Eva und die 40 Maenner - Roman
ordentlichen Selbstbewusstsein ausgestattet wäre, dann hätte mich das aber umgehauen.«
Eva nickte. »Ja, dein Selbstbewusstsein ist bewundernswert. Es scheint gar nichts zu geben, was dich aus den Puschen haut.«
Irmelas Lächeln bekam einen winzigen Riss, Eva sah es sofort. Ihr fiel Irmelas kryptische Bemerkung vom Mittag wieder ein, dass sie »einen Preis bezahle« für ihre Zufriedenheit. Spontan sagte sie:
»Willst du nicht vielleicht auch einmal darüber reden? Über das, was dich umtreibt, wenn du nachts nicht schlafen kannst? Du musst natürlich nicht, wenn du nicht willst. Aber das ist ein Angebot, das ab heute gilt, für wann immer du willst.« Sie lächelte. »Betrachte es als Dankeschön für die Freundschaft, die du mir so großzügig angeboten hast.«
Irmela erwiderte ihr Lächeln mit einer winzigen Verzögerung. »Ich hab dir zu danken, Eva. Ich komme drauf zurück, das verspreche ich. Es fällt mir schwer, darüber zu reden, weil ich dann immer heulen muss.« Sie blinzelte und grinste schief. »Und das will ich heute nicht. Aber ich dankedir ehrlich. So geradeheraus hat das noch nie jemand zu mir gesagt.«
Eva legte ihr ganz kurz die Hand auf den Arm. »Gut. Dann komme ich noch mal auf deine Urlaubsbekanntschaft in der Bar zurück. Bist du sicher, dass du den Kerl überhaupt richtig verstanden hast?«
Irmela war wieder zurück in ihrem jovialen, heiteren Selbst. »Vollkommen sicher. Ich weiß, wie Männer ticken, glaub mir«, lachte sie. »Ehrlich, einen Moment lang dachte ich an eine Fettabsaugung.«
»Das meinst du nicht ernst. Deine Kurven sind doch aufregend.«
»Nein, natürlich würde ich das nicht machen! Da bin ich drüber weg, sag ich dir, über dieses ständige Gejammere wegen der Figur!« Irmela strich sich zufrieden über die runden Hüften. »Du kennst doch den Spruch: Wie wäre die Welt ohne Männer? Voll glücklicher, fetter Frauen! «
Sie brachen in herzhaftes Gelächter aus.
Als Eva endlich wieder in der Knesebeckstraße eintraf, war es schon nach sieben, und nun freute sie sich darauf, Silke von ihren Erlebnissen zu erzählen. Doch kaum hatte sie die Wohnungstür aufgeschlossen, stockte sie. Aus der Küche drangen streitende Stimmen – Silke und Uli. Sie sprachen so laut, dass sie ganz offensichtlich nicht gehört hatten, wie sie hereinkam. Eva zögerte.
»… hast du ja auch schon lange nicht mehr aufgebracht. Oder?! Wir haben das so lange besprochen!« Silke.
»Ja, ja!« Ulis Antwort klang genervt. »Aber jetzt hab ich nun mal zugesagt. Ich kann mir eben nicht alles merken, was du erzählst, es ist einfach zu viel.«
»Was soll das heißen? Willst du damit sagen, ich rede zu viel? Dann redest du zu wenig! Zum Beispiel über die Abende, die du weiß Gott wo verbringst!«
»Verdammt nochmal, du bist dermaßen anstrengend , weißt du das? Ich will einfach nur meine Ruhe.«
Eva löste sich aus ihrer Starre und eilte auf leisen Sohlen in ihr Zimmer. Bevor sie die Tür schloss, lauschte sie noch einmal kurz. Kein kleiner Streit, so wie es sich anhörte. Verdammter Mist. Irgendwie musste sie der Freundin zur Seite stehen. Von Ulis Übergriff würde sie nicht erzählen, das würde ihr nur unnötig wehtun. Aber sie konnte sie endlich auf das Offensichtliche ansprechen, ihr Hilfe und Tipps anbieten.
Obwohl, Tipps ausgerechnet von ihr? Sie hatte sich ja nicht gerade mit Ruhm bekleckert, was Eherettung anging. Vielleicht war Streit ja gut. Vielleicht hatte sie selbst viel zu wenig mit Marcel gestritten, sich nicht genug auseinandergesetzt – ihn gar nicht richtig gesehen . Und dann hatte sie eines Tages die Quittung dafür bekommen.
Eva drehte sich endlich von der Tür weg – und stutzte. In einer Vase auf ihrem Nachttisch stand ein riesiger Blumenstrauß. Er war bombastisch – unzählige weiße Lilien und rote Rosen in üppigem Grün. Jetzt erkannte sie auch, was ihr Unterbewusstsein bereits irritiert zur Kenntnis genommen hatte, während sie noch an der Tür stand: den sehr durchdringenden Geruch der Lilien. Bevor sie nachsah, von wem der Strauß war – er musste per Boten überbracht worden sein –, ging sie zum Fenster und öffnete es. Sie mochte das Aussehen von Lilien, aber nicht ihren Duft.
Neugierig öffnete sie dann den weißen Umschlag, der zwischen den Blumen steckte. Er war von Torsten.
Liebe Eva,
ich werde unseren Abend nie vergessen. Und hoffe natürlich sehr, dass wir ihn wiederholen, wieder und wieder … Bald bin ich wieder in Berlin und werde mich
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