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Evernight Bd. 2 Tochter der Dämmerung

Evernight Bd. 2 Tochter der Dämmerung

Titel: Evernight Bd. 2 Tochter der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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zu beschützen und für die Sicherheit der anderen Schüler zu sorgen?«
    »Die Schüler sollten einfach darauf achten, nicht so viel Zeit allein zu verbringen.« Mrs. Bethany hob eine Augenbraue. »Besonders nicht in einsamen Räumen, weit entfernt von allen Lehrern, in der Hoffnung, dass ihre Liebsten bald auftauchen.«
    »Das nächste Mal nehme ich Balthazar gleich mit«, versprach ich. Bei dieser Bemerkung runzelte Mrs. Bethany die Stirn, aber ich sah, dass meine Eltern amüsiert wirkten.
     
    Von Mrs. Bethanys Kutschhaus aus liefen wir über den Campus zurück zur Schule. Es war ein wolkiger Tag, an dem es viel kälter war als sonst zu dieser Jahreszeit üblich, und ich wünschte, ich hätte eine dickere Jacke angezogen. Dad legte mir beim Laufen seinen Arm um die Schulter. »Du machst dir doch keine Sorgen, oder?«
    »Nein, und ihr?«
    »Nein«, antwortete Mom. Als sie meinen Gesichtsausdruck sah, seufzte sie.
    »Okay. Ja. Aber eigentlich ganz grundlos. Nur weil wir deine Eltern sind und dich lieben.«
    »Was hat Mrs. Bethany gemeint, als sie sagte, es gebe effektive Wege, die Geister loszuwerden?«, fragte ich.
    »Lass uns doch einfach hoffen, dass dieses verdammte Ding bereits verschwunden ist«, sagte Dad, was keine richtige Antwort war. Noch ehe ich etwas anderes fragen konnte, grinste er und winkte: »Sieh mal, wer dort ist.«
    Balthazar kam uns auf dem Schulgelände entgegen. Er trug einen langen Mantel und hatte einen dunkelblauen Schal lässig um den Hals geschlungen.
    »Wie war die Inquisition?«
    »So witzig, wie zu erwarten war«, antwortete ich.
    »Nun, solange dieser Platz von Geistern heimgesucht wird, denke ich, sollten wir einige Dinge etwas anders angehen.« Balthazar zauberte sein charmantestes Lächeln hervor - was wirklich unglaublich charmant war. »Natürlich nur mit Ihrer Erlaubnis, Mr. Olivier, Mrs. Olivier.«
    »Was meinst du?«, fragte Mom.
    »Ich hatte gehofft, dass ich, Ihr Einverständnis vorausgesetzt, Bianca hin und wieder vom Campus wegbringen kann. Vielleicht sogar schon an diesem Wochenende. Wir könnten nach Riverton oder irgendwo anders hinfahren, und Bianca könnte mir das Leben des einundzwanzigsten Jahrhunderts ein bisschen näherbringen. Und im Gegenzug könnte ich ihr von den Orten erzählen, an denen ich gewesen bin, und von dem, was ich gesehen habe.« Balthazar ließ es so klingen, als handele es sich dabei um eine brandneue Idee und nicht um einen Plan, den wir schon vor Wochen ausgebrütet hatten. »Mir ist klar, dass sie noch ganz schön jung ist für Verabredungen außerhalb des Campus, aber solange sich hier ein Geist herumtreibt, fühle ich mich anderswo einfach sicherer. Und ich wette, das geht Bianca ebenso.«
    »Auf jeden Fall«, sagte ich. »Absolut.«
    Meine Eltern schöpften keinerlei Verdacht; vielmehr sahen sie total begeistert aus. Ein bisschen zu begeistert eigentlich. Ich meine, ich wusste ja, dass sie Balthazar mochten. Wer tat das nicht? Aber sie schienen allzu eifrig darauf bedacht, uns zu verkuppeln. Doch da uns das schließlich gut passte, widersprach ich nicht. Dad wandte sich an Balthazar. »Du bringst sie aber zu einer angemessenen Zeit wieder zurück.«
    »Natürlich.«
    »Und du sagt uns vorher, was ihr vorhabt und wohin ihr gehen wollt«, ergänzte Mom. Sie wippte auf ihren Hacken.
    »Sie werden immer genau Bescheid wissen«, versprach Balthazar. »Ich werde auch Mrs. Bethany um Erlaubnis bitten.«
    »Darum kann ich mich kümmern«, bot Mom an. »Die Chancen, dass sie Ja sagt, stehen besser, wenn wir fragen.«
    »Das ist ein großer Vertrauensbeweis«, sagte Dad, an mich gewandt. »Bist du sicher, dass du schon bereit für einen solchen Schritt bist?«
    Ich dachte nur daran, dass ich bald wieder bei Lucas sein würde. »Ich bin sogar sehr bereit.«
    Sie lächelten so glücklich und vertrauensselig, dass ich mich schlecht fühlte, weil ich sie anlog, aber ich wusste, dass mir nichts anderes übrig blieb. Jetzt würde ich keinen Rückzieher mehr machen.
     
    In der Zeit unmittelbar nach dem Herbstball waren die Leute ernsthaft kurz vor dem Ausflippen. Raquel packte dreimal ihre Sachen, um von der Schule wegzulaufen, und jedes Mal kostete es mich mehr als eine halbe Stunde, sie wieder zu beruhigen. Wir schliefen eine ganze Woche lang mit Licht an, und wir waren mit dieser Maßnahme keinesfalls die Einzigen im Schlaftrakt. Nachts patrouillierten mehr Lehrer als früher auf den Gängen. Einmal sah ich Mrs. Bethany selbst entschlossen durch die

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