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Eve & Adam (German Edition)

Eve & Adam (German Edition)

Titel: Eve & Adam (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Applegate , Michael Grant
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Tierfiguren. Keine davon wirkt realistisch oder ist eindeutig erkennbar.
    »Ich war lange nicht mehr hier«, sagt Eve. »Seit seinem Tod kein einziges Mal mehr.«
    Sie sitzt auf dem Boden und blättert durch einen Stapel Leinwände, die an der Wand lehnen wie umgekippte Dominosteine.
    Ich will schon fragen, wen sie meint, da legt Aislin Eve die Hand auf den Arm und sagt: »Ich wünschte, ich hätte deinen Dad kennengelernt.«
    »Dein Dad war Bildhauer?«, entfährt es mir.
    »Ja.« Eves Stimme zittert. »Er hat auch gezeichnet, aber vor allem war er Bildhauer.«
    Ich finde die Packung mit den Leuchtstäben, knicke einen – er ist blau – und erkunde damit den Raum. Er hat etwas Bewegendes, nahezu Heiliges an sich.
    »Wird deine Mutter sich nicht denken können, dass du hier bist?«, frage ich.
    Ich stehe hinter der Skulptur eines Falken oder Adlers. Er hängt an Ketten vom Deckenbalken herab und sieht nicht besonders glücklich darüber aus, gefesselt zu sein.
    »Meine Mutter hat meinen Vater schon lange vergessen«, erwidert Eve.
    »An was ist er gestorben?«
    »Autounfall in Tiburon. Ich war elf.«
    Mein Herz macht einen Satz. »Wo?«
    Tiburon.
    Eve ist siebzehn.
    Ich zähle eins und eins zusammen.
    Sie zuckt mit den Schultern, als wäre es nur ein unwichtiges Detail. »In der Paradise Road, der Nebenstraße nach Tiburon. Sie ist ziemlich kurvig, nur zweispurig … das weißt du ja.«
    Ja, ich kenne die Straße.
    Eins fügt sich zum anderen. Dinge, von denen ich keine Ahnung hatte.
    Meine Verbindung zu Eve reicht viel weiter zurück, als ich dachte.
    Also deshalb hat Terra Spiker sich um mich gekümmert: weil sie Schuldgefühle hatte.
    Ihr Mann hat meine Eltern getötet.
    An einem nebligen Abend vor sechs Jahren hat jemand versucht, sie auf der Straße zu überholen. Offenbar kam dem Fahrer ein anderes Auto entgegen, denn er schwenkte plötzlich nach rechts, prallte mit meinen Eltern zusammen und stieß ihren Wagen seitlich über die Böschung.
    Die beiden Autos stürzten zwischen Bäumen und Felsen hindurch in die Tiefe. Dreck spritzte in alle Richtungen und Fahrer und Beifahrer wurden immer wieder gegen Armaturenbrett, Steuer und Dach geschlagen, bis sie schließlich tot waren.
    Zumindest stelle ich mir den Unfall in meinen Albträumen so vor.
    Ob der Fahrer, der meine Eltern überholen wollte, betrunken war, konnte nicht mehr festgestellt werden. Beide Autos fingen Feuer und brannten stundenlang, bevor jemand sie bemerkte und Hilfe holte. Die Leichen meiner Eltern wurden mithilfe von Zahnabdrücken identifiziert.
    Terra hat nie davon gesprochen, auch sonst niemand. Vielleicht wäre ich selbst darauf gekommen, wenn ich die Unfallberichte verglichen und einige Recherchen angestellt hätte.
    Aber ich wollte gar nichts darüber wissen. Alles war so schnell gegangen. Eben hatten meine Eltern noch gelebt, im nächsten Augenblick waren sie schon tot.
    »Das ist eine gefährliche Straße«, sage ich. Und verziehe mich in einen anderen Teil des Raums.
    Ich gehe an den schmutzigen Fenstern entlang und denke nach. Ich brauche nur den Inhalt des USB -Sticks öffentlich zu machen, dann sind wir in Sicherheit.
    Einziges Problem: Wir stecken in einem großen Speichergebäude fest, in dem es zwar viele Statuen, aber kein WLAN gibt. Hier kommt man nirgends ins Internet.
    Unsere Smartphones haben natürlich einen Internetzugang, aber ich kann die Daten nicht vom Stick auf sie übertragen. Dazu brauche ich einen Computer. Ein älteres Modell mit USB -Anschluss, damit ich den Stick hineinstecken und die Dateien hochladen kann.
    Mist!
    Ich brauche eine öffentliche Bibliothek, eine FedEx-Filiale oder etwas in der Art. Aber jetzt ist es vier Uhr dreißig.
    Da bleibt uns nichts anderes übrig, als uns eine Runde aufs Ohr zu hauen.
    Ich bin müde. Das Adrenalin ist verschwunden. Ich fühle mich immer noch kaputt und zerschlagen, obwohl es mir erstaunlich gut geht. Der armen Aislin geht es wahrscheinlich um einiges schlechter.
    »Am besten, wir versuchen ein wenig zu schlafen«, sage ich.
    Es gibt ein durchgelegenes Sofa, eine Liege und in einer Ecke steht ein Sessel mit einem Fernseher.
    Ich schalte ihn ein. Offenbar zahlt jemand für den Strom, aber niemand für die Kabelverbindung. Ich drücke einige Tasten und bekomme einen lokalen Nachrichtensender rein. Es läuft zwar kein Bericht, doch das kalte Licht tröstet mich irgendwie.
    »Ich nehme den Sessel«, sagt Aislin, »und das Sofa. Ihr beide müsst euch die Liege teilen. Ach

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