Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eve & Adam (German Edition)

Eve & Adam (German Edition)

Titel: Eve & Adam (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Applegate , Michael Grant
Vom Netzwerk:
Millimeter.
    Er atmet und ich atme und wir machen beide zittrige Geräusche, als lägen wir im Sterben.
    Nichts hat sich je so langsam bewegt wie sein Mund, der sich auf meinen herabsenkt.
    Eine Million Jahre.
    Seine Lippen berühren meine.
    Und ich denke mit einem Teil meines Gehirns glücklich: Das ist ein Kuss.
    Aber ja, das ist auf alle Fälle ein Kuss.
    Einige Jahre und Dekaden und Ewigkeiten später trennen wir uns wieder.
    Und Solo sagt: »Jetzt müssen wir schleunigst von hier verschwinden.«

27
    EVE
    Wir rennen zu meinem Zimmer, kommen keuchend dort an und beginnen beide gleichzeitig, auf Aislin einzureden. Wir sprechen von Überfällen, verrückten Leuten und Vertuschungsaktionen.
    »Wir müssen hier weg!«, schließe ich.
    Aislin legt den Kopf schräg. »An deinem Mund ist Blut.«
    »Was?« Ich spüre, dass ich knallrot werde. »Ich muss mir auf die Lippe gebissen haben.«
    »Natürlich«, sagt Aislin. »Es ist nicht dein Blut, Schätzchen.« Sie wendet sich an Solo. »Dann habe ich wahrscheinlich keine Chance mehr bei dir?«
    »Äh …«
    »Wohin wollen wir?«, fragt Aislin. Nicht aufgeregt, wohlgemerkt, nur neugierig. Als wäre es vollkommen normal und alltäglich, vor der eigenen Mutter und ihren durchgedrehten Handlangern zu fliehen.
    »Einfach weg von hier«, antwortet Solo. Er berührt den Schnitt auf seinem Kopf und verzieht das Gesicht. »Hast du den Stick noch?«
    Ich suche in meiner Handtasche und hole das Ding mit dem Apple-Logo heraus.
    Wir starren es alle drei an, wie es da auf meiner Handfläche liegt.
    So klein, so gefährlich und so schrecklich.
    »Gut.« Solo nickt knapp. »Pass darauf auf.«
    Ich schlüpfe hastig in eine Jeans und wende mich dann ab, um auch BH und T-Shirt anzuziehen. Da erst merke ich, dass ich vor einem Spiegel stehe.
    »Er hat nicht hingeguckt«, sagt Aislin. »Wirklich nicht.« Sie klingt verblüfft.
    »Ich kann hervorragend um die Ecke sehen«, erwidert Solo und zwinkert Aislin mit seinen blutverkrusteten Augen zu.
    Ein Gedanke taucht wie aus dem Nichts auf. Und schon frage ich: »Was machen wir mit Adam?«
    »Mit Adam?« Aislin sieht mich kopfschüttelnd an. »Wir fliehen um unser Leben und du denkst an eine Software?«
    »Es ist nur …«, stammele ich. Aber mehr fällt mir nicht ein.
    »Tommy hat promoviert und arbeitet hier, er ist nicht dumm«, sagt Solo. »Wir haben ihn überrascht und aus dem Konzept gebracht. Aber er kommt zurück. Uns bleiben nur ein paar Minuten – wenn überhaupt.«
    »Meine Mutter wird mir nichts tun«, behaupte ich. Aber bin ich mir da wirklich sicher?
    »Und Solo? Er ist nicht ihr Sohn.« Aislin runzelt die Stirn und wendet sich an ihn. »Das bist du doch nicht, oder?«
    »Nein, Gott sei Dank!« Solo verzieht abschätzig das Gesicht. Mit einiger Verspätung wird ihm klar, wie das für mich klingen muss. »Ich meine …«
    Ich unterbreche ihn mit einer Handbewegung. »Lass uns abhauen.«
    Aus irgendeinem Grund hole ich noch meinen Skizzenblock aus der Schublade. Ich reiße die unfertige Zeichnung heraus, falte sie zusammen und stopfe sie in die hintere Tasche meiner Jeans.
    Wir eilen auf den Gang hinaus. Es ist wie in einem Actionfilm, aber ich komme mir albern vor. Im Ernst, ich fliehe vor meiner eigenen Mutter? Also wirklich.
    Vor meiner Mutter, die mich zu einer Laborratte gemacht hat! Meiner Mutter, die hier ein Gruselkabinett aufgebaut hat.
    Diese Bilder. Und wie viele es davon gibt. Wie passt das mit ihr zusammen?
    Das Problem ist, es passt leider ziemlich gut zusammen. Sie war ja nie der herzliche, fürsorgliche, kuschelige, den Kopf tätschelnde Typ. Sie kennt keine moralischen Skrupel.
    Während ich die mit Teppichboden ausgelegten Gänge entlangrenne, überlege ich angestrengt, ob mir zu meiner Mutter auch etwas Nettes einfällt.
    Stattdessen muss ich daran denken, dass ich als Tochter wohl eher vernachlässigt worden bin.
    Unser Ziel ist die Garage, wie bei unserer ersten Flucht. Nur ist das Risiko diesmal höher. Aus dem Abenteuer ist blutiger Ernst geworden.
    Wir betreten den Aufzug. Er fährt los und stoppt kurz darauf wieder. Die Tür bleibt geschlossen.
    Solo nickt, als hätte er damit gerechnet. »Tommy ist hinter uns her.« Er zieht sein Handy heraus. »Was ich jetzt mache, funktioniert nur einmal. Er wird sofort darauf reagieren.«
    Er tippt ein paar Zahlen ein.
    »Wir stehen zwischen Ebene vier und fünf. Tommy lässt die Garage bestimmt überwachen, und wenn er uns dort unten stellt, kann er uns ganz leicht

Weitere Kostenlose Bücher