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Everlasting

Everlasting

Titel: Everlasting Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly-Jane Rahlens
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Buchstaben miteinander verbinden.Er arbeitete sich zügig durch das Buch, Buchstabe für Buchstabe, Satz für Satz, Seite für Seite. Stunden vergingen, Tage, eine Woche, zwei. Er brachte sich Strich für Strich Schreibschrift bei. Und er übersetzte Elianas Tagebuch, Eintrag für Eintrag. Zweimal die Woche spielte er Slapback mit Renko, traf sich mit Arietta Glorietta Müller auf einen Drink und zum Tee mit einer anderen Freundin von Gao, Morianna. Beide waren absolut nett, aber nicht das nette Absolute, das er suchte.
    Finn legte seinen Stift hin. Seine rechte Hand war müde. Außerdem war er verabredet. Mit Rouge und der Zentrifuge.
     
    «Kannst du mir bitte erklären, warum wir eigentlich in der Zentrifuge trainieren müssen?», fragte Finn Rouge im Robotaxi unterwegs zum OZI.
    Rouge zuckte die Achseln.
    «Sorry», sagte er, «aber ein Achselzucken genügt diesem Zeitreisenden nicht mehr.»
    « G-Kräfte », sagte sie. «Ist das besser?»
    «Wir werden aber doch nicht ins All geschossen.»
    «Aber in die Zeit. Daher sind wir extremen G-Kräften ausgesetzt.»
    «Aber bei den ersten drei Reisen ist doch alles auch ohne zu üben gutgegangen.»
    «Wir hatten Glück. Derzeit treten jedoch atmosphärische Störungen auf, die es erforderlich machen, uns extrem hohen G-Kräften auszusetzen.»
    «Was denn für Störungen?»
    Sie seufzte tief, nahm dann all ihre Einem-Laien-was-erklären-Geduld zusammen und legte los: «Unsere Erde bewegt sich in einem gemeinsamen Raum mit anderenalternativen Welten, mit anderen Erden, die sich abgegliedert   –»
    «Jaja», sagte Finn. «In der Schule haben wir das mit den Parallel-Erden gelernt.»
    «Gut», sagte sie, und ihr Gesicht hellte sich auf. «Dann weißt du ja Bescheid.»
    «Könnte es passieren, dass wir in einer Welt voller Dinosaurier landen?»
    «Nein», sagte sie und schmunzelte. «Das ist ein Irrglaube. Solche Parallelwelten sind inzwischen viel zu weit von uns entfernt.»
    «Um welche Art von alternativer Realität geht es hier denn?»
    «Keine Ahnung! Diese Zeitreisende hat noch nie eine erlebt.» Sie wurde ein wenig ungeduldig. «Und du wirst auch keine erleben. Wir umgehen dieses Problem durch den Einsatz extremer G-Kräfte .»
    «Und deshalb trainieren wir in der Zentrifuge?»
    «Zum Teil. Hinzu kommt das Problem, dass wir, je länger wir in der Vergangenheit bleiben, immer mehr G-Kraft benötigen, um wieder zurückzukommen. Deshalb trainieren wir es. Außerdem», sagte sie, blickte zu ihm hoch und setzte ein kokettes Lächeln auf, «ein regelmäßiges Workout an der Zentrifuge mit maximaler Intensität erhöht deine Ausdauer. In allen Lebenslagen.» Ihre Stimme hatte wie manchmal früher einen leicht verführerischen Klang. Flirtete sie etwa mit ihm?
    «Gut zu wissen», sagte er, streckte die Beine aus und lehnte sich zurück. Er hatte die Hände auf dem Bauch gefaltet.
    Das Robotaxi hielt vor dem Zerstörten Tor, um eine lange Reihe von Touristenfahrzeugen durchzulassen. EinMärzwind fegte über den Pariser Platz, aber drinnen im Taxi war es warm und gemütlich. Rouge berührte Finns Hand. Er sah sie an. Ihre Schultern berührten sich. Es wäre so leicht, dachte Finn, es wäre so leicht, ja zu sagen   …
    … Aber dann waren sie am OZI, auf dem Potsdamer Platz, und die Zentrifuge rief.
     
    Finn übte fleißig schreiben. Hin und wieder fragte er sich, was passieren würde, wenn jemand ihn beim Schreiben entdeckte. Es kam nicht selten vor, dass Rouge, Yolanda oder Severin überraschend hereinschauten. Schreiben war kein Verbrechen, aber sie mussten es ja nicht unbedingt erfahren. Vor allem Rouge nicht. Finn war sich immer noch nicht sicher, welche Rolle sie bei «Projekt Zeit» spielte. War sie Freund oder Feind? Oder gar beides? Inzwischen hatte er Dr.   Dr.   Sriwanichpoom die Übersetzung von Elianas drittem, dem gestreiften Tagebuch geschickt. Er hoffte auf ein viertes, aber wenn Eliana keins mehr geschrieben hatte, würde man ihn mit irgendeiner anderen Arbeit betrauen, die er dann genauso gut zu Hause auf Fire Island bei New York erledigen könnte. Dort könnte er auch unbehelligt seinen Schreibübungen nachgehen.
     
    «Eine sehr vernünftige Idee, Mr.   Nordstrom», sagte Professor Grossmann. «Wir haben nichts dagegen, wenn Sie die nächsten zehn Tage oder so zu Hause in New York arbeiten.» Er sah kurz auf seinem B B-Raster nach. «Sie nehmen fleißig alle Vitamine und Medikamente, die wir verschrieben haben, oder? – Mr.   Nordstrom?»
    Finn

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