Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Euro Psycho

Euro Psycho

Titel: Euro Psycho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Taylor
Vom Netzwerk:
sein.
    »Du«, sagt er nur. »Du bist es.«
    Ja.
    »Wer schmiert dich?«, frage ich erneut.
    »Ich. Weiß. Nicht«, presst unser korrupter Ex-Stürmer seine Worte aus meinem Würgegriff heraus wie den Schiss eines fettleibigen Fliesenverlegers, der in den letzten acht Jahren nur Chips und Bacon gefressen hat. Kann man besser machen. Ich meine, ich habe den ganzen Weg auf mich genommen, um zu sehen, wo er sich vor dem Killerfan versteckt.
    Ich greife in meine Jackentasche, hole meinen Blackhawk!- XSF -Punch-Dagger mit Zero-Ground-Schneide und erhabenem G-10 -Griff heraus, stemme ihn gegen meine Handfläche und verpasse Nazmi was Hübsches – nicht zu tief geschnitten, aber auch nicht zu winzig – einfach schnurstracks durch seine Backe.
    Um etwas Zahnheilkunde wegzuhauen und zu entfernen.
    Ein Hieb, der deutlich macht, dass das echte Business unterwegs ist, aber nicht so heftig ist, als dass er ihn daran hindern könnte, in besagtes Geschäft einzusteigen.
    Maßvoll, könnte man sagen. Kalibriert.
    Ich betrachte mein Messer. Und, ja, Träger des Doktortitels in Kev-Wissenschaften werden beobachtet haben, dass ich meine Klinge gewechselt habe. Ich habe das Case-Trapper-Taschenmesser mit Mother-of-Pearl-Griff und geriffeltem Neusilberwulst gegen den XSF -Punch-Dagger ausgetauscht.
    Aber warum? Warum?
    Okay, ich unterbreche kurz. Wird einen Moment dauern, euch das zu erklären …
    Es waren nicht so sehr die Schwächen des Case-Trapper – ein sehr zugängliches, ein sehr großzügiges Messer –, es war eher der Reiz des XSF . Denn wie auf dem Spielfeld, wo Raum und Zeit regelrecht zerquetscht werden von der zunehmenden Athletik und Professionalisierung des Sports – ich ziehe meinen Griff um Ninos Hals fester zu und frage ihn noch einmal, für wen er arbeitet –, so ist es auch außerhalb des Platzes.
    Denn die sich bietenden Gelegenheiten für einen engagierten Ordnungshüter werden immer magerer, weniger opulent, in dieser extrem überwachten, forensisch hoch entwickelten Welt – Gott sei Dank, dass ich in so einem unterentwickelten Land arbeite –, und ich finde einfach, dass die verkürzte Ausholbewegung, die erforderlich ist, um mit dem Punch-Dagger zu arbeiten, mir in besonders engen Situationen ein kleines bisschen mehr Zeit zum Töten gibt.
    Alles, um einen Vorteil zu erlangen. Im Lifestyle. Im Sport. Im Bewahren der Ordnung.
    Okay? Zufrieden?
    Ich winkle das Punch-Blade erneut an, ganz wild darauf, weiter zu stechen. Aber was ist das für ein Geräusch? Ein Klopfen an Ninos Schlafzimmertür, ein lautes Gebrabbel, das immer wiederkehrt. Sie ist es, seine Mama. Aber was sagt sie? Durchschaut sie mich?
    Ich steche erneut zu, halte unterhalb der Rippen an, schnappe mir das Vertu Constellation Precious, schalte auf Lautsprecher, rufe den abgerockten Übersetzer an. »Hör dir das an«, sage ich. »Was sagt sie?«
    Ich halte das Telefon hoch, in Richtung der geschlossenen Schlafzimmertür.
    »Sie fragt, ob du etwas Kuchen möchtest.«
    Worauf ich leise antworte: »Sag ihr, recht vielen Dank. Schrei es meinetwegen … Jetzt. Sag ihr, ich werde in einer Minute draußen sein.« Er tut es, was auf dem Flur erneutes Krampfaderschlurfen auslöst.
    Ich beende den Anruf und lehne mich ganz nah an Nino, stelle sicher, dass er das erbarmungslose Funkeln in meinen Augen bemerkt, und frage noch mal. Woraufhin sein typisches, flüssig gegurgeltes »Ich weiß seinen Namen nicht. Ich weiß nichts« zurückkommt. Sicher hätte er sich schon längst erweichen lassen, aufgrund meines überzeugenden Charmes. Demnach weiß er es also vielleicht wirklich nicht.
    Ich helfe ihm: »Ein großes Kinn?«
    »Ja, er hat ein großes Kinn gehabt.«
    »Seinen Namen weißt du nicht?«
    »Nein.«
    »Für wen arbeitet er?«
    »Weiß nicht.«
    Ich glaube ihm. »Wie hat er dich bezahlt?«
    »Cash. In einer Tasche.«
    »Einer Gola-Tasche?«
    »Ja.«
    Scheiße. »Wo war die Übergabe?«
    »Hab ich nie erfahren«, gurgelt er verhalten. »Er würde lassen … Geld in meiner Garage … Mein Wagen … Auf meinem Bett. Ich habe ihn nur einmal gesehen … Als er mich angeworben hat. Er hatte sich verkleidet … Aber sein Kinn, wie du gesagt hast …«
    Es geht nicht mehr viel. Die gleiche Info habe ich gekriegt, als ich Murman Abbasov abgestochen habe. Genau wie Lado Borodin, den ich mit seinem Rio-Ferdinand-Oberteil erdrosselt habe. Großes Kinn, Gola-Tasche, überraschende Geld-Übergabe. Die gleiche alte Geschichte. Wie kann ich den Trottel so zu

Weitere Kostenlose Bücher