Evolution, Zivilisation und Verschwendung
Gewinne können aufsummiert und für verschiedene andere Aufgaben verwendet werden.
Da auf dem Markt Konkurrenz vorherrscht, entwerten sich die unternehmerischen Kompetenzen mit der Zeit, oder anders gesagt, sie veralten und damit das Unternehmen natürlich auch. Es müsste sich also regelmäßig erneuern (reproduzieren). Dazu dient in erster Linie die ProduktReproduktion, die in der Unternehmenswelt meist den Namen Forschung &Entwicklung (F&E) trägt 120 . Allerdings müsste das Unternehmen auch regelmäßig seine Anlagen und Humanressourcen erneuern und an die Markterfordernisse anpassen, sich also strukturell reproduzieren. Bei beiden Aktivitäten handelt es sich um reproduktive Tätigkeiten, einmal um die Erneuerung der Kompetenzen ( A daption an den Lebensraum), und das andere Mal um die der inneren Struktur (Strukturerhaltung / [ L atent] Pattern Maintenance: siehe dazu auch die Ausführungen im Abschnitt
Systemtheorie (Parsons/Luhmann)
auf Seite → ). Auf den Menschen übertragen könnte man sagen: Zusätzliche Bildungsmaßnahmen entsprechen der Forschung & Entwicklung, die innere Zellerneuerung dagegen der Reproduktion von Anlagen und Humanressourcen.
Hat das Unternehmen ein ernsthaftes Reproduktionsinteresse, wird es einen mehr oder weniger großen Teil des Gewinns in die Forschung & Entwicklung und in sonstige Erneuerungsmaßnahmen (Investitionen) stecken. Ähnlich wie bei Lebewesen wird ihm das auf Dauer aber nur gelingen, wenn es einen entsprechend großen Überschuss erwirtschaftet, aus dem die Reproduktion finanziert werden kann.
Gelingt die Reproduktion, ist das Unternehmen weiterhin konkurrenzfähig und kann am Markt bestehen (es tritt dann mit technisch verbesserten Produkten auf), andernfalls wird es Marktanteile verlieren.
Erlischt das Reproduktionsinteresse des Unternehmens, werden die eingenommenen Gewinne wohl eher für Konsumzwecke (zum Beispiel repräsentative Verwaltungsgebäude oder Firmenwagen) verwendet oder an Investoren ausgeschüttet. Ein solches Unternehmen dürfte aber über kurz oder lang seine Wettbewerbsfähigkeit verlieren und dann auch sehr bald für immer seine Tore schließen. Es wäre dann im Laufe der Evolution ausgeschieden, und zwar primär durch sein unzureichendes Reproduktionsinteresse.
Leistungsfähige Marktwirtschaften haben üblicherweise Verfahren zur Erleichterung des Markteintritts neuer Anbieter implementiert. Dazu gehören insbesondere die Regelwerke und leistungsfähige Finanzierungsmöglichkeiten, zum Beispiel über die Börse. Da immer wieder einzelne Unternehmen aus Wettbewerbsgründen aus dem Marktgeschehen ausscheiden, sollte der Reproduktionsprozess auch über variationserneuernde Komponenten verfügen (siehe dazu auch die Ausführungen im Abschnitt
Selbsterhaltende Systeme
auf Seite → ).
Haben alle anbietenden Marktteilnehmer ein ähnlich gelagertes Reproduktionsinteresse, welches sich etwa darin ausdrückt, dass sie einen relativ einheitlichen Prozentsatz ihres Gewinnes in die Forschung & Entwicklung stecken, dann können Unternehmen mit höheren Gewinnen auch mehr Mittel in ihre zukünftigen Produkte und Kompetenzen investieren. Sie dürften dann recht gute Chancen besitzen, auch in Zukunft am Markt zu bestehen. Eine Garantie dafür gibt es allerdings – ähnlich wie in der Natur – nicht.
Ist der Selektionsdruck auf einem Markt sehr groß (das heißt, die verschiedenen Anbieter stehen im scharfen Wettbewerb miteinander und könnten zusammen ein Vielfaches von dem absetzen, was der Markt aufzunehmen in der Lage ist), dürfte es in der Regel zu einer schnellen technischen Weiterentwicklung kommen, ganz anders als auf Märkten, die fast vollständig von einem Anbieter dominiert werden.
Ist der Selektionsdruck für einen Anbieter zu groß, so dass er auf dem Markt keine Gewinne mehr erzielen kann, könnte er sich auch für alternative Strategien entscheiden, zum Beispiel:
Ausweiten des Geschäftsfeldes auf andere, lukrativere beziehungsweise weniger umkämpfte Märkte.
Wecken neuer Bedürfnisse bei den Abnehmern.
Besetzen einer Marktnische.
Beispielsweise könnte ein Hersteller A mit seinen Mobiltelefonen einen sehr hohen Marktanteil besitzen und diese aufgrund der von ihm produzierten hohen Stückzahlen dann auch besonders preisgünstig anbieten (Skaleneffekte). Ein Hersteller B sähe nun keine Chancen, mit A über den Preis zu konkurrieren. Also müsste er sich etwas anderes einfallen lassen, zum Beispiel die Integration einer neuen
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