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Eve & Caleb - 02 - In der gelobten Stadt

Eve & Caleb - 02 - In der gelobten Stadt

Titel: Eve & Caleb - 02 - In der gelobten Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Carey
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Pullover fühlen. Schließlich kamen wir in die Große Halle, einen riesigen Raum mit am Boden festgeschraubten Metalltischen. Mehr als hundert Mädchen saßen dort, alle waren älter als zwölf. Die jüngsten waren wahrscheinlich von ihren Eltern hierhergeschickt worden, die jetzt in der Stadt lebten – Eltern wie Beatrice, die glaubten, ihre Töchter hätten so ein besseres Leben. Die ältesten waren Waisen wie ich.
    Als sie mich sahen, setzten sie sich gerade auf ihre Stühle, ihr Geflüster wich völliger Stille. »Ihr kennt alle Prinzessin Genevieve«, sagte die Schulleiterin, ihrer Stimme fehlte jegliche Begeisterung. »Bitte steht auf und erweist ihr die Ehre.«
    Die Mädchen erhoben sich und machten alle gleichzeitig einen Knicks. Sie trugen dieselben Kittel, die ich jeden Tag während meiner Zeit dort getragen hatte, auf der Vorderseite prangte unvorteilhaft das Wappen des Neuen Amerika. »Guten Abend, Eure Königliche Hoheit«, begrüßten sie mich einstimmig. Ich erkannte eine schwarzhaarige Elftklässlerin in der ersten Reihe. Sie hatte in der Nacht vor der Abschlussfeier in der Band mitgespielt, die Musik hatte über dem See in der Luft geschwebt.
    Ich bedeutete ihnen, sich zu setzen. »Guten Abend«, sagte ich, meine Stimme hallte durch den Raum. Als ich die Menge absuchte, erkannte ich die Gesichter einiger Schülerinnen, die in Klassen unter mir gewesen waren. Seema, ein dunkeläugiges Mädchen mit glatter mandelfarbener Haut, winkte mir schüchtern zu. Sie hatte Lehrerin Fran in der Bibliothek geholfen und die abgegriffenen Kunstgeschichtebände ausgegeben, die ich liebte. Sie hatte sich immer für die fehlenden Ausgaben entschuldigt.
    »Danke, dass ihr mich eingeladen habt, hierher zurückzukommen. Ich erkenne viele von euch aus meiner Zeit hier wieder. So viele Jahre lang war dieser Ort mein Zuhause. Ich habe mich sicher hier gefühlt und geliebt.« Schulleiterin Burns verschränkte die Arme vor der Brust und beobachtete mich von der Seite des Raums. Beatrice stand neben ihr und zupfte an ihrem Pullover herum, während sie die Menge absuchte, jedes Mädchen und jedes Gesicht musterte. »Ich weiß, dass mein Weggang aus der Schule euch alle verwirrt hat. Und nun habt ihr die Neuigkeit aus der Stadt erfahren – mein Vater ist der König und ich bin die Prinzessin des Neuen Amerika.«
    An dieser Stelle jubelten die Mädchen. Ich stand da und versuchte zu lächeln, doch mein Gesicht war erstarrt, mein Magen angespannt und verkrampft. Mein Abendessen drohte hochzukommen. »Ich wollte persönlich mit euch reden und euch versichern, dass ihr keine größere Fürsprecherin in der Stadt aus Sand haben könntet. Ich will alles in meiner Macht Stehende tun, um für eure Bedürfnisse einzutreten.« Es war ehrlich. Es war vage genug, um Interpretationen zuzulassen. Ich konnte sie nicht anlügen, ihre aufgeregten Gesichter erinnerten mich an mein eigenes vor so vielen Jahren.
    »Ich hatte so viel Zeit für meine Ausbildung. Ich habe mich als Künstlerin, Pianistin, Leserin, Schriftstellerin ausprobiert. Nutzt die Zeit hier für euch.« Im Hintergrund schnellte eine Hand in die Höhe, dann noch eine, danach eine dritte, bis schließlich ein Viertel der Mädchen die Hand hochhielt und darauf wartete, dass ich sie aufrief. »Jetzt habt ihr wahrscheinlich viele Fragen«, sagte ich. Es ist bloß eine Frage der Zeit, redete ich mir zu und sah ihnen in die Gesichter. Die Tunnel würden fertiggestellt werden, der Rest der Waffen würde eingeschmuggelt werden. Die Dissidenten würden sich bald organisieren. Wir brauchten bloß zu warten.
    Ich rief ein kleines Mädchen mit langem schwarzen Zopf auf, das hinten saß. »Welche Pflichten hast du als Prinzessin?«, fragte sie.
    Ich hätte ihnen gern erzählt, dass man mich in dem Moment, in dem ich den Palast betreten hatte, entmündigt hatte, dass mich der König nur noch sprechen ließ, wenn es der Unterstützung des Regimes diente. »Ich habe viele Menschen in der Stadt besucht, um ihnen die Vision zu erklären, die der König vom Neuen Amerika hat.«
    »Wer sind deine Freundinnen?«, fragte ein anderes Mädchen.
    Ich drehte mich zu Beatrice, die neben Schulleiterin Burns stand. Sie biss sich auf den Finger, während sie den Blick über die erste Reihe von Mädchen schweifen ließ und in jedem Gesicht nach Sarah suchte.
    Ich konnte nicht sprechen, hörte kaum die Frage des Mädchens, Hast du mich gehört, Prinzessin? Als Beatrice das Ende der Reihe erreichte, zitterten

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