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Euro Psycho

Euro Psycho

Titel: Euro Psycho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Taylor
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ich.
    Ehrlich.
    Ich checke die Hublot, blicke auf, glotze durch die Windschutzscheibe des fahrenden Taxis, sehe jetzt die spacige Erscheinung der Donbass Arena. Die letzten umherstreifenden Fans – Russen, unsere eigenen – passieren einige der insgesamt einhundertundsechzehn Drehkreuze, um die optimierte Luftzufuhr in diesem Wahrzeichen von einer Freizeitdestination genießen zu können.
    Ein 352,8 Quadratmeter großer Arbeitsraum für Medienvertreter.
    276 Meter Werbe-Plakatwände.
    Das alles bietet die Donbass Arena.
    Und was hast du zu bieten, du Wichser?
    Wenn du kein toter Mann wärst, meine ich.
    Eine Alte. Und ein Waisenhaus. Voll mit kleinen Menschen. Wirklich kleinen. Und was habe ich im Angebot? Ich blicke wieder Richtung Donbass Arena, während wir uns dem Spielerparkplatz nähern. Ich habe mehr Kohle als alle Einwohner von Korsika zusammen. Ich habe Princess mit an Bord, bin der virtuelle Prinz Kev und ich habe die Möglichkeit, vor zehn Zillionen Fernsehzuschauern zu triumphieren.
    Das alles ist in meinem Spind. Aber es gibt eine Sache, die ich nicht habe.
    Eine intakte Reputation.
    Das ist die Sache, die du mir genommen hast, du Wichser. Es ist die Sache, die ich am meisten brauche.
    Und ich könnte mit diesem Beweis vielleicht an die Öffentlichkeit gehen, diesem geschriebenen Geständnis der Manipulation, dem Beweis für eine verwichst große Rhinozeros-Zahlung an dem Abend, an dem ich die Champions League verpfuscht habe. Es mag vielleicht ausreichen, um meinen Ruf wieder herzustellen … Aber dann wiederum … Das Taxi stoppt mit einem Rucken, ich bezahle den Fahrer, schwinge mich raus: Laufen die Manipulationen weiter?
    Wurden unsere Tore gegen die Holländer nach dem Ableben des Wichsers nicht von Schiris mit käseweißen Handgelenken annulliert? Hat der geheimnisvolle Pisseimer, der den Wichser bezahlt hat, sich einen anderen Mittelsmann besorgt, der weitermacht und versucht, die Euro 2012 zu zerstören? Ich laufe durch den Spielereingang, marschiere Richtung Kabinen. Muss ich nicht wissen, wer den Wichser bezahlt hat, damit er meinen Ruf ruiniert?
    Es gibt das Gesetz und die Justiz, aber ich bin der kleine Unterschied dazwischen.
    Ich schaue auf die Uhr – acht Minuten bis zum Anpfiff –, platze in den Umkleideraum, die Jungs gaffen mich an, ihre Augen sind lebendig: Wo verdammte Scheiße …?
    »Trainergeschäfte«, sage ich nur.
    »Wir dachten schon, du würdest nicht kommen«, sagt Vik Dink.
    »War ein bisschen was liegengeblieben.«
    Ich ziehe mich um. Als ich die Schuhe schnüre, fällt mir etwas ein. Ich werfe einen Blick in den Trainerspind, überlege, was ich für sie habe. Dann drehe ich mich um, grinse und beginne mit meinem Weckruf.
    »Der Inhaber von 329 Fress-Rekorden, Peter Dowdeswell«, erkläre ich in aller Ruhe, »konsumierte 1,36 Kilogramm Kartoffelbrei in einer Minute 22 Sekunden …«
    Ich sehe mich in der Umkleide um, die Köpfe drehen sich langsam in meine Richtung.
    Aber ich warte, ich halte inne. Timing ist alles.
    »… viele Aficionados betrachten ihn als den größten Fresssack auf der Welt.«
    Gut. Hübsch. Aber es wird ein schweres Spiel, ich muss noch weiter ausholen. Ich ziehe mein Oberteil hoch, zeig ihnen meine neue Tätowierung.
    »Kennt ihr dieses Gesicht?«, schreie ich. »Erkennt ihr sein verficktes Gesicht?«
    Es ist Kevin Costner, logisch. Als Eliot Ness. Er ist noch nicht ganz trocken.
    Ich glotze in den Raum, bemerke, dass ich Dick Ficks Aufmerksamkeit habe, Hagop Fanusian leiht mir sein elegantes schlankes Ohr. Ich hab einen Lauf, ich pushe weiter, personalisiere meine Motivation.
    »Und was haben die Russen gemacht, Jungs? … Haben ih-ren T62 -Kampfpanzer direkt in euren Briefkasten gesteckt.«
    Jetzt habe ich auch Zatik Vogel.
    »… sind durch die Hintertür gekommen, haben in euren Brotkasten gepisst und euren Karpfen missbraucht.«
    »Ja!«, schreit ein BeJoshi oder gleich mehrere.
    Die einheimischen Jungs sind jetzt am Start. Glühen vor Zorn. Nur Ash und Nico muss ich noch mitreißen.
    »… und sie haben den Import von Carrera-Bahnen verboten.«
    »Was?!«, schreit Ash.
    Ich habe ihn so weit, dass er das Anti-Russen-Ding jetzt spürt, als ob er selbst von einem totalitären Regime unterdrückt worden sei, anstatt eine behütete Kindheit auf dem Land südlich von London erlebt zu haben. Ich blicke kurz rüber, sehe den braungesprühten Nico van Nilis, wie er die Konturen seines Gesichts im Spiegel überprüft und sich scharf findet.
    »Und

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