der Rückseite der Tribüne Richtung Umkleidekabine. Besser gesagt zu einem Baucontainer. Das hört sich vielleicht primitiv an. Und genau das ist es auch. Denn das einzige kalte Wasser kommt aus einem Metallklumpen, den sie als Duschkopf bezeichnen. An den Innenwänden kriecht feuchter Schimmel empor. Im Raum stehen mit Splittern überzogene Holzbänke.
    Es ist erbärmlich. Mega-erbärmlich.
    Eisenfaust, unser Trainer, ist nirgends zu sehen. Er hält keine Mannschaftsansprache. Komisch.
    Es tut weh. Die anderen Spieler beäugen mich misstrauisch.
    Dieses Amateur-Team aus Bogenschützen und Metsiedern, aus Gerbern und Apfelpflückern oder was weiß ich wagt es, einen Musterprofi anzustarren. Serj Tankian wirft mir einen verächtlichen Blick zu. Da ich ihn auf die Bank verbannt habe, ihn in Grund und Boden gespielt habe, kann ich seine frostige Reaktion verstehen. Doch dass Bedros, Boghos und Babak Joshi – oder die BeJoshis, wie ich sie von jetzt an bis zum Ende aller Zeiten nennen werde – mich so komisch anschauen, ist nicht in Ordnung. Genauso wenig wie der stechende Blick, mit dem der Flügelspieler Murman Abbasov mich anstarrt. Keine Frage, sie halten mich für einen Betrüger, für ein kriminelles Element, das hier in ihrer Umkleidekabine hockt. Aber vielleicht sind sie auch nur etwas neidisch, weil sie von meinem – für sie – astronomischen Gehalt erfahren haben.
    Egal. Ich bin hier, um Titel zu sammeln, um mich in die Fußball-Geschichtsbücher des Couscous einzutragen. Ich werde diese Jungs mit meiner überragenden Ballografie überzeugen. Ich werde wie ein Fußball-Heide über den Platz tänzeln, wie ein Kriegerkönig.
    Oh Scheiße. Als ich aufschaue, entdecke ich, dass der massige Vik Dink bedrohlich näher kommt. Seine Hände sind so groß wie verdammte Schilde. War’s das jetzt? Wird er mich zerquetschen? Nein, eine seiner Hände schwebt langsam in meine Richtung und umklammert die winzige Flosse, die ich ihm entgegenstrecke. Dann wendet er sich zum Rest der Mannschaft.
    »Egal, wie ihr über Kev denkt«, sagt er zu den Spielern, mir zuliebe auf Englisch. »Wenn er seine Leistung bringt und sich in den Dienst der Mannschaft stellt, hat er meine volle Unterstützung.«
    Vik dreht sich wieder zu mir um. »Herzlich willkommen«, sagt er und zwinkert mir zu. » Reißen wir ihnen ein zweites Arschloch! So sagt man wohl in der Premier League.«
    »Aaaaaaaaaaahhhhhhhhhhhh!«, brülle ich nur und stoße einen Kriegsschrei aus, der mich selbst überrascht. Ich pushe mich für das Spiel hoch und lasse den Frust raus, der sich in meiner fußballfreien Zeit angesammelt hat. Denn, okay, in jüngster Vergangenheit hat die flatterhafte Muse des Fußballs mir zwar die Halbzeit-Erfrischung verweigert und mir stattdessen übel die Buxe über den Arsch gezogen, aber jetzt bin ich wieder da.
    Ich drehe mich um und schreite zur Tür. Ich bin heiß darauf, endlich auf den Platz zu kommen. »Halt, Kev«, sagt Vik Dink. »Wir haben hier ein kleines Ritual. Wir sind nämlich etwas abergläubisch.«
    Abergläubisch? Wie alle Fußballer, Vik. Jedes Mal wenn ich eine Ecke trete, denke ich an den sensationellen R&B -Sänger Craig David. Vor jedem Halbfinale schaue ich mir Feld der Träume von Schauspieler/Regisseur Kevin Costner an, und vor jedem Finale seinen Tin Cup .
    Ich mache mich also auf eine kleine Zwangshandlung unter Sportlern gefasst. Ich bin gespannt.
    Gespannt wie ein Flitzebogen.
    Vik Dink greift in seine Sporttasche, zerrt etwas heraus, das aussieht wie eine violette Priesterrobe, und zieht sie sich über den Kopf. Scheiße, was geht hier ab? Aus einem abgewetzten Schrank in der Ecke des Containers holt er einen Eichentisch, in den Runen und Symbole geritzt sind, und stellt ihn in die Mitte der Umkleide. Dann nimmt er eine riesengroße Silberschüssel und stellt sie auf den Tisch. Scheiße, was wird das hier?
    Ein Kinderopfer? Trinken wir Blut?
    So oder so, das hier ist durch die

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