Evolution
Protest durch einen Schrei kund.
Die Phase des Nachdenkens war vorbei, und die Erektion
erschlaffte. Capo setzte sich auf und schwang sich aus dem Nest.
Zeit, an die Arbeit zu gehen. Als großes schwarzbraunes
Fellknäuel brach er durch den Baum. Er riss Nester ein, knuffte
und trat die Bewohner und führte sich dabei wie ein kreischender
Hampelmann auf. Er machte weiter, bis er die Blätter des ganzen
Baums zerzaust hatte und sicher war, dass niemand mehr schlief und
sich der Präsenz des großen Capo nicht bewusst war.
Er legte eine schöne harte Landung mitten im Nest von Finger
hin, einem kräftigen jüngeren Männchen mit einem
wachen Verstand und geschickten Fingern. Finger rollte sich
schnatternd zusammen und wollte Capo in einer Demutshaltung das
Hinterteil entgegenstrecken. Doch der versetzte Finger nur einen gut
gezielten Tritt in den Hintern, sodass er kreischend durchs Laub auf
den Boden fiel. Es war höchste Zeit, dass Finger eine Lektion
bekam; er war für Capos Geschmack nämlich zu fürwitzig
geworden.
Schließlich erreichte Capo mit gesträubtem Fell und
außer Atem den Erdboden. Er war am Rand einer kleinen Lichtung,
in deren Mitte sich ein sumpfiger, verlandeter Teich befand. Er lief
im Slalom um die Stämme der äußersten Baumreihe
herum, schlug mit den Handflächen auf die Bäume, riss
dünne Äste ab und schüttelte sie so heftig, dass das
Laub um ihn herum niederging. Und die ganze Zeit kreischte und schrie
er.
Finger hatte sich nach dem Sturz wieder aufgerappelt. Leicht
humpelnd kroch er in den Schatten einer niedrigen Palme und erholte
sich von der Züchtigung durch Capo. Andere Männchen
hüpften liebesdienerisch und schreiend um ihn herum. Ein paar
Weibchen waren auch schon auf. Sie gingen Capo aus dem Weg und ihren
morgendlichen Verrichtungen nach.
Als er die Vorführung beendet hatte, machte Capo Heulen aus,
ein Weibchen mit einer besonders schrillen Stimme. Sie hockte an
einem Akazienstamm, riss Stücke aus einer Morchel heraus und
stopfte sie sich in den Mund. Heulen war noch nicht geschlechtsreif,
aber nicht mehr weit davon entfernt. Als Capo die enge Spalte ihres
Geschlechts sah, bekam er sofort eine Erektion.
Das Fell war noch immer gesträubt, und er war auch noch etwas
außer Atem. Trotzdem stolzierte er zu Heulen hinüber, hob
sie an der Hüfte an und drang schnell in sie ein. Ihre Scheide
war lustvoll eng, und Capos Gefolgsleute riefen und knurrten,
trommelten auf den Boden und feuerten ihn an. Heulen wehrte sich
nicht und änderte ihre Haltung, um ihn besser in sich
aufzunehmen. Doch während er sie stieß, zupfte sie
unbeteiligt weiter an der Morchel herum.
Capo zog sich aus Heulen zurück, bevor er ejakulierte: Dazu
war es noch zu früh am Tag. Als Gnadenerweis drehte er seinen
hockenden Unterlingen jedoch den Rücken zu und stieß eine
Ladung Kot aus, die auf sie spritzte. Dann warf er sich mit
verschränkten Armen flach ins Gras und ließ es zu, dass
ein paar Günstlinge sich ihm näherten und mit der
täglichen Fellpflege begannen.
Solcherart war der große Boss, das Alpha-Männchen, der capo di capi dieser Sippe – der Urahn der Menschheit, der
Vorfahr von großen Männern wie Sokrates, Newton und
Napoleon – gut in den Tag gestartet.
Sich den Bauch voll schlagen war die nächste
Priorität.
Capo nahm einen seiner Untergebenen – Wedel, ein
großes, sehniges und nervöses Geschöpf – ins
Visier und malträtierte den Kopf der zusammengekauerten Kreatur
mit einer Abfolge von Knüffen und Püffen.
Wedel verstand die Botschaft schnell. Er hatte den Auftrag, die
Sippe bei der täglichen Suche nach Nahrung und Wasser
anzuführen. Wie der Zufall es wollte, schlug er eine
östliche Richtung ein, der aufgehenden Sonne entgegen und lief
auf einem Pfad hin und her, der in diese Richtung führte. Sein
Gang war eine Mischung aus einer ungelenken Fortbewegung auf den
Knöcheln und aufrechten Sprints. Er drehte sich mit einem um
Zustimmung heischenden Blick zu Capo um.
Für Capo war diese Richtung so gut wie jede andere. Er machte
einen Satz, bei dem die großen Füße in den weichen
Untergrund einsanken, und folgte Wedel. Der Rest der Sippe formierte
sich schnell hinter ihm – Männchen und Weibchen
gleichermaßen. Die Jungen klammerten sich an den Bäuchen
ihrer Mütter fest.
Die Sippe streifte am Waldrand entlang und führte eine
systematische Suche durch. Sie hatten es hauptsächlich auf
Früchte abgesehen, obwohl sie auch Insekten und Fleisch
Weitere Kostenlose Bücher