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Euro Psycho

Euro Psycho

Titel: Euro Psycho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Taylor
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»Du bist der Mond, und ich bin die Gezeiten. Du der Zirkus und ich nur ein Clown«, sagt er in einem poetischen Tonfall, erneut ohne sich umzudrehen, und ich spüre, wie Ika neben mir leicht zusammenzuckt und schwer Luft holt. Als hätte er ein Gedicht aus ihrer gemeinsamen Vergangenheit rezitiert und damit in einer alten Wunde gebohrt. Irgendetwas ist zwischen den beiden, keine Frage. Aber was? Und wo, na ja, steht euer Kev in der ganzen Angelegenheit?
    »Hags, Kumpel«, steige ich ein und gebe ihm zu verstehen, wer hier der Chef ist. »König David hat mich geholt …«
    »Ich weiß«, sagt er und dreht sich erneut um, den Blick auf seine ausgelatschten Schuhe gerichtet.
    »… um hier aufzuräumen«, erkläre ich.
    »Er hält dich für unschuldig?«, fragt er geradeheraus.
    Hagop hat offensichtlich von den Manipulationsvorwürfen gehört. Er ist also doch nicht so aus der Welt, wie es den Anschein hat. »Er weiß , dass ich unschuldig bin. Hör zu, Hagop, man hat mir gesagt, du wärst ein Klassespieler, obwohl ich sagen muss, dass ich mir das kaum vorstellen kann, wenn ich dich hier so sehe.«
    »Kev!«, weist mich die Prinzessin zurecht.
    »Er hat recht«, sagt Hagop, »ich bin nicht gerade in Tipform.«
    »Topform«, korrigiere ich ihn freundlich. Er lächelt.
    Er sieht gut aus, unser Fanusian, wenn er lächelt. Zumindest hat er noch alle Zähne.
    »Wir sortieren die faulen Äpfel aus und führen den Verein dorthin, wo er hingehört. Bauen eine richtige Mannschaft auf.«
    »Wirklich?«, sagt er mit Blick auf Ika.
    »Ja«, antworte ich. Das werden wir.
    »Du willst mit uns den zehnten Titel holen?«
    »Scheiße, Mann, ja«, versichere ich.
    Er kehrt uns den Rücken zu und beobachtet wieder die Jungs beim Kicken. Der Wind peitscht gegen seinen schimmeligen Mantel und streicht durch sein strähniges Haar. »Wollen Sie , dass ich zurückkomme, Prinzessin?«
    »Ja«, sagt sie bloß. Ohne so etwas wie ein »Unbedingt«.

Xperimo-Naht
    »Gut, gut, gut«, sage ich beim Betreten der Filiale.
    Zu meiner Linken Anzüge. Darunter der KKC -Droit-Du-Seigneur-Two-Button-Anzug.
    Zur meiner Rechten T-Shirts und Hemden. In der Mitte Schuhe und Hosen.
    Ich schlendere in den hinteren Teil der Verkaufsfläche, wo Mid Life, vornübergebeugt, letzte Hand an die Ware im Schaufenster legt. »Gut gemacht, Mids.« Ich zwinkere ihm zu. »Geht’s dir inzwischen besser?«
    »Mir ging’s nie schlecht«, sagt er mit zusammengepressten Zähnen.
    Aber das ist Schwachsinn.
    Vor ungefähr einem Jahr war Mids untergetaucht. Eine ganze Woche. Ein treusorgender Familienvater, der seine Reihenhauskinder zum Ballett und Cellounterricht in die Zone vier rauskutschiert. Und sich, das muss man sagen, für KKC den Arsch aufreißt. Mr. Zuverlässig. Doch eines Abends verabschiedete er sich einfach, verschwand von der Bildfläche. Elf Tage später fand man ihn an einem Strand in Ayia Napa unter einem Knäuel von Nutten und mit einer Dosis Narkosemittel intus, die gereicht hätte, um das Trojanische Pferd in die ewige Nacht zu schicken.
    Und er trug ein Hard-Rock-Cafe-T-Shirt.
    Das war des Guten zu viel. Ohne Ankündigung Frau und Kinder für einen Kurzurlaub sitzenlassen, um herumzuhuren und sich die Rübe wegzulöten? Schön und gut. So wie der Junge sich den Arsch abgearbeitet hat, ist das nicht weiter verwunderlich. Und seine Frau ist daran auch nicht ganz unschuldig, wie ein gewisser Handyfilm beweist.
    Aber ein Hard-Rock-Cafe-T-Shirt?
    Unentschuldbar. Dann dauert es nicht mehr lange, und der Arsch hängt bei McDonald’s ab. Und spielt Minigolf.
    Ähem. Das bleibt unser kleines Geheimnis.
    Auf jeden Fall ist er noch immer nicht drüber weg, das sieht man. Wahrscheinlich spürt er immer noch das Brennen des Hard-Rock-Cafe-Logos auf seiner Brust. Nicht, dass mich das sonderlich interessiert. Seine Brust, meine ich. Ich möchte nur, dass in dieser Filiale alles reibungslos läuft. »Wann werden wir eröffnen?«, frage ich.
    »Wir sind fertig, es fehlen nur noch die Angestellten. Wir haben heute mehrere Vorstellungsgespräche.«
    »Darum bin ich hier, Mids.«
    Er schüttelt den Kopf nach dem Motto »Scheiße, war ja klar« und reicht mir eine der regionalen Zeitungen. Sie ist so gefaltet, dass ich auf ein Kästchen schaue, in dem die Worte »Frdamiern Sexy! 18 – 27 tudszjen« stehen, darunter unsere Telefonnummer mitsamt Adresse.
    »Sexy Bräute gesucht, achtzehn bis siebenundzwanzig Jahre alt«, erklärt Mids. »Das erste Gespräch ist in fünf

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