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Eva und die 40 Maenner - Roman

Eva und die 40 Maenner - Roman

Titel: Eva und die 40 Maenner - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Andre
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wieder in die Tasche, verdrängte Fred resolut aus ihren Gedanken und sah sich um. Immer noch war nirgends jemand zu sehen, der mit einer gelben Rose in der Hand näher kam. Im Wind schaudernd, wandte sie sich zum Gebäude und stieg kurz entschlossen die Stufen hinauf. Sie würde drinnen warten. Das Haus war bis 19 Uhr geöffnet; wenn er nicht käme, würde sie einfach alleine die Haie ansehen. Und sich vorstellen, wie Norbert ihnen zum Fraß vorgeworfen würde. Vielleicht zusammen mit Fred?
    Sie drückte gegen das schwere Portal. Es rührte sich nicht. An der Wand neben ihr hing das Schild, das unmissverständlich von einer Öffnungszeit bis 19 Uhr sprach, ja, auch am Donnerstag. Und sie hatte genau gesehen, dass die Touristen die Tür von innen aufgezogen hatten.
    Sie drückte wieder, mit aller Kraft diesmal. Zuerst tat sich nichts, dann, beim zweiten Versuch, schwang die Tür plötzlich mit beträchtlicher Geschwindigkeit auf – so überraschend, dass sie vorwärtsstolperte. Sie prallte gegen etwas Weiches, suchte nach Halt und erhielt stattdessen einen Stich in die Hand. Das machte sie wütend. Irgendein Idiot stand vor ihr und fuchtelte mit den Armen.
    »Oh Entschuldigung, meine Dame! Die Tür – ich hab wohl in die falsche Richtung gedrückt, und da kamen Sie schon hineingeschneit. Haben Sie sich wehgetan? Kann ich Ihnen helfen?«
    »Das reicht schon bis hierher«, knurrte Eva. Sie betrachtete etwas fassungslos ihren Handrücken, auf dem sich ein Blutstropfen gebildet hatte.
    »Oh oh! Das ist ja … ich bitte nochmals um Entschuldigung! Da sind Sie wohl einfach in meine Rose gerannt.«
    Jetzt erst sah Eva sie. In der Hand des Trottels steckte eine lange, gelbe, leicht zerzaust aussehende Rose.
    Sie reagierte nicht schnell genug (sonst wäre jetzt eine gute Gelegenheit gewesen, sich aus dem Staub zu machen). Stattdessen schluckte sie ihren Ärger hinunter und lächelte etwas steif.
    »Sie sind das. Norbert, nicht wahr? Ich bin Eva.«
    Der Trottel – nein, so sollte sie nicht denken, was war das denn für ein Start?! – Norbert also bekam den Mund nicht mehr zu.
    »Oh, das … na so was aber auch! Dann tut es mir ja doppelt leid … oder … vielleicht ein Taschentuch …« Umständlich fing er an, in seiner Hosentasche zu kramen. »Ich hab doch bestimmt … Sie können ja schon mal … da hat sie doch eigentlich die Richtige getroffen …«
    Mit der freien Hand streckte er ihr die Rose entgegen, ein bisschen zu nah ans Gesicht, sodass Eva instinktiv zurückzuckte. Wider Willen musste sie lächeln: Dieser ganze hektische, ein wenig zerknitterte Mensch mit dem bis hinter die Ohren zurückgewichenen Haaransatz und dem bunten Pullunder unter der Regenjacke passte dermaßen wenig zu dem souveränen, ruhigen Dreizeiler, den er auf ihre Anzeige hin geschickt hatte, dass es kaum zu glauben war. Schon verrückt, wie man sich von so ein paar geschriebenen Wörtern täuschen lassen konnte.
    »Lassen Sie, es geht schon«, sagte sie und saugte rasch den Blutstropfen von ihrem Handrücken. Dann nahm sie ihm behutsam die Rose aus der Hand. »Lassen Sie stecken. Das Taschentuch, meine ich.«
    Norbert lächelte erleichtert. »Sie nehmen es mir nicht übel, ach, Gott sei Dank. Es hätte mich doch sehr betrübt … das hätte man als schlechten Start … aber vielleichtist ja das Gegenteil der Fall …« Hoffnungsfroh strahlte er sie an.
    »Wir werden sehen«, versetzte Eva nüchtern. Doch ihr Gegenüber behielt sein warmes Lächeln unbeirrt bei.
    »Ich habe mir die Freiheit genommen, schon Eintrittskarten zu erwerben … vielleicht ein gutes Omen, finden Sie nicht? Zumal es draußen … drückt Ihnen das Wetter nicht auch aufs Gemüt? Wie gut, dass man hier im Warmen … wollen wir vielleicht …« Mit weit ausholender Geste wies er auf die Treppe, die nach oben in das lockende Halbdunkel des Aquariums führte, so als bäte er Eva in sein Allerheiligstes.
    Eva, immer noch verblüfft über den Gegensatz zwischen dem tatsächlichen Herrn und seinem Brief, nickte und folgte ihm.
    Im Zwielicht vor den bunt schillernden Becken überwand Norbert dann auch seinen letzten Schrecken über den Zusammenstoß. Er erwies sich als einigermaßen sachkundig, plauderte über die Fische, als kenne er sie alle persönlich, und schaffte es, nebenbei Eva eine Menge Fragen zu stellen. Zuerst war Eva angenehm überrascht: der erste der Kandidaten, der sich tatsächlich auch für sie zu interessieren schien und nicht nur für sich selbst. Doch bald

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