Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Everlasting

Everlasting

Titel: Everlasting Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly-Jane Rahlens
Vom Netzwerk:
die ersten rosa Lichtstreifen im Osten auf den Strand trafen, fiel ich ins Bett. Doch ehe ich meinen BB ausschaltete, erinnerte ich mich, dass ich ja noch «Kamasutra» cloppen wollte. Es war leicht zu finden. Und grandios illustriert. Oh, dachte ich, oh, oh, oh. Ich konnte es kaum erwarten, die Theorie in die Praxis umzusetzen. Nur noch eine Woche   …

20   Sonnenblumen
    Rouge und ich kamen sicher in Berlin an. Aber war es auch das richtige Berlin – und der richtige Ort? Immerhin war ich wohlbehalten gelandet, diesmal nicht mit dem Gesicht in einer Urinpfütze. Bei meinen Sneakern lag die Sache anders, aber das war ja sozusagen Berufsrisiko.
    Wir befanden uns am Ludwigkirchplatz in Berlin-Wilmersdorf, am 2.   August 2011 – zumindest hoffte ich das. Von hier aus war es nur ein fünfzehnminütiger Fußweg zu der Zweizimmer-Ferienwohnung, die das OZI uns besorgt hatte und die gleich um die Ecke vom Wohnhaus der Familie Lorenz lag.
    Der letzte Eintrag in Elianas Tagebuch, den ich zu sehen bekommen hatte, war vom 22.   Juni 2011.   Eliana war einundzwanzig und studierte Architektur. Sie wohnte noch zu Hause, überlegte aber, mit ihren Freundinnen Renée und Fritzi zusammenzuziehen. Sie ging hin und wieder mit diesem oder jenem Typen aus, war aber nicht in einer festen Beziehung. Falls es ein weiteres, achtes, Tagebuch gab, so hatte ich es noch nicht gesehen. Aber vielleicht Rouge? Mir kam nicht zum ersten Mal der Gedanke, dass Rouge mehr wusste als ich. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass ich der Einzige war, der Dokumente aus demBodden-Fund las. Irgendwo war mir jemand einen Schritt voraus. Vielleicht wusste Rouge, dass ich Eliana heute treffen würde.
    Vielleicht wusste sie auch, dass ich sie
nicht
treffen würde.
    Andererseits: Je weniger ich selbst wusste, desto besser. Eine falsche Bewegung, und ich könnte alles vermasseln.
    In der City Toilette schaute ich mir unsere Route noch einmal auf dem Plan an, den ich mitgenommen hatte, während Rouge vor dem Spiegel ihr Make-up auffrischte. Als sie fertig war, steckte sie den Lippenstift in die Innentasche ihres Rucksacks und nickte mir auffordernd zu. Ich drückte mit dem Daumen auf die «Tür auf»-Taste, und wir traten hinaus in einen verhangenen schwülwarmen Augustnachmittag.
    Kinderstimmen erklangen. Hinter dem WC lag ein Spielplatz. Kinder rannten unter einer Fontäne hin und her, holten Wasser, um die Gräben ihrer Sandburgen zu füllen, sie krabbelten auf Klettergerüste und kreischten. Wir schalteten unsere Mobiltelefone ein. Die Datumsanzeige lautete Dienstag, 2.   August 2011.   Anscheinend waren wir am richtigen Ort.
     
    «Du wirst auf dich allein gestellt sein», sagte Rouge. Sie öffnete die Tür zu einem Zimmer mit einem Doppelbett. Eine Kommode war mit T-Shirts und Unterwäsche gefüllt. Jeans und ein Sommeranzug hingen im Schrank. «Schlaf hier, wenn du möchtest», sagte sie. «Aber wenn nicht, dann nicht.»
    «Und du?»
    Sie öffnete eine weitere Tür zu einem größeren Zimmer, das ähnlich eingerichtet war.
«Voilà.»
    Wir tranken Tee in der winzigen Küche. «Wir treffenuns am nächsten Dienstag, dem 9.   August, wieder hier. Um 10   Uhr morgens», sagte Rouge. «Sei pünktlich.»
    «Hast du keine Angst, dieser Zeitreisende könnte sich entschließen, nicht nach 2265 zurückzukehren?», witzelte ich.
    Sie blickte überrascht. «Wieso um alles in der Welt solltest du das tun?»
    Sie hatte völlig recht. Warum sollte ich hierbleiben, eingesperrt in einen Radius von 350   Kilometern um Berlin, und mit dem Wissen, dass mir in sieben Jahren ein sicherer Tod durch die Deutsche Pest bevorstand? Es wäre absurd.
    Rouge drückte mir die Wohnungsschlüssel in die Hand. «Wir kontaktieren uns jeden Tag», sagte sie. «SMS. Oder direkte Mobiltelefonanrufe. Und du solltest wissen, wann die nächste Zeitreise angesetzt ist. Nur für den Fall, dass die Frage aufkommt.»
    «Okay.»
    «Am 8.   September 2011.   Das wird unsere siebente Zeitreise. Es war das Alternativdatum, falls die atmosphärischen Störungen für diese Mission zu stark gewesen wären. Und denk bitte dran», schob sie hinterher, «je weiter du von Berlin weg bist, desto schlimmer werden Kopfschmerzen, Müdigkeit, Schwindel. Du hast ja deine Tabletten.»
    «Und falls es ein großes Problem gibt?», wollte ich wissen. «Wie neulich? Wie wirst du   –»
    «Finn, wir reisen durch die Zeit. Wir fliegen zum Mars. Wir sind praktisch unsterblich. Glaubst du wirklich, wir

Weitere Kostenlose Bücher