Eve & Adam (German Edition)
versteckt.
Der Typ ist so eingebildet und überzeugt davon, dass niemand in seinen Computer eindringen kann, dass er die einzelnen Ordner nicht einmal passwortgeschützt hat.
Ich finde einen großen Ordner mit Fotos. Wahrscheinlich Pornos oder so was. Ich öffne sie trotzdem – es kann nützlich sein zu wissen, wie Tommy tickt.
Aber wenn ihn diese Bilder scharfmachen, hat er wirklich einen sehr seltsamen Geschmack.
Ich öffne weitere Fotos.
Und halte den Atem an.
Die Bilder zeigen lange Reihen von Behältern aus Plexiglas – stehende Zylinder und liegende Quader.
Alle gefüllt mit grauenhaften Dingen.
Ich sehe ein ausgewachsenes Schwein mit grünlicher Haut.
Einen haarlosen Welpen, dem hinter den Ohren noch zwei weitere Ohren gewachsen sind: Menschenohren.
Ein Mädchen mit zwei Gesichtern. Einem normalen und einem flachen auf dem Rücken.
»Oh Gott«, sage ich laut. Ich kann nicht anders.
Ich schließe den Ordner und schlucke den bitteren Geschmack in meinem Mund hinunter.
Oh mein Gott.
Ich höre ein Geräusch. Hastig drücke ich ein paar Tasten und bin wieder im Fantasy-Football -Spiel, als Tattoo-Tommy zurückkehrt.
Er hat den Trainingsanzug angezogen, den er bei seinen Ausflügen ins Spiker-Fitnesscenter trägt.
»Verschwinde von meinem Computer!«, faucht er. »Aber schnell!«
»Ich habe nur den Kaffee aufgewischt, der …«
»Und meine Spielerauswahl ausspioniert!« Er kneift drohend die Augen zusammen. »Hat Wilma Petrov dich darauf angesetzt? Dieses Luder! Versucht immer wieder, an meine Aufstellung ranzukommen, damit sie … Ich bringe sie um!«
»Nein«, sage ich und versuche, den schlechten Lügner zu geben.
»Wilma!«, schreit Tommy durch den Raum. »Das ist unfair!«
Ich weiche zurück und sehe plötzlich, dass ich das WLAN angelassen habe. Wenn er das merkt …
Tommy packt mich unsanft am Arm. »Hör zu, Bürschchen: Wenn Wilma dich das nächste Mal bestechen will, komm zu mir. Ich zahle dir das Doppelte, wenn du mir vor Freitag ihre Aufstellung bringst. Hast du gehört?«
»Jawohl.«
Jetzt aber nichts wie weg. Außerdem muss ich überlegen, was ich mit einem Geheimnis mache, das so viel größer ist, als ich mir vorgestellt habe.
Ich muss das Video der Überwachungskamera von mir an Tommys Arbeitsplatz löschen. Und die vielen geklauten Daten woanders speichern als auf meinem Handy, das jederzeit durchsucht werden kann.
Und dann stelle ich eine Präsentation zusammen, die Terra Spiker zu Fall bringen wird. Aber zuerst werde ich sie Eve zeigen. Sie soll verstehen, warum ich das tue.
23
EVE
Am nächsten Morgen hat Maddox sein Geld. Aislin musste dafür meine Bedingungen akzeptieren: Sie bleibt bei mir, bis ihre Eltern nach Hause kommen.
Die beiden haben ihr gemailt, dass sie ihre Reise um eine Woche verlängern (sie sind auf Aruba), und ich möchte, dass sie ein sicheres Dach über dem Kopf hat. Nur für den Fall, dass Maddox immer noch verfolgt wird.
Sie hat sich erstaunlich schnell einverstanden erklärt.
Weil sie endlich begriffen hat, wie sehr ihr die Beziehung mit Maddox schadet?
Oder bloß aus Mitleid mit ihrer Freundin, der Mutantin?
Egal, mir ist beides recht.
Keine Ahnung, wie meine Mutter das Geld an Maddox weitergeleitet hat. Ich habe ihr seinen Namen gesagt, und sie meinte, mehr brauche sie nicht zu wissen. Sie hat Handlanger, die nichts anderes tun, als ihre Besorgungen zu erledigen und ihre Wünsche zu erfüllen. Blaue Schokolinsen? Kein Problem. Enthaarung der Bikinizone? Bitte sehr, wann und wo? Einen unfähigen Drogendealer ausfindig machen und ihm neuntausend Dollar zustecken? Wird erledigt.
Um sechs Uhr morgens simste Maddox Aislin: Erhalten. Du bist die Beste.
Ich habe den Konrektor der Schule angerufen und ihm mitgeteilt, dass Aislin einen leichten Unfall hatte. Einige Stiche, nichts Großes. Ich weiß nicht, ob er mir geglaubt hat, aber so kurz vor Schuljahresende lassen die Lehrer einem einiges durchgehen.
Außerdem baut die Schule gerade eine neue Sporthalle – mithilfe eines gigantischen Schecks meiner Mutter.
Dr. Anderson und seine Mitarbeiter haben beschlossen, nichts zu den fehlenden Verbänden an meinem Arm und meinem Bein zu sagen. Als meine Mutter gestern Abend den Umzug von Aislin und mir in eine Gästesuite veranlasste, half Dr. Anderson sogar, meine mit Blumen gefüllten Vasen zu tragen.
Er wirkte ein wenig betrübt. Es gefiel ihm, glaube ich, zur Abwechslung einmal eine richtige Patientin zu haben. Eine, die er auch
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