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Eve & Adam (German Edition)

Eve & Adam (German Edition)

Titel: Eve & Adam (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Applegate , Michael Grant
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gemerkt.«
    »Du hast gar nichts gemerkt«, fährt meine Mutter ihn an. »Für dich ist sie nur meine Tochter.«
    Meine Mutter bedenkt ihn mit einem Blick, der schon so manchen Erwachsenen in helle Panik versetzt hat. Sie ist jetzt im Raubtiermodus.
    Aber Solo hat keine Angst.
    Er tut so, als wäre er eingeschüchtert, doch das ist nur gespielt. Ich spüre es deutlich. Er ist überhaupt nicht eingeschüchtert. Hinter seiner Fassade verbirgt sich etwas anderes.
    »Jawohl«, sagt er gehorsam.
    Oh mein Gott. Er hasst sie.
    Das erschreckt mich. Ich kann nicht glauben, was ich in seinen Augen sehe. Er hasst meine Mutter!
    Ich meine, mir geht’s ja manchmal ähnlich. Aber ich bin ihre Tochter, da ist das normal.
    Es gibt jedoch auch Augenblicke wie diesen, in denen ich sie liebe. Oder zumindest, wie sehr sie sich für ihre Arbeit begeistert.
    Was immer in Solos Kopf vorgeht, er will es nicht zeigen. Er sieht zur Seite, und als er wieder aufblickt, sind seine Augen so unergründlich wie ein sternenloser Himmel.
    Er hat wirklich schöne Wimpern. Schöner als meine.
    Ich sehe mich nach einer Beschäftigung um und strecke die Hand Richtung Touchscreen. Auf dem Wandmonitor bewegen sich Gegenstände.
    »Ich erschaffe also einen Menschen«, sage ich. »Geht es dabei nur um das Aussehen?«
    »Aber nein, das wäre ja bloß Malen nach Zahlen.« Meine Mutter lächelt, aber das Lächeln gilt nicht mir, sondern dem computergenerierten Bild. »Nein, wenn du Gott spielst, ist der eigentliche Spaß die Formung des Gehirns. Des Verstands.«
    Sie tritt einen Schritt zurück und verschränkt die Finger, als wollte sie damit einen kleinen Korb bilden. Sie macht das oft, wenn sie ihren Lakaien einen Vortrag hält.
    »Wir sind an einem Wendepunkt in der Evolution der menschlichen Spezies angelangt.« Sie lässt den Blick über ein eingebildetes Publikum wandern. Ihre Augen flackern vor Aufregung. »Die Evolution hat sich blind vorangetastet, aber jetzt können wir, das Produkt der Evolution, die Zügel in die Hand nehmen. Wir übernehmen das Steuer.«
    »Zügel oder Steuer?«, frage ich frech, aber sie hört mich nicht.
    »Wir werden bald in der Lage sein, den neuen Menschen zu erschaffen. Das ist dann immer noch Evolution, aber gesteuerte Evolution.«
    Es folgt eine lange Pause. Ich frage mich, ob sie Beifall von uns erwartet.
    »Natürlich«, fügt sie nüchtern hinzu, »nur als Computersimulation.«
    Ich weiß nicht, was sie mit ihrem Vortrag bezweckt hat. Das Projekt klingt auf jeden Fall interessant. Der Touchscreen lockt mich. Ich wünsche mir, die anderen würden gehen und mich spielen lassen.
    »Also, dann werde ich mal ein wenig mit dem Programm herumspielen.«
    Zehn Minuten vergehen. Ich blicke auf und bin allein.
    Ich habe nicht einmal gemerkt, dass sie gegangen sind.
    Ich starre auf die erste Entscheidung, die ich treffen muss, bevor ich richtig anfangen kann: Mann oder Frau?
    Nachdenklich betrachte ich den Bildschirm, der vor mir aufragt.
    Folgendes sei vorausgeschickt: Ich bin nicht schön.
    Hübsch? Ja, meinetwegen. Aber ich bin nicht das Mädchen, von dem alle Jungs träumen.
    Cheerleaderin? Nein. Ballkönigin? Nein. Das nächste Supermodel? Nein.
    Es ist nicht so, dass ich mich ständig gegen aufdringliche Jungs wehren müsste.
    Also: »Erschaffe« ich jetzt einen Mann oder eine Frau?
    Blöderweise – oder ist das etwas Gutes? – bin ich wählerisch. Nicht so sehr, was das Aussehen anbelangt, obwohl, das schon auch. Es ist vielmehr so, dass ich nicht so tun kann, als wäre ein Typ interessant, der es nicht ist.
    Wenn er unreif ist, dann sage ich ihm das ins Gesicht, sobald ich ihn fünf Minuten lang kenne. Und wenn er sich vollkommen lächerlich und wie sonst wer aufspielt, sage ich ihm das wahrscheinlich auch. Oder was noch wahrscheinlicher ist: Ich gehe ihm einfach aus dem Weg.
    Wenn man sich auf der Highschool bei den Jungs umsieht und alle wegrechnet, die nach der perfekten Frau suchen oder kindisch, lächerlich, langweilig, gemein oder sexbesessen sind, dann bleiben gar nicht mehr so viele übrig.
    Nicht dass ich mich für die große Attraktion halten würde.
    Nein, halt, so stimmt das nicht: Ich halte mich durchaus für attraktiv. Ich bin nicht auf den Kopf gefallen und gelegentlich witzig. Und ich bin wie gesagt ganz hübsch. Ich sehe nur nicht ein, warum ich meine Zeit mit einem Typ verplempern sollte, der keinen ganzen Satz auf die Reihe bringt und am liebsten Horrorfilme sieht.
    Was meine Frage immer noch nicht

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