Eve & Adam (German Edition)
Wange entlanggleitet: ein Stützpfeiler aus Stahl.
Die Kapuze wird mir vom Kopf gerissen.
Das Licht ist schummrig, kommt aus alten Neonröhren, die hoch oben an der unverputzten Betondecke hängen.
Wir befinden uns in einem großen Raum, so groß wie eine Turnhalle. Überall stehen Behälter in verschiedenen Formen und Größen. Riesige Aquarien mit stählernen Rahmen.
In einigen von ihnen sind Lebewesen. Der Behälter neben mir enthält die Überreste eines Gorillas. Das Fell hat man ihm abrasiert oder, schlimmer noch, er wurde genetisch so verändert, dass er noch nie welches hatte. Jetzt sieht er aus wie ein alter Bodybuilder mit einer runzeligen, lakritzfarbenen Haut.
Er lebt nicht mehr, das hoffe ich zumindest, denn man hat ihn in einen ziemlich engen, senkrecht stehenden Zylinder gestopft.
Ich zähle vier Männer und eine Frau: Dr. Chen, Dr. Gold, Martinez, ein älterer Student, der gerade seine Doktorarbeit schreibt, ein Typ namens Sullivan aus der Buchhaltung und Dr. Anapura.
Die fehlende Person, die sechste, steht hinter mir.
»Solo Plissken«, sagt Tattoo-Tommy. Es klingt bedauernd.
Ich taxiere die Menschen vor mir. Chen und Anapura sind harte Brocken. Die anderen sind verunsichert und haben Angst.
»Plissken?«, wiederholt Martinez. »Etwa der Plissken?«
»Das wussten Sie nicht?«, fragt Tommy. »Dann haben Sie ja den besten Klatsch und Tratsch verpasst.«
Er geht um mich herum, bis ich ihn sehen kann. »Ja, genau der. Der Sohn von Dr. Jeffrey Plissken und seiner reizenden Gattin Isabel. Dem Paar mit den drei großen, bahnbrechenden, nobelpreisträchtigen wissenschaftlichen Abhandlungen.«
Ich sehe ihn wütend an.
Er reißt mir das Klebeband vom Mund.
»Halten Sie meine Eltern da raus!«, sage ich mit dem ersten Atemzug.
»Der ist doch nur eine Hilfskraft«, protestiert Martinez. »Sterilisiert unsere Instrumente.«
»Er ist trotzdem ziemlich intelligent«, sagt Tommy. »Seine Eltern hatten einen IQ von hundertsiebzig. Natürlich kann unser Bageljunge da nicht mithalten, aber schlau ist er schon. Nicht wahr, Solo?«
Er beugt sich höhnisch zu mir, genießt es, sich vor seiner Mannschaft aufzuspielen. Ich bewege meinen Kopf ruckartig nach vorne.
Ich verfehle ihn, erreiche aber, dass er erschrocken zurückweicht.
Doch er lässt sich seinen Triumph nicht nehmen.
»Wie haben Sie mich gefunden?«, will ich wissen.
»Tja, Solo, an dir wurden einige interessante Änderungen vorgenommen. Ich nehme mal an, du weißt, dass Wunden bei dir genauso schnell heilen wie bei deiner kleinen Freundin.«
Natürlich weiß ich das.
»Sie ist nicht meine Freundin«, erwidere ich. Es ist dumm, geradezu idiotisch, darauf zu beharren.
»Du hast die Kleine noch nicht gevögelt? Sie ist zwar keine große Schönheit, aber doch recht süß und gut gebaut.«
»Also ich würde sie flachlegen«, sagt Dr. Chen.
Dr. Anapura schnaubt. »Verschonen Sie uns mit Ihren sexistischen Bemerkungen.«
Tommy ärgert sich, fährt jedoch fort: »Meine Leute waren ziemlich dicht an euch dran. Sehr geschickt, sie im Nebel abzuhängen, aber sie haben die Stelle gefunden, wo ihr an Land gegangen seid. Dann haben sie euch auf dem Embarcadero in Richtung Osten gehen sehen. Ich kenne die Adresse von Austin Spikers Atelier. Da habe ich eins und eins zusammengezählt. Nicht schlecht, was?«
»Aber Eve haben Sie nicht«, sage ich.
»Hm, noch nicht. Sie war auch dort, ist dann aber verschwunden. Wir müssen sie finden. Zu ihrer eigenen Sicherheit. Also sag schon: Wo ist sie?«
»Macht es Ihnen sehr viel aus, wenn ich Ihnen sage, dass Sie mich mal kreuzweise können?«
Tommy grinst. »Ich habe nichts anderes erwartet. Aber das macht nichts. Deinen Stick haben wir ja. Und in ein paar Stunden wirst du sowieso alles tun, was wir von dir verlangen – auch das Mädchen herholen.«
»Sie wollen mich verprügeln?«
»Nein, klonen. Einen ganz neuen Solo kreieren. Dank dem Plissken-Verfahren können wir dem Klon deine Erinnerungen implantieren und sie zugleich bearbeiten. Der Klon sagt uns dann alles.«
»Das Plissken-Verfahren . Ich fühle mich geehrt.«
»Es wurde nicht nach dir benannt, Bageljunge, sondern nach den beiden Genies, die diese Technik erfunden haben.«
Er hält inne, um seine Worte wirken zu lassen. Seine Augen funkeln erwartungsvoll.
Ich sehe ihn verwirrt an.
»Ja, Plissken junior, es stimmt. Das ist die Wahrheit. Terra Spiker ist vielleicht eine erstklassige Geschäftsfrau, als Wissenschaftlerin hingegen ist
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