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Euro Psycho

Euro Psycho

Titel: Euro Psycho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Taylor
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Halle, hinterlasse Reifenspuren auf dem Mosaikboden und falle – dong, dong, dong – meine Marmorstufen runter, um geschickt auf die Straße zu hüpfen. Ich lenke Richtung Altstadt. An den burgartigen Kaufmannshäusern vorbei, über die byzantinisch beeinflusste Kathedrale, tiefer hinein in die mittelalterliche Stadt. In einem fort pfeifend. Bis ich anhalte.
    Vor dem Haus einer gewissen Person.
    Einer gewissen Person, die schwer zu finden war, weil sie in eine neue Wohnung umgezogen ist. Die schwer zu finden war, bis mir ihre Adresse einfach geschickt wurde. Die mit einem solchen Timing geschickt wurde, als ob der anonyme Freund sogar wusste, was ich hätte denken können.
    Ich schaue mich auf dem düsteren Platz um, suche nach jemandem, der mir helfen könnte, was bedeutet: ein Typ, der Geld braucht. Und ein gebildeter Typ. Denn diese Art Typen gibt es hier wie Sand am Meer – die Arbeitslosigkeit von Hochschulabsolventen nimmt zu, obwohl das BIP dieses Landes schneller hochschießt als eine Rakete. Gefüllt mit kleineren Raketen. Die einheimische Gas-Elite vergibt die Jobs an billigere ausländische Arbeitnehmer: Inder, Indonesier, Weißrussen. Was eine ganze Generation zum Scheitern verurteilt, trotz des Booms.
    Nicht, dass mich das einen Scheiß interessieren würde. Abgesehen von den Auswirkungen auf künftige Jahreskartenverkäufe. Denn da ist er, der Typ, den ich brauche. Abgerockter Anzug, abgerockte Aktentasche, abgerockte Nerven: fließend im lokalen Slang.
    »Oi«, grüße ich den Typen.
    »Oi«, verdammte Scheiße.
    Er hat keine Kohle. Ich sehe reich aus, also kommt er rüber. Er erkennt mich nicht, was gut ist für diesen kleinen Job – wenn auch ungerechtfertigt in größerem Zusammenhang –, und ich schnipse ihm einen großen Euroschein zu, nur um seine Aufmerksamkeit zu kriegen, dann notiere ich seine Handy-Nummer für später, sage ihm, was ich brauche.
    Anschließend, an diesem ganz gewissen Gebäude, drücken wir eine ganz bestimmte Klingel. Eine ganz gewisse Dame meldet sich. Die Mutter der Person, mit der ich reden will, die fürsorgliche Mutter – wie mein anonymer SMS -Schreiber mir das mitgeteilt hat – ist mit ihnen weggezogen, um sich an einer neuen Adresse zu verstecken. »Sag ihr«, instruiere ich meinen Übersetzer für diesen Abend, »dass du ein Freund bist.«
    Er macht es.
    »Sag ihr, dass du sie alle unbedingt sehen willst.«
    Den Scheiß macht er auch, hört, wie sie zurückächzt in einem debilen lokalen Dialekt. »Sie sagt«, erklärt er, »dass sie sich weigern, jemanden zu sehen. Sie sprechen nicht einmal mit ihr. Sie stellt nur Essen auf einem Tablett vor die Tür.«
    »Sag ihr, du hast Informationen, die helfen werden.«
    Er brabbelt es nach. Dann eine Pause, das Geräusch eines sich öffnenden Schlosses.
    Bingo.
    Ich drücke die Haustür auf und bedeute dem Übersetzer, er solle sich »jetzt verpissen«. Ich werde begrüßt von einem Kohl-Gestank. Ich nehme die ersten paar Stufen. Stopp. Nehme die nächsten, bollere gegen die Tür, warte. Irgendein Krampfadergeschlurfe hinter der Tür, das Geräusch eines in eine Strickjacke eingewickelten Arms, der zum Schloss langt. Die Tür öffnet sich.
    Sie lächelt nervös, diese wie ein Kleiderschrank geformte Frau, führt mich ihren dunklen Flur entlang Richtung einer anderen Tür, zeigt darauf, zuckt die Achseln und geht den Weg zurück, den wir gekommen sind. Ich drücke die Klinke runter, öffne die Tür zu einem Raum, der dunkel ist wie ein Death-Metal-Song über dem zerplatzten Arsch von Vincent Price. Ich scheuere an der Wand entlang, finde einen Lichtschalter, drücke ihn. Eine einsame, schwache Glühbirne färbt sich mattgelb.
    Ich sehe mich um. Essensreste. Pisse in Gläsern. Achselschweiß.
    Ich bin sofort auf dem Sofa, meine Hände um seinen Hals.
    »Wer hat dich geschmiert«, flüstere ich. »Wer verdammte Scheiße hat dich geschmiert?«
    Aber er antwortet nicht, stöhnt nur irgendwie. Was mal wieder typisch ist. Auf eine Art aber auch verständlich. Also frage ich noch einmal.
    »Wer … bist … du?«, fragt Nino Nazmi, seine Augen haben sich wohl noch nicht auf den Angriff einstellen können.
    Natürlich hätte ich antworten können: »Dein schlimmster Albtraum« oder »Dein Ticket zur Hölle« oder irgendeine andere direkt aus einer DVD übernommene Binsenweisheit. Aber ich sage nur: »Ich bin Kev«, um sachlich zu bleiben. Man kann es auf diese Art erledigen, okay, aber es gibt keinen Grund, dabei unhöflich zu

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