Euro Psycho
Seite.
»Was denkst du? Bin ich derselbe wie in der Flimmerkiste?«
Er keucht, starrt mich mit weit aufgerissenen Augen an. Er braucht eine ayurvedische ESPA -Behandlung, dieser Typ. Er muss ein oder zwei Gänge runterschalten.
»Ernsthaft, nimm dir Zeit«, füge ich an, was vielleicht sarkastisch klingt, aber nicht so gemeint ist. Ich will es wirklich wissen. Aber tatsächlich beginne ich, mich ein bisschen im Stich gelassen zu fühlen. Schließlich habe ich mich ihm doch geöffnet. Ich habe ihm eine Frage gestellt, die von ganzem Herzen kam, um dann nur Schwitzen und Schrecken als Antwort zu bekommen. Er ist kein geborener Kommunikator und sicher nicht wegen seiner kommunikativen Fähigkeiten eingestellt worden. Außerdem ist er nicht gerade das Disneyland-Paris-All-inclusive-Kurzurlaub-Wohlfühlpaket, wenn es um Sicherheit geht. Wie wir im Gefecht haben sehen können.
Wisst ihr was? Vielleicht gehört er nicht mal zu Durans Personal.
Ich glotze nach unten, blinzele verdächtig. Vielleicht ist er ein Betrüger, ein kriminelles Subjekt, das ins Zimmer des Oligarchen eingebrochen ist? Nicht mit jener wasserdichten moralischen Berechtigung, die ich habe. Vielleicht ist er einfach irgendein unbedeutender Dieb.
Könnte durchaus sein. Es wäre jedoch ekelhaft, wenn das die Wahrheit wäre.
Ekelhaft von den Hotelangestellten und dem Sicherheitsdienst, einen Eindringling in ein »World Travel Awards«-gelistetes Hotel zu lassen. Und ekelhaft von Durans persönlichem Sicherheitschef – wer immer das ist –, dass er zulassen konnte, dass ein armseliger Gauner Zugang zum Allerheiligsten findet.
»Schau mal, Kumpel«, sage ich, weil ich mich entschlossen habe zu testen, ob er wirklich der Angestellte des Milliardärs ist: »Wessen Zimmer ist das?«
Aber das ist scheiße, Kev, weil, wenn er für Duran arbeitet, wird er mir nicht erzählen, in wessen Zimmer wir sind, oder? Er wird darauf trainiert sein zu schweigen.
»Gut, Kumpel, okay. Ich weiß, wessen Zimmer das ist. Der Vorname beginnt mit L, der Nachname mit D. Okay? Das ist mein Beweis. Ich bin hier auf einem legitimierten Beutezug. Aber du? Tja, ich habe Ärger – wegen deiner schlechten Manieren, deiner armseligen Kampffertigkeiten –, ich habe Ärger, weil ich nicht glauben kann, dass du legitimiert bist.«
Er starrt nur auf das Messer, als ob er noch nie eins gesehen hat.
»Wessen Zimmer?«, sage ich. »Zum letzten Mal.«
Er sieht, dass ich es auch so meine. Er hält inne, gibt auf, spuckt es aus: »Lazor Duran«, krächzt er und stöhnt.
Gut, wir kommen irgendwie vorwärts, er kennt den Namen. Aber Kev! Ich beiße mir auf die Lippe, balle meine Faust. Das ist überhaupt kein Beweis. Weil du nicht für ihn arbeiten musst, um zu wissen, dass Duran diese Suite genommen hat, oder? Könnte ein Tipp von irgendeinem gebeutelten Pförtner gewesen sein, von einem beleidigten Zimmermädchen, das seinem kranken Freund gesagt hat, wo er einbrechen soll. Ich mache weiter, suche nach mehr Information: »Arbeitest du für ihn?«
»Ja.«
»Also, wo ist er jetzt?«
»Hotel-Restaurant.«
Gut, okay. Fortschritt, aber noch ein weiterer Test. Ich werde ihn austricksen.
»Also, diese Nutte, mit der er isst …«
Er lacht: »Das ist keine Nutte.«
Sehr gut, Test bestanden.
»Das ist Namze«, fährt er fort.
»Was?«
»Seine Oma, so sagt man doch auf Englisch.«
»Namze bedeutet Oma?«
»Ja.«
»Und Lazor Duran denkt viel an seine Oma?«
»Sie ist für ihn wie die Erde. Sie ist sein einziger Freund.«
Studenten der Kev-Wissenschaften werden wissen, dass es mich an diesem Punkt fröstelt.
Namze, der Name von Durans verehrter Oma, der Name des Kontos, auf das der Trottel am Abend des Champions-League-Finales das Geld überwiesen hat. Er hat das Konto nach seiner eigenen Oma benannt.
Gut. Also. Lazor Duran hat den Wichser bezahlt, um mich zu bestechen.
Scheiße. Nett. Wir sind dran. Weil ich den Beweis habe, um meinen Ruf wiederherzustellen – der Papierkram aus Kinnchens Wohnung –, und jetzt weiß ich, wer mein Leben gefickt hat. Lazor Duran, mit seinem anderen Big-Top-Konto, inspiriert von irgendeiner Kindergartenliebe aus Barnum , dem Musical, oder irgendeinem obskuren Cartoon aus seiner Kindheit oder irgendeiner anderen Marotte eines großen Mannes.
Ich hab’s geschafft. Ich kann mich selbst befreien.
Also feiere ich.
Ich steche den XSF in das Gesicht des Schergen, treibe es regelrecht durch sein Auge. Und welchen Soundtrack gibt es dazu? Obwohl er
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