Evermore Bd. 6 - Für immer und ewig
anfangen?«
Ich ziehe den Reißverschluss der Reisetasche zu und hänge sie mir über die Schulter, froh, dass ich zumindest etwas von meiner unsterblichen Kraft und Ausdauer zurückbehalten habe, da ich praktisch alles hineingeworfen habe, was Platz hatte.
Dann gehe ich zu Damen und sehe ihn auf die Flaschen voller Elixier zeigen, die nach wie vor in meinem Mini-Kühlschrank lagern. Nur sind es wesentlich weniger geworden, seit ich letztes Mal hineingesehen habe.
Ich schlüpfe um den Tresen herum, knie mich hin und zähle sie nach. Zähle dann noch einmal genau nach und noch einmal – und komme jedes Mal zum gleichen erstaunlichen
Schluss: Nicht alle der Unsterblichen haben sich für die Frucht entschieden.
»Ich finde eigentlich, wir sollten die Reste vernichten oder wenigstens sicher unter Verschluss halten. Es wäre mir ein Gräuel, wenn sie in die falschen Hände fallen würden oder auch nur in ahnungslose Hände, weißt du?« Damen wendet sich zu mir um. »Hey, was ist denn los?«, fragt er, ganz erschrocken von meiner Miene.
»Der Kühlschrank war voll.« Ich sehe ihn an. »Als ich die Party verlassen habe, war er voll. Und jetzt …«Ich lege mir kopfschüttelnd eine Hand auf den Bauch, da mir ein bisschen schlecht wird. »Ich hatte wirklich gehofft, sie zu überzeugen – sie alle. Aber vielleicht bin ich zu früh gegangen? Vielleicht hätte ich ein bisschen länger bleiben sollen?«
Ich will gerade aufstehen, als Damen fragt: »Wie kannst du dir sicher sein, dass es ein Unsterblicher war?«
Ich fange seinen Blick auf, und auf einmal beginnt sich das ganze Zimmer um mich zu drehen. Ich muss mich am Tresen festhalten, damit ich nicht umkippe.
Doch ebenso schnell geht es auch wieder vorüber.
Letztlich ist es so, wie Lotos gesagt hat – ich habe getan, was ich konnte –, alles andere war ihre Entscheidung.
Es gibt so etwas wie einen freien Willen, und so wie’s aussieht, hat irgendjemand beschlossen, den seinen auszuüben.
»Schütt es weg«, sage ich. »Schütt alles weg. Ich habe jede Menge Früchte für die Unsterblichen aufgehoben, die jetzt womöglich zwischen zwei Stühlen sitzen. Aber das Elixier brauchen wir nicht mehr. Es ist höchste Zeit, dass wir uns davon befreien.«
Wir machen uns ans Werk, indem ich die Deckel abschraube und ihm die Flaschen reiche, die er dann in die
Spüle leert. Als wir fertig sind, wendet er sich zu mir um, fasst meine Hände und sagt mir, ich soll mir einen schimmernden goldenen Schleier vorstellen.
»Sommerland?« Ich runzele die Stirn und frage mich, warum ich eine Tasche fürs Sommerland packen sollte, da man doch dort alles manifestieren kann, was das Herz begehrt. Allerdings frage ich mich, ob wir überhaupt noch dorthin gelangen können. Ich weiß, ich werde am Boden zerstört sein, wenn sich herausstellt, dass es nicht mehr geht.
Damen schüttelt nur den Kopf und sagt: Glaube.
Also tue ich es.
Im nächsten Moment treten wir durch das Licht und gelangen auf das weite, duftende Feld. Ich bin glücklich und zufrieden, dass das immer noch im Rahmen unserer Möglichkeiten liegt.
Damen sieht mich an und ist offenbar ebenso erleichtert wie ich. »Und jetzt zum zweiten Teil …«
Ich warte und halte den Atem an, da ich keine Ahnung habe, was das sein soll.
»Weißt du noch, wie Miles immer davon geredet hat, dass wir nach der Highschool alle zusammen auf Rucksackreise durch Europa gehen sollen?«
Ich nicke und begreife noch immer nichts.
»Also, ich finde, das ist eine super Idee. Und da wir die Reise nie gemacht haben, weil du zum Baum des Lebens gewandert bist und all das und du sowieso erst später zum College zugelassen wirst, dachte ich, wir könnten seinen Vorschlag verwirklichen.«
»Aber Miles fährt gar nicht nach Europa«, entgegne ich, weil ich genau weiß, dass er ein wichtiges Vorsprechen in New York City vor sich hat und Holt ihn dorthin begleitet.
Und wenn ich mich recht erinnere, habe ich ihm prophezeit, dass er die Rolle kriegt. Er wird ein großer Broadwaystar werden, und Holt wird noch lange an seiner Seite sein.
»Ich weiß. Aber das muss doch nicht heißen, dass wir auch nicht fahren können, oder? Also, wenn es dir recht ist, dachte ich, wir fangen in Italien an. Ich kann es gar nicht erwarten, dir meine alten Lieblingsplätze zu zeigen. Florenz ist eine wunderschöne Stadt, es wird dir gefallen. Und erst das Essen!« Grinsend sieht er mich an, ehe er fortfährt. »Na ja, jedenfalls hab ich gehört, dass es im Lauf der letzten
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