Euro Psycho
entschieden? Für eine erstklassige Nacht voller Ferkeleien?
Aber nein. »Glückwunsch, Kev«, sagt sie, nimmt mich am Arm und geht auf die Tür zu. »Was würde Toshack darüber schreiben?«
Ein Halogen-Heizgerät
Sie haben sich auf dem Platz im Halbkreis um mich herum aufgestellt. Die frischgebackenen Profis: Der Ex-Briefträger Sahvo Mamedow, der nur noch ein Ohr hat. Der mürrische ehemalige Tabakhändler Zatik Vogel. Und die anderen Jungs. Sie unterhalten sich über den wahnsinnigen Killerfan. Er hat wieder zugeschlagen, hat unseren korrupten Ex-Verteidiger Lado Borodin erledigt.
Die Sache hat sie ganz schön mitgenommen. Zugegeben, sie sind nicht gerade Weltklasse. Aber wir haben jetzt auch Ash und Nico, sie stehen am Rand der Gruppe. Und soweit ich weiß, sind jetzt alle sauber. Die Unbestechlichen sind wir. Mit mir als Leinwandheld Kevin Costner sind wir bereit, den Al Capone der Spielmanipulation zur Strecke zu bringen und die Prohibition in der Liga aufrechtzuerhalten. Wenn ich so sagen darf.
Aber zunächst eine kleine Ansprache.
Ich erzähle den Jungs, dass Eisenfaust, ihr reitender Alki-Trainer, gefeuert wurde. Sie nehmen die Neuigkeit kommentarlos hin. Aber es gibt eine Sache, die ich wirklich wissen möchte: »Warum wurde er Eisenfaust genannt?«
»Das war ein Witz«, erklärt Vik Dink.
»Schön«, sage ich und füge hinzu: »Jungs, ihr habt die Neuen ja bereits kennengelernt.«
Sie nicken.
»Das hier ist Ash Hughes, ein Top-Innenverteidiger, er ersetzt den korrupten Borodin. Er ist in der Lage, Pässe zu antizipieren, das Spiel zu lesen.«
»Absolut«, sagt Ash, während die couscousischen Jungs ihn allesamt anstarren.
Sie kennen ihn bestimmt aus den Fernsehübertragungen der Premier League – so wie mich –, und sie werden großen Respekt vor ihm haben.
Jetzt ist etwas Mitarbeiterführung angesagt.
»Ash ist zu uns gekommen, weil er an unseren Club glaubt .«
Von wegen, er kannte den Verein gar nicht.
»Weil er glaubt , dass ihr ihm als Fußballer ebenbürtig seid.«
Das ist EINE DREISTE LÜGE .
»Warum erzählst du den anderen nicht ein wenig von dir, Ash?«
»Äh.« Ash wird rot. »Meine Mutter lebt noch. Mein Vater nicht mehr. Und ich stehe auf Videospiele.«
»Also«, unterbreche ich ihn, »Ash ist ein absoluter Teamplayer.«
Nico fängt an zu husten, er möchte ebenfalls vorgestellt werden.
»Und das hier«, sage ich und deute auf den zwei Meter großen belgischen Stürmer in seinen Nike-New-Mercurial-Vapor-II-Schuhen mit multidirektionalem Stollenprofil und glasfaserverstärkter Laufsohle, »ist Nico van Nilis, der zu uns gekommen ist …«
»… Weil ich musste«, meldet er sich zu Wort. Das stimmt. Real hätte ihn verklagt, wenn er nicht gegangen wäre. »Ich werde die Torjägerkrone holen«, erklärt Nico ganz im Stile eines Kev. Allerdings wirkt er, als wäre er am liebsten ganz woanders.
Verständlich.
Denn bis vor einer Woche hat er unter José Mourinho bei Real gespielt, dem ersten weltweiten Markenbotschafter für Braun-Rasierer. Doch dann hat Nico den kurzbeinigen Diktator angegriffen. Mit Pfeil und Bogen. Wirklich.
Er hat ihm beim Training, zack, einen Pfeil in den Arsch verpasst. Was zur Folge hatte, dass Nico gefeuert wurde, bevor er nur »Das Saxophon wurde in Belgien erfunden« sagen konnte. Und? Reißen sich die Top-Vereine um einen Spieler, der die Angewohnheit hat, leitende Angestellte zu attackieren?
Nein. Denn er ist allgemein bekannt dafür, ein Arschloch zu sein.
Darum ist er jetzt bei uns. Für lau. Während Real weiter achtzig Prozent seines Gehalts zahlt.
Das ist großartig, wenn man Nicos Trefferquote bedenkt. Allerdings muss man wissen, wie man ihn handelt. Aber das weiß euer Kev natürlich.
Da ich genug Zeit mit anderen Spitzenspielern verbracht habe, mich quer durch die Welt der Promis gevögelt habe, sehe ich Nico als das, was er wirklich ist: ein ganz gewöhnlicher, soziopathischer Narziss. Oder mit den Worten eines Laien: ein Erfolgsmensch . Diese Typen gibt’s wie Sand am Meer, diese Typen schaffen es nach ganz oben.
Wie auch immer, die Vorstellungsrunde hätten wir hinter uns. Ich beuge mich zu der Tasche auf dem Boden vor mir hinunter und ziehe mehrere Kleidungsstücke heraus. »Unser Outfit.«
Ich werfe jedem Spieler eins zu. »Vik, hier für dich … Das letzte Mal, als wir Meister wurden …«
»Neunzehnhundertsiebzehn«, sagt Vik wie aus der Pistole geschossen.
»… haben wir diese Trikots getragen. Und ich meine nicht
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