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Euro Psycho

Euro Psycho

Titel: Euro Psycho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Taylor
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Er feuerte seine Spieler an, mit Leidenschaft zu kämpfen, und tat etwas, das verdächtig nach Yoga-Atmung aussah.
    Und dann? Fragt, brüllt, geifert ihr.
    Ganz einfach. England hat beschissen gespielt und verloren. Nach der Partie hat Keegan im Fernsehen live seinen Rücktritt erklärt. Während die regendurchnässten Fans ein letztes Mal die Heimstätte des Fußballs verließen, kehrte Keegan auf den Platz zurück und stellte sich den Kameras. Er stellte sich seinen Fußballdämonen. Nur wenige Tage vor dem wichtigen Qualifikationsspiel in Helsinki gab er seinen Sheriff-Stern ab und kündigte seinen Job als Nationaltrainer mit den Worten: »Ich war nicht gut genug.«
    Denn mit Selbstvertrauen als seiner einzigen Waffe war Keegan an jenem Tag der deutschen Nationalmannschaft aus Deutschland nicht gewachsen gewesen. Und jetzt erinnert er mich an diesen Tag. Ich nehme seinen Rat gerne an, denn als Spieler hatte ich keine Zeit, mich mit Taktik zu beschäftigen. Doch jetzt, als frischgebackener Trainer, muss ich neues Terrain betreten und einen umwerfenden strategischen Masterplan präsentieren.
    Und das tue ich. Ich rede nicht bloß von Selbstvertrauen.
    »Ihr habt hier draußen eure eigene Art zu spielen. Mit Dribblings, kurzen Pässen und so weiter. Viel Kleinklein. Ihr seid technisch versiert, sicher und verfügt über eine gewisse Ballfertigkeit. Aber das reicht nicht …«
    Ich lasse meinen Blick umherwandern, die Jungs hören mir nicht zu. »Verdammte Scheiße noch mal«, brülle ich.
    Na also, schon besser. Jetzt hören sie zu. Und ich lege ihnen meinen Masterplan dar.
    »Wir haben hier zwar keine Möglichkeiten wie bei der NASA . Wahrscheinlich kennt ihr nicht mal eure Laktat-Werte. Aber wir können uns zusammen Rocky IV anschauen, Jagd auf Hühner machen und Stahlträger stemmen, bis wir nicht mehr können … Um fitter zu werden und fit zu bleiben. Kapiert?«
    Ich mustere die Jungs, ich habe zumindest ihr Interesse geweckt, wenn auch noch nicht ihre Herzen und Köpfe erreicht. Also lege ich nach.
    »Von heute an gehen wir ins Tackling wie ein Crack-Junkie, der eine Tankstelle überfällt. Spucken wir Blut für die Vereinsfarben.
    Und wir reden nicht. Wir brüllen. Viel und oft. Fußball ist kein Priesterseminar. Scheiße, Fußball ist Krieg.
    Außerdem, wenn ihr unter Druck gesetzt werdet, wird nicht getrickst. Hämmert das Ding einfach bis in den hintersten Rang.
    Wir spielen direkt nach vorne. In den Sechzehner. Und immer mit Leidenschaft. Denn ihr dürft eins nicht vergessen: Ein harmlos ausgeführter Freistoß in ihrer Hälfte tut mehr weh, als von spitzen Bambusstäben durchbohrt zu werden.
    Ab heute gibt es keine Verletzungen mehr. Kapiert? Wenn ihr euch verletzt oder irgendwas brecht, spielt ihr weiter. Selbst mit geplatzten Augen.
    Erweitert eure technischen Fähigkeiten, indem ihr auch mal Kick&Rush spielt. Traut euch, und wir haben eine unschlagbare Kombination aus den verschiedenen Fußballstilen der ganzen Welt.«
    Das saß. Die Jungs sind sprachlos.
    Doch ich bin noch nicht fertig.
    Ja, ich weiß. Ich bin so verdammt gewissenhaft. Gewissenhaft für zwei. Denn nachdem ich ihr Selbstvertrauen gestärkt und ihnen das taktische Manifest dargelegt habe, kehre ich zum Thema Selbstvertrauen zurück.
    Die Handflächen nach außen, recke ich meine Arme in die Höhe und drehe mich mit einer langsamen, majestätischen Bewegung zum klobigen, verlassenen Bwpandzjanow-Stadion um.
    »Wir tun es in der letzten Partie der Saison, Jungs, wenn Dynamo bei uns antritt, und werden sie in Grund und Boden spielen … Dann werden diese leeren Tribünen voll sein … Und man wird von den Rängen eure Namen rufen.«
    Ich bringe die Jungs dazu, die Arme zu heben, die Augen zu schließen und sich das heimische Publikum vorzustellen. Ein Publikum, das jubelt wie ein garstiger Seeigel, der gerade einem Trupp Tintenfisch-Söldnern entkommen ist.
    Und dann öffne ich die Augen und mustere die Spieler, die sich langsam umdrehen und den Applaus in sich aufnehmen, den eigenen Erfolg visualisieren, sich vorstellen, wie es ist zu gewinnen.
    In diesem Moment fällt mein Blick auf die leere Tribüne. Aber sie ist gar nicht leer, oder? Dort steht eine einsame Gestalt, schlank und regungslos, so finster wie ihr eigener Schatten.
    Ist er das? Ich glaube schon.
    Hagop Fanusian stattet uns einen Besuch ab.

Verkürzte Ausholbewegung
    Sie steigt von mir herunter, klettert aus dem Mahagoni-Himmelbett.
    Ich sehe mir ihren nackten Arsch an, als

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