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Euro Psycho

Euro Psycho

Titel: Euro Psycho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Taylor
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auf.
    Ich war ohnehin dabei aufzugeben, aber dann hörte ich ein Geräusch hinter mir, hörte, wie sich Schritte der Umkleide näherten. Also war ich sofort wieder auf dem Schiri, stieß mit dem Punch-Dagger in seine Kehle, tötete ihn, schließlich müssen alle mal irgendwann vor ihren Schöpfer treten. Dann schleppte ich den Schiri Richtung einer Umkleidekabine, schob ihn rein, kroch hinterher und schloss die Tür genau in dem Augenblick, als sich die Eingangstür öffnete. Ich saß da, neben dem toten Schiri, und wartete auf meine Chance zu entkommen. Wartete darauf, dass der Neuankömmling aus seinen Straßenklamotten und in seine provinzielle Trainingskleidung schlüpfte. Und wie ich so dasaß, verschwendete ich keine Zeit. Nein. Ich dachte über meine Taktik für das anstehende Dynamo-Spiel nach.
    So wie jetzt, nach dem Dynamo-Spiel, wo ich in der El-Pres-Suite stehe, vom Fenster auf die jubelnde Menschenmenge auf der Straße herabsehe und immer noch über das Match nachdenke. Scheiße, war ich gut. All die Jungs haben gut gespielt. Haben sich den Arsch aufgerissen. Sind über sich hinausgewachsen.
    Sie haben sich diesen freien Abend verdient.
    So wie ich. Aber ich bin nachdenklich, sogar noch im Triumph.
    Ich lasse den brokatenen Vorhang von El Presidente fallen, trete zurück vom Fenster, weiche Zatik Vogel und Shawo Mamedow aus, die gerade Schampus aus der seltsam knubbligen Meisterschaftstrophäe trinken. Ich finde die Tür und bin gerade im Begriff, nach draußen zu gehen, als ich spüre, wie jemand meinen Ellbogen berührt.
    Ich drehe mich um, es ist Ika.
    »Kev«, sagt sie, »wohin gehst du?«
    Obwohl ich jetzt bleiben möchte, bei ihr sein möchte, sage ich ihr, dass ich bereit bin für eine dritte Halbzeit VolleKaracho-von-Tor-zu-Tor-Action, wenn sie es auch ist – natürlich tue ich das nicht. Stattdessen zupfe ich nur an meiner Nase, zucke mit den Achseln.
    »Hast du dich schon entschieden?«, fragt sie.
    Dann kommt es, ich füge die Puzzleteile zusammen. Der Tag, an dem sie in meiner Bude vorbeikam, ihre Freunde im Auto warteten und sie sagte: »Wenn die Zeit kommt, wirst du doch für uns sein, oder? Wirst du für mich sein?« – damals meinte sie das Jobangebot. Den Auftritt als National- ST .
    Sie will mit Kev zusammen sein. Sie will, was ich will. Was für mich bedeutet, Teile von mir in sie hineinzustecken …
    Prinz Kev ist zurück am Tisch. König Ich steht auf der Tageskarte …
    Aber ich kann die Aufgabe nicht übernehmen. Kann nicht das Kriegsschiff England verlassen, um auf einem Boot der Fliegengewichtsklasse anzuheuern. Es würde sich falsch anfühlen, ein anderes Nationaltrikot überzustreifen. Ich sehe sie an, ich will es ihr sagen, will ihr mein Herz öffnen. Aber ich schaffe es irgendwie nicht, etwas zu sagen, zucke nur mit den Schultern, lege meine Hand zurück auf den Türgriff, öffne die Tür und lasse sie stehen.
    Einsam und reichlich durcheinander bewege ich mich durch dunkle Zimmer, bis ich einen kleinen, verlassenen Nebenraum finde. Ich lasse mich in einen Abalos-Rattansessel plumpsen und checke meine Hublot-Genève-Big-Bang-Uhr. Acht Minuten bis zum Anpfiff. Ich nehme die TV -Fernbedienung, schalte ein, sehe den gewagt-elegant designten Beovision 4 zum Leben erwachen.
    Weil ein Spiel ansteht. Mit England. Die Elf der Three Lions . Und weil sie ihren Platz bei der Euro 2012 schon gebucht haben, halten sie ihre Form mit einem Freundschaftsspiel vor Turnierbeginn.
    Die englischen Spieler stehen vor dem Anpfiff in einer Reihe, die Arme auf den Schultern des anderen. Jetzt kommt unsere Hymne. Lang lebe unsere prächtige Queen, langsam schwenkt die Kamera die Gesichter der Spieler ab, die ich so gut kenne. Kannte.
    Flügelstürmer Ashley Young, der tatsächlich wächst, wenn er das England-Trikot überstreift, obwohl es ihm ein wenig an Tiefe für seinen iPod mangelt. Gareth Barry, der den Ball mit den Falten seiner Stirn fängt. Im Training. Der irgendwie aussieht, als ob er nach industriell hergestelltem Käse riecht.
    Wie ich sie so betrachte, weiß ich, dass ich, sollte ich den ST -Job annehmen, niemals zu den Three Lions zurückkehren werde. Selbst wenn ich meine Unschuld beweisen kann, würde ich nie wieder willkommen geheißen werden im Wembley Gottes. Nie wieder umschlossen werden von Britanniens nieselnden Titten. Wenn ich diesen Job übernehme, schließe ich die Tür für immer.
    Ich werfe den Schlüssel in den speicheligen Ozean des Fußballs.
    Es wird keinen Bobby

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