Ewig Böse
Erinnerung an das Schlafzimmer, wo ihr euch geliebt und euer Herz an der Zimmerdecke gelassen habt. Der Ring in der Badewanne, der nie ganz sauber wird, egal, wie oft man ihn schrubbt.
Das Blut deiner Frau auf der Straße. Ihr Spiegelbild im Haar deiner neuen Freundin.
Welches menschliche Schweigen hatte ich am Telefon gehört? Wie hatte ich mich selbst anrufen und meine sechs Monate zurückliegende Trauer abspielen können? Hatte ich den Schmerz eines anderen Mannes für meinen eigenen gehalten? Oder hatte der … nennen wir es einen Animus , eine Art konspirative Energie innerhalb des Hauses … mir eine Nachricht von Stacey übermittelt? Handelte es sich um die Echos früherer, machtvoller Ereignisse, oder streckte Stacey die Hand nach mir aus, um mich daran zu erinnern, dass mein Ehegelöbnis auf immer gelautet hatte?
Wenn unsere Emotionen und unsere Seele sich in ein Haus einbetten können, dann muss es auch eine Technologie geben, organischer oder künstlicher Art, die sie wieder freisetzt. Wenn das Schicksal einen Laserstrahl auf die Rillen unserer sich um sich selbst drehenden Trauer richtet, wozu macht uns das? Und wenn Stacey die Musik war, wer war dann der Tonkrug?
Das Haus? Oder einer der Menschen darin?
Als ich zu mir kam, klebte meine Wange am Parkettboden des Wohnzimmers fest und löste sich mit einem schmatzenden Geräusch, während ich mich auf die Knie stemmte. Ich sah ein paar Tropfen Blut, aber nicht genug, um eine Pfütze zu bilden. Ich rieb mir die Wange und folgte mit den Fingern einer verkrusteten Spur, die sich in Schlangenlinien bis zu meiner Augenbraue hochzog, wo ich eine harte Beule ertastete. Ich sog zischend die Luft ein und drehte mich langsam um, während sich ein Frösteln tief in meinen Knochen einnistete. Ich brauchte eine heiße Dusche. Als ich durch die Diele zur Treppe schlurfte, umschmeichelte mich ein warmer Luftzug.
Die Haustür stand weit offen, und die letzten Sonnenstrahlen verblassten gerade auf meiner Veranda.
18
Ich schloss die Tür und ging ohne Eile die Treppe hinauf. Alles tat mir weh, als hätte ich gerade eine Kneipenschlägerei hinter mir. Ich schlurfte schnurstracks am Bullauge auf dem mittleren Treppenabsatz vorbei – ich wollte keinerlei Spiegelungen sehen, weder meine eigene noch ihre – und ging weiter nach oben. Der Korridor war leer. Auf halbem Weg zum Badezimmer wurden meine Schritte langsamer, genau wie damals, als ich Annette ohnmächtig in der Badewanne vorgefunden hatte. Es war dieselbe Stelle, wo mir irgendetwas die Hand auf den Rücken geklatscht hatte. Ich öffnete die Badtür und erwartete halb, Stacey auf der Toilette sitzen zu sehen, verlegen und mit ärgerlichen Gesten signalisierend, dass das Toilettenpapier alle war.
Im Bad war es noch düsterer als im übrigen ersten Stock, das Fenster aus mattierten Glasbausteinen nur ein verschwommener, grauschwarzer Fleck. Der Duschvorhang baumelte immer noch lose von den verbliebenen Ringen herunter. Annette musste sich im Fallen daran festgehalten haben. Aber was hatte ihren Sturz ausgelöst? Sie hatte ihn auf Erschöpfung zurückgeführt.
Die Hasen hockten in ihren Rahmen, schwarz-weiß vor grünen Hügeln. Besaßen sie ein Geschlecht? Hatte Stacey sie deshalb geliebt? Hatte sie sie als Junge und Mädchen betrachtet, Ehemann und Ehefrau? Ich tastete nach dem Lichtschalter. Das Licht ging nicht. Ich knipste es noch zweimal aus und an, doch die Spirale der Energiesparlampe (die Sorte, die angeblich fünf Jahre lang hält) reagierte nicht. Vielleicht ein Kurzschluss.
Ich trat so nahe an die Bilder heran, dass ich sie mit ausgestreckter Hand berühren konnte. Der untere Hase mochte ein Weibchen sein. Sie hatte sanftere Augen und irgendwie weibliche Rundungen an Schultern und Hinterbeinen. Die kecke weiße Blume ihres Schwanzes. Der beinahe identische Hase über ihr war etwas länger, schlanker möglicherweise, und männlich. Beide hatten sie kleine grüne Augen, aber nur jeweils eines war im Profil sichtbar. Sie hatten nichts Bemerkenswertes an sich. Ein mittelmäßiger Maler war damit von einer Versandfirma beauftragt worden. Ähnliche Zwillingshasen hingen wahrscheinlich in zehntausend Häusern in Amerika an der Wand. Was immer Annettes Reaktion ausgelöst hatte, es lag nicht an diesen Bildern, sondern an ihrer angeschlagenen Psyche. Ich drehte mich zum Spiegel um, als die Lampe plötzlich zu glimmen anfing.
Mein Magen hüpfte und rebellierte, und ich erwartete halb, jemanden in der Tür
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