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Evil - Das Böse

Evil - Das Böse

Titel: Evil - Das Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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durch. Alles lief darauf hinaus, die Angst herauszukitzeln, die sich irgendwo auch in dem Boxer befinden musste. Wenn nicht auch der Boxer diese Angst in sich gehabt hätte, wäre er schon längst über den Schulhof gekommen, so viel, wie in seiner Klasse darüber geredet wurde.
    Aber er konnte den Boxer nicht mit irgendwelchen miesen Tricks ausmanövrieren. Er musste ihn mit der Faust und auf eine Weise schlagen, die zumindest eine vage Ähnlichkeit mit Boxen hatte. Alles andere würde nur zu Gerede führen. Und es musste schnell gehen.
    Der Boxer war größer als Erik, besaß eine längere Reichweite und war außerdem Boxer, deshalb durfte er sich auf eine längere Schlägerei im Faustkämpferstil nicht einlassen. Dabei würde sein Gesicht nach einer Weile einfach zu übel aussehen, und selbst wenn der Boxer es nicht schaffte, ihn zu Boden zu schlagen, würde ihm das als Niederlage ausgelegt. Die Gewichtsüberlegenheit des Boxers ließ es zudem zweifelhaft erscheinen, ob er ihm wirklich auf die Pelle rücken sollte, um ihn zu Boden zu drücken (das hätte nur Leuchtturm mit Leichtigkeit geschafft).
    Also musste er dem Boxer zuerst Angst machen und ihn dann ins Gesicht schlagen. Es reichte nicht, ihn aufs Auge zu treffen, einen solchen Schlag würde er schnell wegstecken. Hier war Nasenbluten angesagt. Und um einem Typen, der es gewöhnt war, sein Gesicht zu decken, das Nasenbein einzuschlagen, brauchte es so viel Angst, dass ihm der antrainierte Reflex, das Gesicht zu schützen, verloren ging. Man konnte mit einem Boxer nicht boxen, aber man konnte ihm solche Angst einjagen, dass er sich fast sicher in die Hose schiss, und dann konnte man ihm auch das Nasenbein brechen.
    Die Clique ging in der Ecke des Schulhofs in Stellung. Erik befahl Gösta, dem Kleinsten aus der Clique, den Boxer zu holen. Und damit lief wie ein Lauffeuer das Gerücht über den Schulhof, jetzt sei die Stunde gekommen. Das Ganze konnte schon dadurch entschieden werden, dass der Boxer sich weigerte, zur Clique zu gehen, aus Angst, dass alle auf einmal über ihn herfielen. Aber wenn er sich als Feigling erwies, hatte er schon verloren, und es schien nicht sehr wahrscheinlich, dass er sich so rasch geschlagen geben würde. Es war keine Schande, von mehreren auf einmal verprügelt zu werden, aber es war eine Schande, sich als Feigling zu erweisen.
    Eine Clique aus der Klasse des Boxers schloss sich ihm an, nicht um ihm zu helfen, sondern um zuzusehen. Das passte den anderen nur zu gut. Der Boxer kam, die Hände halb erhoben, und die Clique wich zur Seite und bildete einen Halbkreis, in dessen Mitte Erik stand. Das war die Schlachtordnung, die sie auf dem Weg vom Kiosk festgelegt hatten.
    Der Boxer blieb ein wenig zögerlich in dem Halbkreis stehen. Er schaute sich wachsam um und Erik behielt ihn genau im Auge. Eine Zeit lang sagte niemand etwas. Der Zuschauerkreis wuchs (das Gejohle hatte noch nicht eingesetzt).
    »Hallo«, sagte Erik betont langsam, »du schuldest uns Geld, und ich dachte, du solltest die Gelegenheit haben zu bezahlen. Damit wäre die Sache aus der Welt, ohne dass wir dir wehtun müssen.«
    »Nö«, sagte der Boxer verbissen und hob die Hände um weitere Zentimeter.
    »Was?«, sagte Erik mit gespielter Überraschung, die er in eine drohende Haltung übergehen ließ. »Aber wenn du nicht blechst, dann müssen wir dich verprügeln, das weißt du doch.«
    Das war der Köder, hier musste der Boxer anbeißen, dann würde der Rest sich so ziemlich von selbst ergeben.
    »Feiglinge, so viele gegen einen, was? Feige wie Mädels, was? Einer nach dem anderen, das traut ihr euch nicht, dann würde ich euch nämlich allesamt zusammenfalten.«
    »Keine Sorge«, sagte Erik und legte eine Kunstpause ein. »Es ist noch viel schlimmer. Ich nehm dich mir nämlich allein vor.«
    Der Boxer schaute sich misstrauisch um, und Erik redete rasch weiter, ehe sein Gegner irgendeine Initiative ergreifen konnte.
    »Wenn es nur um eine kleine Tracht Prügel ginge, hätte ich Leuchtturm gebeten, das zu erledigen. Aber nun ist es einmal so, dass du entweder bezahlst, und dazu hast du jetzt die letzte Chance, oder ich schlag dich persönlich so zusammen, dass du es dein Lebtag nicht vergisst.«
    Die Zuschauermenge stöhnte auf. Sie begriffen nicht, wie man dem Boxer drohen konnte, ausgerechnet dem Boxer. Sie hatten nämlich keine Ahnung. Langsam ging jetzt das Gejohle los. Und nun musste auch der Boxer etwas sagen.
    »Öh«, sagte er, und Erik bemerkte zu seiner

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