Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ewig Böse

Ewig Böse

Titel: Ewig Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ransom
Vom Netzwerk:
eine dreijährige Karriere ohne absehbares Ende. Jedenfalls bis zu dem Unfall. Bis Ghost untertauchte. Ob er inzwischen einen Ersatz für mich gefunden hatte? Einen neuen James Hastings, der fragt, wie hoch , wenn Ghost sagte: Spring ? Wo wäre ich heute ohne Trigger?
    Ich merkte, dass ich den Tränen nahe war. Die Anzahl netter Menschen in meinem Leben hatte sich gerade um einen verringert, und es waren sowieso nicht mehr viele übrig. Ich drückte auf den Knopf für die nächste Nachricht.
    Von den fünf restlichen Anrufern hatten zwei aufgelegt, und die Rufnummernanzeige besagte: UNTERDRÜCKT . Die Zeitstempel lauteten auf 9:12 Uhr vormittags am Mittwoch, und am Freitag wieder 9:12 Uhr. Keine Nachrichten, nach dem Piepsen kam nur der Wählton. Egal. Das waren vermutlich Automatenanrufe von einem Callcenter.
    Weiter.
    »Hi, James, hier ist Lucy«, begann sie munter. Ich machte mich auf das Schlimmste gefasst. »Ich wollte mich nur für das Abendessen bedanken. Ich habe mich wirklich glänzend amüsiert, und ich bin ja so froh, dass du beschlossen hast, wieder anzufangen zu leben, und dass du dir von deinen Freunden dabei helfen lässt …«
    Sie machte keine Pause an diesem Punkt, und ich fragte mich besorgt, ob ich die Verabredung tatsächlich eingehalten hatte, statt sie wieder einmal zu versetzen. Ich kam zu dem Schluss, dass ich entweder den Verstand verloren hatte oder ein Doppelgänger von mir unterwegs war ( Haha! Vielleicht fickt Ghost jetzt Lucy Arnold! ), der Lucy Hoffnungen gemacht hatte, während ich zu der männermordenden Blondine weiterzog.
    Dann hörte ich den Rest.
    »… ach nein, warte, ich muss mich verwählt haben«, fuhr Lucy fort, und ihr Ton wurde eisig. »Tut mir leid, Schwanzgesicht, eine Sekunde lang hatte ich dich mit einem richtigen Mann verwechselt. Ich hatte vergessen, dass du ein kleiner Junge und ein Blender bist, und ein versoffener Scheiß-Versager und ein rücksichtsloses Arschloch dazu. Ich hoffe, du findest eine, die dich in ihren Armen wiegt, während du dich ins Grab säufst.« Hier legte sie eine Pause ein und lachte leise auf eine Art, bei der sich mir die Eingeweide zusammenzogen. Dann fügte sie in kontrolliertem und gemessenem Ton hinzu: »Ruf mich nicht an, grüß nicht, und wenn ich dich noch einmal erwische, wie du mit deinem gruseligen Scheiß-Teleskop in mein Haus glotzt, sorge ich dafür, dass du mit dem Taser bearbeitet wirst, bis dein Schwanz wie eine Glühbirne leuchtet.«
    Rumms.
    »Hoppla«, sagte ich zu der Maschine und löschte die Tirade. Sie musste beobachtet haben, dass ich bei Annette ein und aus ging. Nur Eifersucht und Zurückweisung konnten Lucy zu einem solchen Ausbruch treiben. Nach Triggers Anruf hätte ich nicht geglaubt, dass ich mir noch mieser vorkommen könnte, aber das war ein Irrtum gewesen.
    Wie die beiden Nachrichten vor Lucys stammte auch die letzte von 9:12 Uhr. Drei Anrufe um 9:12. Der letzte war nicht datiert. Da stand: HEUTE .
    Heute? Aber ich war zu Hause und hatte kein Klingeln gehört. Ein schmerzhaftes Pochen breitete sich in meinem Kopf aus und strahlte bis in den Rücken hinein.
    Dem üblichen Klicken folgte ein langes Schweigen. Die Verbindung bestand, aber niemand sprach. Ich warf einen Blick auf die Digitaluhr am Telefon. Das grüne Display zeigte 9:24 Uhr, und das hieß, dass der Anruf erst vor ein paar Minuten erfolgt war, wahrscheinlich, während ich mit Trigger sprach. Hatte ich das Anklopfsignal überhört? Es klingt heute anders als früher. Es ist nicht mehr das laute Ta-duuu-da aus den Achtzigern, das man nicht ignorieren konnte, sondern ein dezentes da-da , schwächer als die letzten zwei Herzschläge eines sterbenden Kätzchens. Ich hatte nichts mitbekommen.
    Die Nachricht hätte längst beginnen müssen. Ich stand in meinem Wohnzimmer und lauschte dem Schweigen. Ich weiß nicht, wie viele Minuten vergingen, die Leitung blieb jedenfalls viel länger offen, als sie durfte. Was hatte es nur mit diesen Anrufen um 9:12 Uhr auf sich? Die eingerosteten Rädchen in meinem Kopf begannen sich schmerzhaft zu drehen, während ich mich zu erinnern versuchte. Ja, es hatte schon andere 9:12-Anrufe gegeben, schon vor Monaten. Jetzt fiel es mir wieder ein. Oft genug, um im Gedächtnis haften zu bleiben, aber nicht oft genug, dass ich an etwas anderes als Telefonwerbung gedacht hätte.
    Die summende Stille im Hörer dehnte sich zu einem Abgrund aus weißem Rauschen.
    9:12
    9:12
    9:12
    Ich navigierte mit der Pfeiltaste durch die

Weitere Kostenlose Bücher