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Everlasting

Everlasting

Titel: Everlasting Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly-Jane Rahlens
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die Blumen in der Vase. Ich beobachtete sie, sog ihren Anblick in mich auf wie die Sonnenblumen das Wasser. Sie sah mich an, schüttelte den Kopf in einer gereizten Ich-hab-keine-Ahnung-was-ich-von-dir-halten-soll-Bewegung, nahm dann die Vase und ging aus der Küche.
    Es blitzte.
    Ich hörte Elianas Schuhe über den Parkettboden klackern. Und dann klackerten sie zurück in die Küche. Sie zog einen Stuhl unter dem Tisch hervor – er schrammte laut über den Fliesenboden – und setzte sich. Der Kessel pfiff, sie sprang auf, goss Wasser in die Teekanne und kehrte wieder zum Tisch zurück. Sie verschränkte die Arme vor der Brust.
    Draußen hatte es angefangen zu regnen, in dicken öligen Tropfen.
    «Aber trotzdem!», sagte sie. Es brach völlig unvermittelt aus ihr heraus. Sie beugte sich vor. Das Oberteil ihres Kleides war tief ausgeschnitten, wie ein Bustier. Ihre Brüste waren von der Sonne gebräunt und schweißglänzend. «Trotzdem. Du hättest anrufen können. Schreiben. Mich auf Facebook suchen. Irgendwas. Hat dieser Tag dir denn gar nichts bedeutet? Ich meine, meine Mutter hat extra für dich ihren Süßkartoffelauflauf gemacht!»
    Sie hatte eine so betörende Art. «Ich würde alles dafür geben, wenn ich diesen Süßkartoffelauflauf noch einmal essen könnte.»
    Eliana seufzte, laut und sehr theatralisch. Sie schien es selbst zu merken, denn sie verdrehte die Augen. Ihre Gereiztheit ließ spürbar nach. Jetzt oder nie.
    Ich wagte zwei Schritte und setzte mich neben sie. «Du hast mir gefehlt. Ganz schrecklich.»
    Sie tat so, als hätte sie mich nicht gehört. «Du bist für eine Woche in Berlin, hast du gesagt?»
    Ich nickte.
    Sie wusste offenbar nicht, wohin mit ihren Händen. Mal lagen sie auf dem Tisch, dann auf ihrem Schoß, dann wieder spielten sie mit ihrem Haar. «Ich aber leider nicht. Inzwei Tagen fahre ich an die Ostsee. Am Donnerstag.» Es sollte bockig klingen, aber es gelang nicht.
    Ihre Hände lagen wieder auf dem Tisch. Es waren schöne Hände. Keine eingerissene Nagelhaut mehr.
    «Meine Eltern sind schon da. Robert auch. Ich bin hiergeblieben wegen meiner Arbeit.»
    «Arbeit?»
    «Ich helfe einem Architekten aus. Er ist mit meinen Eltern befreundet. Wir haben das Projekt fast abgeschlossen.»
    «Dann tust du also das, was du wolltest. Du bist Architektin. Das ist großartig.»
    «Na ja, noch nicht ganz. Ich mache meinen Bachelor erst in einem Jahr und dann   –» Sie zuckte die Achseln, aber ich spürte, dass sie stolz auf sich war. Sie betrachtete ihre Hände auf dem Tisch. Dann blickte sie wieder auf. «Es gibt um diese Jahreszeit keine Süßkartoffeln», sagte sie. Der erste Anflug eines Lächelns.
    Vielleicht sollte ich versuchen, ihre Hand zu nehmen?
    Sie schoss vom Stuhl hoch. «Der Tee», sagte sie. Sie nahm den Filter aus der Kanne, legte ihn in die Spüle und drehte sich zu mir um. «Ich habe mit Sam Schluss gemacht, weißt du. Gleich nachdem du weg warst.»
    «Ach ja?», sagte ich und fühlte mich unwohl dabei, so zu tun, als hörte ich das zum ersten Mal.
    «Er war gemein zu dir. Und er war eingebildet.»
    Der linke Träger ihres Sommerkleides war ihr von der Schulter gerutscht und entblößte einen dünnen Streifen weiße Haut.
    Sie ertappte mich dabei, dass ich darauf starrte, und unsere Blicke trafen sich. Ich sehnte mich so sehr danach, sie anzufassen. Ihr Leinenkleid war engtailliert. Ich hätte so gern meine Hände um diese Taille gelegt.
    Sie wandte sich ab und goss den Tee ein. Das Haar fiel ihr in den Nacken. So voll. So dicht.
    Sie murmelte etwas.
    «Hm?», fragte ich, stand auf und trat zu ihr. «Du hast was gesagt?» Sachte schob ich ihr Haar beiseite. Ein Hauch von Everlasting schwebte mir entgegen. Ihr Nacken glänzte vor Schweiß. Ich beugte mich vor und küsste ihn. Sie holte hörbar Luft.
    «Zucker?», fragte sie dann und drehte sich zu mir um.
    Ich hatte keine Ahnung, wovon sie redete. «Zucker?», wiederholte ich, die Hände jetzt an ihrer Taille – an ihrer wunderschönen Taille.
    «Willst du Zucker im Tee, habe ich   –»
    Ich küsste ihr die trägerlose Schulter. «Nein», sagte ich.
    «Aber Tee?»
    «Eigentlich auch nicht, vielen Dank.»
    «Ich auch nicht.»
    Meine Hände lagen auf ihren Schultern. Und dann auf ihrem Rücken. Ihre Haut war heiß. Und glatt.
    Wir küssten uns. Sehr, sehr lange.
    Dann streifte Eliana ihre Sandalen ab, nahm meine Hand und führte mich durch das Wohnzimmer und den langen Flur hinunter. Als sie die Tür zu ihrem Zimmer

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