Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ewig Böse

Ewig Böse

Titel: Ewig Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ransom
Vom Netzwerk:
würden keine guten Nachrichten sein.
    »Hey, James. Trigger hier. Ruf mich so bald wie möglich zurück. Danke.«
    Das war alles. Kein ›Ey, Mann, du Ghost-Verschnitt‹ oder ›Amigo‹ , nur ›Hey, James‹. Der Tonfall war … nun, es war ein Trigger, den ich noch nie gehört hatte. Der Trigger, den ich kannte, sagte Sachen wie ›Ich verdien dir einen Scheiß haufen Geld!‹ oder ›Du Affenarsch du, hab mich gefälligst lieb!‹.
    Ich scrollte durch die Anrufliste und rief zurück. Sein Assistent, ein junger Mann namens Renny, begrüßte mich mit einem kurzen ›Tag, James‹ und verband mich weiter.
    »James? Bist du das?« Trigger klang wie ein feuchtes, zerknülltes Hemd in einem Wäschekorb.
    »Trigger, hey. Tut mir leid, ich war für ein paar Tage weg. Alles in Ordnung?«
    Trigger räusperte sich. »Es gibt nichts Akutes. Keine Jobs, meine ich. Ich wollte nicht, dass du dir unnötig Hoffnungen machst. Ich bin nur dabei, alle meine Klienten vorzuwarnen.«
    »Ach du Scheiße«, sagte ich. »Du steigst aus?«
    »Nein. Jedenfalls nicht auf Dauer. Aber ich nehme mir ein paar Monate Auszeit. Es geht hier, äh, ziemlich hektisch zu. Zu Hause. Ich kann mich nicht auf die Arbeit konzentrieren. Ich hoffe, wir überstehen das Jahr und ich kann im Januar mit einem neuen Plan wieder loslegen.«
    Januar, das waren noch sieben Monate. Hier ging es nicht um Urlaub.
    »Kein Problem, T. Ich nage nicht am Hungertuch. Tu, was du tun musst. Aber du klingst nicht wie du selbst, Boss. Was ist denn los?«
    Wir hatten alle möglichen Dinge besprochen, Finanzen, unsere peinlichsten Bettgeschichten, halb kriminelle Jugendstreiche. Männerkram eben. Unter Freunden. Als er daher eine ganze Minute lang nichts sagte, wusste ich Bescheid. Ich wusste sofort, dass seine Sorgen etwas mit mir zu tun hatten. Mit uns.
    »Es ist Blaine. Blaine geht es nicht gut.«
    Einen schrecklichen Augenblick lang war ich erleichtert, kam mir dann aber sofort wie ein Arschloch vor. »Was ist passiert?«
    »Der Tag, an dem wir euch in The Grove getroffen haben. Erinnerst du dich?«
    »Ja, Blaine schien sich nicht wohl zu fühlen«, sagte ich.
    Er senkte die Stimme, als wollte er nicht, dass seine Mitarbeiter vor der Tür mithörten. »Als wir zum Hotel zurückfuhren, hatte sie starke Schmerzen. Sie schrie vor Schmerzen. Also brachte ich sie in die Notaufnahme. Die waren natürlich unterbesetzt, und eine ganze Schlange jammernder Menschen stand bis nach draußen. Sie stand unter Schock und hörte einfach nicht auf zu bluten. Sie wäre fast verblutet, James. Fünf Minuten später, und sie wäre verdammt noch mal tot gewesen.«
    Ich schloss die Augen. »Das tut mir leid, Travis. Geht es ihr jetzt wieder gut?«
    »Es geht ihr nicht gut, nein.«
    »Was …«
    »Sie wissen es nicht – das ist ja die Scheiße. Was immer es ausgelöst hat, einer ihrer Eierstöcke ist geplatzt, sie denken, es war eine Zyste oder eine Blockierung oder was, aber sie wissen es nicht. Es ging bis in den Eileiter hinein.« Trigger war jetzt den Tränen nahe. »Es ist – irgendetwas in ihr, es hat sie zerstört. Sie hatte einen Herzstillstand. Sie ist jetzt stabil, aber sie hat zwei Operationen hinter sich. Ich weiß nicht, ob dabei etwas schiefgegangen ist. Aber als sie wieder aufwachte, wurde es noch schlimmer. Sie hatte einen Schlaganfall.« Er schluchzte jetzt hemmungslos. Ich hatte Trigger noch nie weinen gehört, und es war ein schreckliches Geräusch. »Sie kann nicht mehr richtig sprechen, James. Sie ist kaputt. Mein Baby ist völlig kaputt.«
    Er schluchzte weiter. Ich dachte an Annette. Was genau war passiert, als wir vier uns trafen? Ich wusste es wirklich nicht, und ich war nicht sicher, ob ich es wissen wollte.
    »Es tut mir so leid, Travis. Sie kommt wieder in Ordnung, Mann. Sie wird schon wieder, ihr schafft das. Sie ist ein starkes Mädchen.«
    »Also, ich muss jetzt aufhören. Du hast ja keine Ahnung, wie viel es zu tun gibt, wenn man jemanden pflegen muss. Man denkt einfach nie darüber nach.«
    »Kann ich etwas tun? Soll ich runterkommen und dir Gesellschaft leisten? Annette würde das verstehen.«
    Das kam irgendwie falsch raus. Was hatte ich eigentlich damit sagen wollen?
    »Nein. Nein. Das wäre keine Hilfe. Ich wollte dir nur Bescheid sagen.«
    Etwas in mir verhärtete sich. Ich wusste, dass ich nicht nach Austin fahren würde. Wir waren Kumpel, aber unsere Beziehung war vor allem geschäftlich. Wir taten zwar wie alte Freunde, aber waren wir das

Weitere Kostenlose Bücher