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Evernight Bd. 2 Tochter der Dämmerung

Evernight Bd. 2 Tochter der Dämmerung

Titel: Evernight Bd. 2 Tochter der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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um, und um Haaresbreite wäre Balthazar zermalmt worden.
    Dann brach ein Fenster, und mit einem letzten, hohen Splittern prasselten die Glasscherben rings um uns herab.
    So schnell, wie es begonnen hatte, war es auch wieder vorbei.
    Überall waren Weinen und vereinzelte Schreie zu hören. Balthazar rollte von mir hinunter, stützte die Hand in den Rücken und schnitt eine Grimasse. Ich selbst sah mich in dem Chaos um. Alles war klatschnass, die Dekoration war zu Boden gerissen, und Satinschuhe und riesige Brocken rasch schmelzenden Eises lagen überall verstreut.
    »Balthazar, alles in Ordnung?«
    »Ja.« Es wäre überzeugender gewesen, wenn er nicht noch immer lang ausgestreckt auf dem Boden gelegen hätte. »Und selber?«
    »Auch.« Mit einem Schlag wurde mir bewusst, dass ich gerade hätte sterben können und dass Balthazar vielleicht mein Leben gerettet hatte. »Danke …«
    »Schon gut.«
    Ich starrte zum Fenster; das geisterhafte Wort auf dem heil gebliebenen Teil der Scheibe war kaum noch zu lesen.
    Was war es nur, worauf die Geister Anspruch erhoben? Auf den Aktenraum? Den Nordturm?
    Oder die Evernight-Akademie selbst?

13
    »Würden Sie sagen, dass die Ereignisse der letzten Nacht denen ähneln, die Sie bei anderen Gelegenheiten erlebt haben?« Mrs. Bethany machte sich an ihrem Schreibtisch Notizen, ohne jedoch dem, was sie niederschrieb, auch nur einen Blick zu gönnen. Stattdessen ließ sie ihre durchdringenden Augen unverwandt auf mir ruhen.
    »Was ich im Aktenraum gesehen habe, war nicht annähernd so beängstigend.« Mrs. Bethany runzelte die Stirn, und ich schloss daraus, dass meine Ausführungen nicht sonderlich hilfreich waren. »Damals war es kalt, und dann war da ein Bild im Raureif, das Gesicht eines Mannes, aber keine Schrift wie bei diesem Mal. Und er hat mit mir gesprochen. Er sagte: Aufhören! «
    »Halt?« Mein Vater stand auf der einen Seite neben meinem Stuhl; auf der anderen Seite von mir saß meine Mutter. Sie hatten mich zu der Besprechung mit Mrs. Bethany begleitet und schienen wegen der Ereignisse während des Balls noch aufgelöster als ich zu sein, was schon was heißen will. Dad umklammerte die Armlehne des Stuhls so fest, dass die Adern auf seinem Handrücken hervortraten. »Was soll das bedeuten, Halt ?«
    »Weiß ich nicht«, antwortete ich. »Ehrlich, ich habe keine Ahnung.«
    Mrs. Bethany klopfte mit dem Stift gegen ihre Lippen und dachte nach. »Sie haben ja eigentlich nichts Weltbewegendes getan da oben. Nur auf Mr. More gewartet. Das stimmt doch, oder?«
    Es war an der Zeit, mehr von der Wahrheit preiszugeben; offensichtlich hing die Sicherheit von anderen Leuten davon ab. »Ich habe ein paar Briefe gelesen, während ich dort wartete.«
    »Briefe?« Mrs. Bethanys Augen wurden schmal.
    »Nur, um die Zeit totzuschlagen.« Klang das überzeugend? Ich hoffte es sehr. »Und … heute Abend sind Balthazar und ich noch einmal dort hinaufgestiegen.«
    Glücklicherweise fragte niemand, welche Gründe wir dafür gehabt haben mochten. Ich schätze, für sie lagen sie ohnehin auf der Hand, wenn sie eins und eins zusammenzählen konnten. Meine Eltern nahm die ganze Sache mehr mit, als ich es je erwartet hätte. »Was denn für Briefe, Süße?« Mom legte mir eine Hand auf die Schulter. »Erzähl uns jede Einzelheit. Alles, woran du dich erinnerst. Jedes Detail könnte wichtig sein.«
    »Da ist nicht viel, woran ich mich erinnere. Ich meine, ich habe mir einfach ein paar Briefe angesehen. Keiner war irgendwie besonders. Ich kann mir nicht vorstellen, warum irgendeiner davon die Geister verärgern sollte.«
    Durch zusammengebissene Zähne stieß Dad aus: »Die Frage ist, was sie sonst so verärgert hat. Das müssen wir herausfinden, je eher, desto besser.«
    »Verzeihen Sie mir, Adrian, aber das ist keineswegs die Frage.« Mrs. Bethany legte den Stift auf den Tisch. »Die Frage ist, wie wir die Geister wieder loswerden können. Wie Sie wissen, gibt es effektive Mittel und Wege, ein solches Problem zu lösen.«
    Meine Mutter umklammerte meinen Arm noch heftiger. Ihre Hand zitterte. Ich warf ihr einen neugierigen Blick zu, aber ihr Gesichtsausdruck blieb undurchdringlich.
    Dad schien Mrs. Bethanys Worte gar nicht gehört zu haben.
    »Die Geister hassen Vampire. Und sie sind feindselig und gefährlich. Letzte Nacht haben sie das ohne Zweifel unter Beweis gestellt.«
    »Das streite ich ja gar nicht ab«, sagte Mrs. Bethany. »Alles, was ich sagen wollte, ist, dass wir uns auf unsere eigenen

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