Eviana - Ein leiser Zug von Magie
Gebäude hatten viele Fenster und Balkone und obwohl die Stadt aus allen Nähten platzte, hatte man Raum für Bäume und Rasenflächen gelassen. Wenn nur die Gesichter der Menschen nicht so finster und missmutig gewirkt hätten.
“Ihr hättet Wahlingen zu Zeiten des alten Königs sehen sollen”, bemerkte Rolf dazu. Er führte sie zu einer kleinen Herberge.
“Das ist zwar nicht gerade die schönste der Stadt, aber der Wirt ist ein Zauberer. Ihm können wir vertrauen.” Es war gut, dass Rolf das gesagt hatte, andernfalls hätten sie ihn nicht als solchen erkannt. Der Wirt war untersetzt, trug keinen Zauberhut und hatte alle Hände voll zu tun, Weinkaraffen zu den Tischen zu bringen.
“Er ist ein Zauberer?”
“Ja, ein Stern. Aber er hat die Zauberei an den Nagel gehängt und ist jetzt mit Leib und Seele Wirt. Die Zauberei war ihm zu anstrengend und zu gefährlich. Ehrlich gesagt, er war auch ein wenig ungeschickt. Bei dem Versuch mit Zauberkraft seinen Hinterhof aufzuräumen hat er seinen Nachbarn aus Versehen in ein Bierfass verwandelt. Und dann bekam er die Rückverwandlung nicht hin. Der Zauberrat schickte mich ihm zu helfen, sonst hätte die Frau seines Nachbarn ihn mit dem Besen totgeprügelt.” Cedric konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
“Rolf.” Der Wirt hatte sie entdeckt und kam strahlend auf sie zu.
“Hamsterdam, alter Freund.” Die beiden schlossen sich in die Arme und Rolf stellte seine Gefährten vor.
“Wir werden nicht lange bleiben.”
“Mein Haus ist auch dein Haus. Und ich werde dich nicht fragen, was du hier vorhast. Aber ich lade euch auf ein gutes Abendessen ein und ihr bekommt meine beste Kammer.”
“Ich danke dir. Aber wir wollen uns vorher noch ein wenig in der Stadt umsehen. Meine beiden Gefährten kennen Wahlingen noch nicht, ich muss für sie den Reiseführer spielen.” Hamsterdam lächelte verständnisvoll.
“In einer Stunde sind wir zurück. Falls nicht, weißt du was zu tun ist.” Hamsterdam nickte.
Rolf führte die zwei durch die Stadt. Auf dem Weg zum Dom zeigte er ihnen die Sehenswürdigkeiten. Das Rathaus, den Marktplatz, die Speicher der Händler. Und, ganz neu, die überlebensgroße Statue des Königs. Es gab viel zu sehen. Noch immer war die Stadt voller Menschen und sie kamen nur langsam voran.
“Macht Platz. Wir sind Soldaten des Königs. Aus dem Weg.” Rolf nahm die beiden Kinder an der Hand und zog sie zurück in eine kleine Gasse. Was Eviana nun sah, stürzte sie in ein Wechselbad der Gefühle.
“Mein Name ist Riedrich von Reußen, euer Hocherhobenheit.”
“Durchlaucht oder Hochwürden tut es au ch. Ihr habt sie also gesehen?”
“Wir hätten sie fast geschnappt, wenn sie uns nicht durch Zauberkraft entkommen wären, euer Höchsthocherhabenheit.”
“Nennt mich doch einfach Großinquisitor.” Isidor rutschte unbehaglich auf seinem thronartigen Stuhl herum, dem es leider an Kissen fehlte. Er hatte sich im Domkapitel einquartiert und den Bischof nachdrücklich gebeten, doch während seines Besuchs in Wahlingen bei den einfachen Mönchen im Domhaus zu wohnen. Dieser Bitte war der schlaue Bischof gerne nachgekommen. Die Botschaften aus Kloster Morsch hatten Isidor schon vor Tagen erreicht und er hatte sein Netz an Informanten über der Stadt ausgeworfen. Keine Kneipe, keine Straße, kein Platz ohne Augen und Ohren von Isidor.
“Mein Guter, ich bin euch sehr verbunden, dass ihr diesen Gewaltmarsch auf euch genommen habt, um schnellstmöglich hierher zu kommen. Ich habe gute Neuigkeiten für euch: Nach meinen Informationen sind die drei heute Abend angekommen. Dieses Mal werden sie uns nicht entkommen.” Isidor zuckte mit der Nase, rutschte in eine andere Ecke des Stuhls und gluckste vor Vergnügen.
“Allerdings wissen wir immer noch nicht, was sie in Wahlingen vorhaben und leider haben wir auch noch nicht rausbekommen, wo sie untergeschlüpft sind. Aber raus kommen sie hier nicht mehr.” Wieder lachte Isidor vergnügt.
“Darf ich sie überwältigen, Durchlauchtester?”
“Ja, ja, Riedrich, schon. Aber zur rechten Zeit. Lasst uns erst herausfinden, was sie hier vorhaben. Ich will ihre Pläne kennen. Bis dahin lasse ich sie beschatten. Wenn wir das wissen bekommt ihr ein Zeichen und dann - Peng.” Isidor schlug mit seiner rechten Faust in seine Linke offene Hand als Zeichen des Zugriffs. Er hatte allerdings nicht bedacht, dass ihm der König diesen neuen, mit Saphiren besetzten Siegelring geschenkt hatte. Das scharfkantige
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