Eva und die 40 Maenner - Roman
Angebote loszulassen? Ohne einen Hinweis darauf, dass ich an so etwas interessiert bin? Hab ich eine Dreierbeziehung gesucht? Nicht, dass ich wüsste.« Sie schüttelte den Kopf. »Und dann sitze ich fast eine Stunde hier und denke, ich unterhalte mich mit jemandem, der ganz klar im Kopf ist.« In einer fließenden Bewegung stand sie auf, griff nach ihrer Handtasche und glitt aus der Bank, auf der sie eben erst wieder Platz genommen hatte.
»Warte mal«, sagte Jens. »Du musst doch erst mal in Ruhe drüber nachdenken. Außerdem ist Manu völlig damit einverstanden.«
Manu nickte.
»Ach so«, sagte Eva mit todernstem Gesicht. »Na, das ist dann natürlich was anderes.«
Sie warf einen letzten Blick in die beiden aufmerksamen Mienen vor ihr, in denen die erste Vorfreude aufschien, drehte sich auf dem Absatz um und rauschte davon.
25
Bist du, liebe E., die Frau, die mit mir durch dick und dünn geht? Der ich jederzeit mein Herz ausschütten kann? Vertrauen und Zuverlässigkeit sind für mich lebenswichtig. Ich bin ein lieber Mensch und man kann gut mit mir kuscheln. Wenn einer schlecht drauf ist, bringe ich ihn gern zum Lachen oder leihe ihm mein Ohr. Ich würde mir wünschen, wie du, mein restliches Leben mit mir zu verbringen. Ich bin 48 Jahre und 172 cm und heiße Erik. 0179-40…
Am folgenden Abend stand Eva pünktlich um 20 Uhr in der Urania, einem Kulturzentrum in der westlichen City, um sich für ihren Zweitjob zu bewerben.
Inmitten der schlichten Eingangshalle wartete Benno Wosniak auf sie, seines Zeichens Kulturmanager – ein Kerl wie ein Baum, in einem teuren Anzug, aber ohne Allüren. Er war so handfest und direkt, wie er sich auch am Telefon präsentiert hatte, und sie verstanden sich auf Anhieb. Er turtelte nicht und ließ keinen Charme spielen, wie das bei so vielen Männern automatisch passierte, wenn sie mit einer Frau im gebärfähigen Alter zusammenkamen. Wosniak blieb bei sich und beim Geschäft, auf eine offene, manchmal etwas burschikose Art. Er war Eva rundweg sympathisch.
Nur als Wosniak zwischendurch auf Nils zu sprechen kam, wurde Eva etwas einsilbiger und lenkte rasch ab. Immer wieder Nils. Am liebsten hätte sie nichts mehr vonihm gehört und gesehen, das hätte ihrer Seelenruhe sicher viel besser getan. Sie ertappte sich viel zu oft dabei, dass sie an ihn dachte. Glücklicherweise ließ Wosniak das Thema Nils schnell wieder fallen. Er war insgesamt ein schneller Mensch, im Reden und im Handeln. Innerhalb von zehn Minuten hatten sie das Geschäftliche geklärt und einen Rundgang durch das komplette Gebäude gemacht. Danach fragte Wosniak, unverblümt wie er war, ob Eva Zeit und Lust hätte, einmal in ihre zukünftige Aufgabe reinzuschnuppern, er schriebe ihr auch schon gleich die erste Stunde dafür auf.
Eva hatte nichts dagegen, und er führte sie umgehend zur Garderobe.
»Frau Morbach wird euch ab nächste Woche ein bisschen auf die Finger gucken«, verkündete er den beiden anderen Aushilfen. Sarah und Talitha waren um die zwanzig, arbeiteten schon seit Monaten hier und wirkten entsprechend unglücklich, nun jemanden vor die Nase gesetzt zu bekommen.
»Und jetzt hilft sie schon mal, wenn gleich die Leute rausstürmen. Damit sie sich ein Bild machen kann, wie es hier so läuft. Ich gehe ins Büro und mache in der Zwischenzeit den Vertrag fertig, was halten Sie davon?«
Eva nickte und sah ihm nach, wie er davonstürmte. Dann erklärte sie den beiden zukünftigen Kolleginnen, dass sie nicht engagiert werde, um sie auszuspähen oder ihnen den Job wegzunehmen, sondern dass es nur darum ginge, die Arbeit besser zu organisieren. Und dass sie dabei auf die Mithilfe Sarahs und Talithas angewiesen sei.
Die beiden nickten brav und Eva hoffte, dass sie es auch so meinten. Sie erläuterten der neuen Kollegin das System der Ablage, das nicht schwer zu verstehen war, und gaben ihr eine der Uniformjacken, die sie tragen mussten. Kaum hatte sich Eva alles angesehen, öffneten sich auch schon dieTüren der großen Halle, die Veranstaltung war zu Ende. Innerhalb einer Minute war der Garderobentresen umlagert, und sie hatten alle Hände voll zu tun. Da es draußen leicht nieselte, hatten viele ihre Schirme mitgebracht. Es herrschte genau das Chaos, das Benno Wosniak beschrieben hatte. Der Chef war wieder aufgetaucht und sah aus der Ferne zu, wie Eva und ihre beiden Kolleginnen versuchten, im Kampf mit den Kleidern (und deren Besitzern) die Oberhand zu gewinnen.
Wenn Eva nicht so eilig hin und
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