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Evernight Bd. 2 Tochter der Dämmerung

Evernight Bd. 2 Tochter der Dämmerung

Titel: Evernight Bd. 2 Tochter der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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Schotter und wirbelte zur Tür herum, als Lucas eintrat.
    Er trug eine Denimjacke, ein schwarzes T-Shirt und Jeans. Sein dunkelgoldenes Haar war ein wenig länger geworden, aber ansonsten war er ganz der Alte. Ihn anzusehen war, wie in einen angewärmten, sonnenbeschienenen Pool zu springen.
    »Lucas?« Ich machte einen Schritt auf ihn zu. Ich wollte mich ihm in die Arme werfen und hatte gleichzeitig das Gefühl, mich kaum bewegen zu können. »Du hast es geschafft. Wir beide haben es geschafft.«
    Aber er sah mich nicht an. Er schaute an mir vorbei - zu dem Vampirmädchen.
    »Geh sofort von Bianca weg«, knurrte er.
    »O nein.« Die Vampirin wich zurück und versuchte, sich in eine Ecke zu drücken. »Nein, nein, nein …«
    »Lucas, es ist alles in Ordnung. Sie ist harmlos.«
    »Einen Teufel ist sie das.«
    Die Vampirin schrie: »Ich habe es dir doch gesagt, er ist hinter mir her, er ist hinter uns beiden her.«
    Dann war er es, vor dem sie sich fürchtete. Sie war vor Lucas auf der Flucht.
    Lucas’ Hand schloss sich um meine - die erste Berührung seit so langer Zeit. Er versuchte, mich zur Tür zu ziehen. »Bianca, du musst hier verschwinden.«
    »Warte, halt. Ihr beide.« Ich sah von einem zum anderen, aber sie hörten mir nicht zu. Sie nahmen beide Kampfpositionen ein und bereiteten sich auf den Angriff vor.
    Im ersten Bruchteil einer Sekunde wusste ich nicht, was ich davon halten sollte; ich hatte zu lange gezögert. Die Vampirin sprang uns an wie ein Tiger, und Lucas stieß mich so kräftig zur Seite, dass ich stolperte und auf Händen und Knien auf dem harten Boden aufschlug. Hinter mir hörte ich, wie Holz splitterte.
    Ich versuchte, mich wieder aufzurappeln, meine Hände brannten, und ich sah zu meinem Entsetzen, dass die Vampirin Lucas durch die Bahnhofstür gestoßen hatte. Trotz ihres mädchenhaften Benehmens und ihres Aussehens war sie offenbar eine mächtige Vampirin - mächtiger, als es mir klar gewesen war. Einen Moment lang kämpften die beiden im Eingangsbereich miteinander, und ihr verzweifeltes Ringen wurde von einer Straßenlaterne ganz in der Nähe hell erleuchtet. Dann warf die Vampirin Lucas gegen ein Geländer, das den Bahnsteig abtrennte. Lucas stürzte und landete auf den Schienen.
    »Lucas«, schrie ich. Er stand nicht wieder auf, sondern blinzelte, als könnte er das, was er sah, nicht begreifen. Ganz augenscheinlich war er vom Zusammenstoß mit der Tür noch ganz benommen.
    »Man sollte nicht zulassen, dass du jungen Mädchen Angst einjagst.« Das Vampirmädchen zupfte wie ein nervöses Kind an den gelockten Haarsträhnen, die sich aus ihrem Knoten gelöst hatten. »Man sollte dich aufhalten. Ich sollte dich aufhalten.«
    Sie ist verängstigt genug, ihn zu töten , begriff ich. Ich musste Lucas helfen, aber wie? Ich war jedem menschlichen Wesen körperlich überlegen, aber nicht annähernd so stark wie eine richtige Vampirin, ganz gleich, wie kindlich sie auch aussehen mochte. Plötzlich bemerkte ich, dass überall auf dem Fußboden des Bahnhofs Holzstücke von der gesplitterten Tür verstreut waren. Unmittelbar neben mir lag eines, das die perfekte Form und Größe hatte, um als Pflock verwendet zu werden.
    Man tötet Vampire nicht, wenn man sie pfählt, jedenfalls nicht dauerhaft. Wenn der Keil durchs Herz geht, dann fällt der Vampir wie tot zu Boden, doch wenn man ihn wieder hervorzieht, ist alles so, als wäre nichts gewesen. Also hätte ich der Vampirin den Pflock ohne zu zögern in den Rücken rammen sollen.
    Aber dieses arme Mädchen aufspießen? Ich brachte es einfach nicht über mich.
    Stattdessen hob ich ein weitaus größeres Holzstück mit einem ordentlichen Durchmesser vom Boden auf und näherte mich der Vampirin Schritt für Schritt.
    »Du hättest mich nicht verfolgen sollen.« Sie beugte sich über Lucas, jeder Muskel in ihrem mageren Körper war angespannt, und ihre Hände waren so gewölbt, dass ihre Fingernägel wie Klauen wirkten. »Das wird dir gleich leidtun.«
    Mit aller Macht hieb ich ihr das Holz auf den Kopf. Das Mädchen flog ein Stück von uns weg - offenbar war ich stärker geworden, als es mir bislang klar gewesen war - und rollte dann noch etwas weiter. Ehe sie zum Liegen kam, ließ ich meine Waffe fallen und packte Lucas am Arm. »Kannst du rennen?«
    »Das werden wir gleich herausfinden.« Er schnaufte und rappelte sich auf.
    Ich zog ihn in Richtung Innenstadt, denn ich glaubte, wir würden eine größere Chance haben, das Vampirmädchen in der

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