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Euro Psycho

Euro Psycho

Titel: Euro Psycho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Taylor
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Maple-And-Co.-Tisch aus Mahagoni hockt.
    Gut. Interessante Konstellation.
    Denn wir haben hier einen König, eine Prinzessin und einen Glücksspieler von internationalem Format. In einem Saal. Dazu einen Kev. Manch einer ließe sich davon vielleicht einschüchtern. Zwei Mitglieder einer Königsfamilie und ein interkontinentaler Spitzenverdiener. Ich allerdings nicht.
    Nicht die Bohne, nicht im Geringsten. Ich bin gekommen, um meinen Standpunkt klarzumachen und für meine Position zu kämpfen.
    Ich glaube zwar an die gottgegebenen Rechte von Königen. Andererseits ist mir bei der Geburt der goldene Löffel nicht in den Schoß gefallen. Ich habe mich selbst zu dem gemacht, der ich bin. Ich habe das alles selbst erreicht. Und ich verdiene achtzig Riesen und ein paar Zerquetschte pro Woche. Zuzüglich der stattlichen Gehaltserhöhung, die man mir – ich nehm’s stark an – bewilligen wird, noch bevor ich diesen Raum verlasse. Wie gesagt, ich bin hier, um Forderungen zu stellen. Als mir diese hochgestellen Persönlichkeiten also einen musternden Blick zuwerfen, schaue ich ihnen direkt in die Augen.
    Dann gehe ich zu dem Art-déco-Barschrank mit Zitronenholzfurnier und schenke mir, wie in so einem Moment üblich, einen trockenen 1960er Gin von Vlahov ein – obwohl ich das Gesöff hasse – und gieße noch was anderes dazu. Dann greife ich mit gespielter, leicht grimmiger Entschlossenheit nach dem Glas und wende mich wieder den Anwesenden zu.
    »Tolle Ansprache«, sagt Princess und bricht damit das Schweigen.
    »Ja.«
    »Sie können sich glücklich schätzen«, klinkt König David sich ins Gespräch ein, »dass unsere Auktion gestern bei Christie’s gut gelaufen ist, andernfalls hätten wir jetzt nicht die Mittel, um den Stürmer und den Verteidiger zu ersetzen, die Sie gefeuert haben.«
    »Und einen Außenstürmer. Serj Tankian war ebenfalls mit von der Partie.«
    »Ja, und einen Flügelspieler.«
    Bei diesen Worten legt sich die sonst so glatte Stirn unserer Princess Fitness in Falten.
    Es herrscht eine frostige Atmosphäre im Raum. Glauben sie, dass ich meine Kompetenzen überschritten habe? Sicher, ich habe weder Vik Dink noch Eisenfaust noch El Presidente in dieser Sache um Rat gefragt, aber man musste etwas unternehmen. Nein, das ist es nicht. Denn: »Sie haben das heute Abend großartig gemacht«, sagt König David.
    Das habe ich. »Warum seid ihr dann so sauer?«
    »Weil du den Fans die Meisterschaft versprochen hast«, bricht Aram sein Schweigen und tritt hinter dem Drehspiegel hervor, um seine maßgefertigten Anello-And-Davide-Schuhe auf den Perserteppich zu setzen. »Es ist eine Sache, beim eigenen Team auszumisten, aber etwas völlig anderes, die Meisterschaft zu gewinnen.«
    »Ach ja?«
    »Die eigenen Resultate hat man selbst in der Hand. Vielleicht. Wenn die Schiris nicht geschmiert wurden. Doch wenn jede Mannschaft in der Liga absichtlich ein paar Spiele verliert, kann ein Verein mehr Punkte kaufen, als man auf ehrliche Weise gewinnen kann.«
    »Den Teil überlasst mal mir«, sage ich, und mein Manager und El Presidente tauschen einen kurzen Blick aus.
    »Kev«, sagt Aram in einem Pass-mal-auf-wie-das-hier-läuft-Tonfall. »Nehmen wir mal an, nur so zum Beispiel, dass Lazor Duran hinter einigen Spielmanipulationen steckt.«
    »Okay, nur so zum Beispiel«, willige ich ein. Auch wenn man genauso gut ein anderes Beispiel nehmen könnte.
    »Dynamo hat auch schon in der Liga der Sowjets gespielt. Und selbst wenn der Verein dort nie die Meisterschaft gewinnen durfte – dieses Vergnügen war den Teams aus Moskau und Kiew vorbehalten –, war es über Jahrzehnte die beste Mannschaft dieses Landes.«
    Ich weiß das alles. Als gewissenhafter Schüler unseres Sports.
    »Dynamo ist ein einflussreicher Verein. Es war der Verein der sowjetischen Geheimpolizei in diesem Land … Sicher, ohne die Rückendeckung durch die Sowjets ist die Polizei nicht mehr das, was sie mal war. Sie ist sogar anfällig für Bestechung.«
    Ich bin schockiert.
    »Und auch wenn David klammheimlich die Kontrolle über die Zeitungen erlangt hat …«
    Interessant.
    »… und sich ein gewisses Wohlwollen bei den Behörden erworben hat …«
    Ah ja.
    »… auch wenn er im Fußballverband ein paar Freunde hat …«
    Okay.
    »… Dynamo hat immer noch die meisten Fans, das größte Stadion und den klangvollsten Namen. Selbst wenn David noch mehr Einfluss erlangt, hat Dynamo Unterstützer an zahlreichen strategisch wichtigen Stellen.«
    »Ja«,

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