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Evil - Das Böse

Evil - Das Böse

Titel: Evil - Das Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Scheißhelm. Und Gustaf Dahlen war Vizekommandant Blinkfeuer. Wie in diesem Film am vorigen Samstag über die englischen Flieger, die im Stalag 13 gefangen saßen, die Deutschen waren dem Spott der Engländer gegenüber vollkommen hilflos gewesen. Kriegsgefangene durften schließlich nicht hingerichtet werden.
    Er machte kein Licht, als er aufs Zimmer kam. Pierre schlief. Sollte er sich wieder mit dem Hockeyschläger in den Sessel setzen? Nein, es musste reichen, wenn er wieder die Bibel zwischen Türknopf und Türrahmen klemmte; so würde er aufwachen, wenn jemand ins Zimmer zu kommen versuchte.
    Er konnte den Mund nur mit Mühe weit genug öffnen, um die Zahnbürste hineinzuschieben, und schlief im selben Moment ein, als er den Kopf aufs Kissen legte.
    Am nächsten Morgen kam er absichtlich ein wenig zu spät zum Frühstück; er wollte sicher sein, dass Silverhielm an seinem Platz saß, wenn er an seinem Tisch vorüberging. Es klappte, Silverhielm saß auf seinem Platz und sah nicht, wie Erik den Saal betrat, auch wenn er hätte merken müssen, dass die Leute ihm gegenüber auf eine besondere Weise aufschauten und verstummten.
    Genau hinter Silverhielm blieb Erik stehen und schnüffelte einige Male in der Luft.

»Seltsam«, sagte er mehr als laut genug. »Hat hier irgendwer einen fahren lassen? Oder hat unser Freund Kommandant Scheißhelm sich noch immer nicht gewaschen?«
    Als Silverhielm aufspringen wollte, drückte Erik ihn sofort wieder auf den Stuhl und ging demonstrativ langsam zu seinem Platz, während er genau horchte, ob Silverhielm doch wieder aufstand und ihm folgte. Aber Silverhielm blieb sitzen.
    Niemand unten an Eriks Teil des Tisches sagte etwas. Alle betrachteten verstohlen sein Gesicht. Erik hatte vorsichtig die Pflaster gelöst, sodass die vernähten Wunden bloßlagen. So würde es schneller heilen und leichter trocknen. Aber das war nicht der einzige Grund, es war nicht einmal der wichtigste.
    Er versuchte, so unbeschwert wie möglich auszusehen, als er mit nur einer Mundhälfte aß und langsam kaute, damit die Zähne nicht an den geschwollenen Stellen und den Nähten im Mund hängen blieben.
    Am nächsten Tag war die Schwellung über dem Auge so weit zurückgegangen, dass er einigermaßen klar sehen konnte. Die blaugrüne Färbung im Gesicht zog sich von den Augen über die geschwollene Nase und die vernähten Wunden bis zum Kiefer hinunter.
    Beim Abendessen ließ er einige leise Kommentare über den Scheißgestank im Speisesaal fallen, sozusagen um Silverhielm daran zu gewöhnen, dass es nun immer so weitergehen würde. Silverhielm starrte auf seinen Teller oder zur Decke und gab vor, nicht zu hören, was alle anderen am Tisch hörten. Er konnte nicht aufspringen und wieder losschlagen - man schlägt nicht in ein Gesicht, das aussieht wie das von Erik -, und er konnte auch keine Peppis anordnen oder Erik aus dem Saal verweisen, denn das würde nur dazu führen, dass Erik sich weigerte. Silverhielm saß in der Falle. Solange die Fäden in seinem Gesicht nicht gezogen waren, war Erik in Sicherheit, einigermaßen in Sicherheit zumindest.
    Aber es war Mittwoch und nach dem Abendessen würde der Rat zusammentreten. Zu seiner Überraschung hörte Erik, dass er zu denen gehörte, die vor den Rat bestellt waren. Der Rat hatte ihn seit einiger Zeit nicht mehr wegen Befehlsverweigerung herbeizitiert, weil ein Samstagsonntag mehr oder weniger bei ihm keine Rolle mehr spielte. Beim Rauchen war er auch nicht erwischt worden. Waren sie so blöd, dass sie die Sache mit dem Scheißeimer über Silverhielms Gesicht zur Sprache bringen wollten? Das Sinnvollste wäre es doch, diese Begebenheit totzuschweigen. Wollten sie wirklich versuchen, ihn wegen der Sache mit der Kacke zu verurteilen? Das würde doch nie im Leben klappen. Wenn er seine Karten richtig ausspielte, konnte es nicht klappen.
    Nach dem Essen ging Erik alles noch einmal mit Pierre durch, ihnen blieb ungefähr eine Viertelstunde, ehe die Einbestellten sich einfinden mussten (Pierre war nicht einbestellt worden).
    Also: Sie hatten den Eimer in den Waschraum gestellt und waren ins Bett gegangen und kannten auch nur die verschiedenen Gerüchte. So einfach war das. Leugnen und nichts zugeben.
    Ja, bestimmt würden sie den Fall zur Sprache bringen.
    Erik schnupperte demonstrativ in die Luft, als er die Klasse 6 betrat, und konnte nur mit Mühe ein Lachen unterdrücken, als er das Mienenspiel des neuen Rates sah.
    »Du verstehst sicher, warum du hier

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