Euro Psycho
ruhigen Sorte. »Ich dachte, wir wären Freunde, Kev«, sagt er gekränkt, wie es sonst nur Frauen tun.
»Das sind wir, Ash. Wie geht’s? Was treibst du so?«
»Äh.« Er beruhigt sich und beantwortet meine Frage: »Ich spiele dieses Lasergame.«
»Ist einer der Jungs bei dir?«
»Nein, keiner.«
»Gut«, sage ich, obwohl das nicht stimmt.
Ein Lasergame. Alleine. Nicht gerade das, was ein Superstar tun sollte, oder? Obwohl man sich schon vorstellen kann, dass Elton dasselbe tut.
»In letzter Zeit bin ich, na ja, nicht besonders gesellig«, fügt Ash hinzu. »Ich bin echt sauer auf dich gewesen, Kev.«
»Pass auf, Ash, weißt du noch, wie wir während der Saisonvorbereitung in Asien waren?«
»Ja.«
»Wie du versehentlich diesen Ladyboy gevögelt hast … viermal?«
»Pssssst.«
»Okay. Habe ich irgendjemandem davon erzählt?«
Die drei Leute, die gerade Zeuge unserer kleinen Unterhaltung sind, verschweige ich. Ich finde, ein Mann, ein Spieler, kann vögeln, wen er will. Du stehst auf Ladyboys? Oder willst ein Lama vögeln? Ins Ohr? Du willst deine Vorhaut über den Kopf einer Schildkröte stülpen? Ist mir egal. Jeder Mann hat das unveräußerliche Recht zu rammeln, was ihn scharf macht, sei es nun die göttliche Kate Middleton oder lediglich Nick Noltes Handschuhfach.
Es ist mir egal.
Doch Ash nicht, einer seiner Werbeverträge – für einen Rasierer mit irgendwelchen Sonderfunktionen – baut auf sein Image als hundertprozentiger, unzweifelhafter Hetero. Also habe ich geschwiegen, die Klappe gehalten, für den dummen, netten Ash.
»Also«, setze ich nach, »habe ich je davon erzählt?«
»Nein, Kev, hast du nicht«, sagt er jetzt freundlicher.
»Denk mal drüber nach. Du kannst mir vertrauen. Ich habe nichts von dem getan, was behauptet wird. Ich versuche zu beweisen, dass … Morgen wird jemand deinem Verein ein Angebot machen, Ash, und du wirst es annehmen.«
»Was?«
Ich weiß einfach, wo er seine Schwachstellen hat. »Wir werden es zwar nicht in den Vertrag schreiben, Ash, sondern es für uns behalten, aber es gibt hier Ladyboys ohne Ende. Und die größte Carrera-Bahn der Welt.«
»Nein?!«
»Morgen. Und du wirst unterschreiben.«
Ich beende das Gespräch, wende mich Richtung Zimmer und sehe, wie El Presidente zum Telefon greift, einen seiner Lakaien anruft und ein paar Ladyboys und eine riesengroße Carrera-Bahn bestellt. Ich misstraue ihm zwar, aber gleichzeitig bewundere ich ihn. Er ist immer auf Zack.
»Okay, ich hab meinen Teil getan und ihn losgeeist. Und morgen setzen Sie sich mit meinem alten Verein in Verbindung. Er wird kommen. Und dann brauchen wir noch einen Stürmer …«
»Schwebt dir jemand Bestimmtes vor?«, fragt Aram ganz direkt.
»Nico van Nilis.«
»Nein!«, sagen alle unisono.
»Doch«, erwidere ich.
»Aber er …«
»Ich weiß.«
»… Und er ist …«
»Ich weiß. Scheiße, verpflichte den Burschen … Aram, du hast seinen Wechsel zu Real eingefädelt …«
»Stimmt.«
»Dann hol den Penner zu uns.«
Aram schluckt, blickt zu David, der die Stirn runzelt und dann nickt.
»Schön«, sage ich. »Ihr kümmert euch darum … Außerdem brauchen wir noch einen Außenstürmer.«
Erneut werden ernste Blicke ausgetauscht, diesmal zwischen Princess und El Presidente.
»Vielleicht lassen wir uns mit dem Flügelspieler noch ein, zwei Tage Zeit«, sagt David.
Am liebsten würde ich dazwischengrätschen und auf meine Rechte pochen, sprich: erstklassige Spieler fordern. Doch der Tonfall in seiner Stimme hat etwas Endgültiges. Er ist der Präsident, und der König, das muss ich akzeptieren. Also halte ich die Klappe und beschließe, den richtigen Moment abzuwarten, um die Lage zu sondieren. Denn alles in allem habe ich eine Menge erreicht.
Und ich weiß, denn ich fühle es: Je tiefer ich in die Machenschaften dieses merkwürdigen kleinen Landes vordringe, desto näher komme ich dem Wichser, und damit der Chance, meinen guten Ruf wiederherzustellen.
»Also gut. Abendessen«, sagt El Presidente, klatscht zufrieden in die Hände und erhebt sich vom Schreibtisch. Während er, gefolgt von seinem rundlichen Schatten Aram Shishakli, zur Tür geht und ich aufstehe, um mich ihnen anzuschließen, spüre ich, wie mich jemand leicht am Ellbogen festhält. Als ich mich umdrehe, steht Princess Fitness direkt hinter mir – so nah wie der Kopf eines Eichhörnchens von seinen Eiern entfernt ist – und schaut mich mit weit aufgerissen Augen an.
Schön. Hat sie sich
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