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Ewig Böse

Ewig Böse

Titel: Ewig Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ransom
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sehr wütend auf d-dich.« Ihre Lippen verzogen sich zu einem Zähnefletschen, und sie richtete die Pistole auf mein Gesicht.
    Ich warf mich auf sie und brüllte: »Nein!«
    Sie schrie auf, das Mündungsfeuer donnerte über meinen Kopf, und Lucy geriet völlig außer sich. Sie versuchte mich zu kratzen, als ich nach ihren Armen griff, wurde hysterisch und riss sich los. Die Pistole fiel scheppernd zu Boden, bekam bei dem Handgemenge einen Tritt und trudelte über die Marmorfliesen davon.
    »Lass mich zufrieden!« Lucy rannte kreischend aus dem Ballsaal. »Sie lässt mich nicht in Frieden!«
    Einen Moment lang stand ich wie versteinert, ungläubig, weil der Schuss mich nicht getroffen hatte.
    Ihre Schritte polterten den Flur entlang, und donnernde Schläge hallten durch das Haus, als prallte sie von einer Wand an die andere wie ein Pferd, das in einem brennenden Stall eingeschlossen ist.
    »Lucy!«
    Ich lief ihr nach. Als ich den oberen Treppenabsatz erreichte, schlug die Haustür gegen die Wand. Ich rannte so schnell ich konnte hinunter und glitt auf der drittletzten Stufe aus. Der Absatz rutschte einfach weg, und ich hob ab. Mit dem Hintern voran holperte ich über die letzte Stufe und landete auf dem Boden, während mein Steißbein wie ein heißer Gitarrenakkord vibrierte. Ich kugelte durch die Diele, und der Schmerz schoss meine Wirbelsäule empor. Lucy rannte blindlings davon. Sie verschwand in spitzem Winkel aus meinem Gesichtsfeld und lief in westlicher Richtung über Euvaldo Gomez’ Rasen.
    Ich rappelte mich auf und humpelte ihr nach. Ich schaffte es über die Verandastufen hinunter und warf einen Blick zu Mr Ennis’ Haus. Annette stand mit einer Einkaufstüte im Arm neben der geöffneten Fahrertür ihres grünen 69er, die Sonnenbrille, die ich ihr geschenkt hatte, steckte in ihrem Haar.
    »Was ist denn los?«, fragte sie, während sie der davonrasenden Lucy nachsah und dann den Blick mit wachsendem Entsetzen auf mich richtete. »James? Was hast du getan?«
    »Sie ist völlig durchgedreht«, gellte ich, ohne anzuhalten. »Ruf die Polizei! Sofort!«
    Annette blieb der Mund offen stehen, während ich über Euvaldos Rasen hetzte, wo eines seiner Kinder, ein fünf- oder sechsjähriges Mädchen, stand und so tat, als würde es mit einem Plastikspaten ein Loch graben. Sie warf mit dem Spaten nach mir, und ich hatte den absurden Gedanken, dass die Kleine Staceys Schuhe verbuddelt und wieder ausgegraben hatte.
    Lucy hatte inzwischen einen halben Häuserblock Vorsprung und stolperte die 21st Street entlang. Sie zog ein Bein nach, und ihr Kopf nickte ständig auf und ab.
    »Lucy! Warte!«
    Sie war nicht mehr weit von der Arlington entfernt, der nächsten Querstraße. Wie viel Uhr war es? Ich konnte durch die Bäume und geparkten Autos den Verkehr kaum erkennen. Wenn gerade Stoßzeit war, kamen die Autos nur schrittweise voran, und ihr würde nichts passieren. Wenn nicht, schossen häufig Abbieger mit Vollgas vom Freeway heran, um die Ampel am Venice Boulevard noch bei Grün zu erwischen. Ich lief schneller und machte einen Schlenker auf die Straße. Der Querverkehr stand, wie üblich, Stoßstange an Stoßstange, der langsame und schubweise Zug der Pendler.
    »James!«, schrie ein Mann hinter mir.
    Ich erkannte Euvaldos Stimme, blieb aber nicht stehen. Ich lag dreißig Meter hinter Lucy. Sie lief in Schlangenlinien wie eine zugedröhnte Anhalterin.
    Ich holte auf. Zwanzig Meter. Fünfzehn. »Lucy, bleib stehen!«
    In ein paar Sekunden würde sie die Wand aus stehenden Autos erreichen. Was dann? Jemand musste sie sehen. Es war Zeit genug. Einer würde ihr helfen …
    Es gab eine Abbiegerspur von der Arlington, eine Abzweigung, die den örtlichen Verkehr in die Wohngebiete ableitete. Das fiel mir erst wieder ein, als ein schwarzer SUV auf 22-Zoll-Chromfelgen mit mehr als fünfzig Kilometern und quietschenden Reifen um die Kurve geprescht kam. In der Windschutzscheibe spiegelten sich schwarz die Blätter der Bäume. Ich konnte den Fahrer nicht sehen. Unglaublicherweise heulte der Motor sogar noch auf – der Fahrer gab Gas, froh, dem Scheißstau endlich entkommen zu sein –, bevor er Lucy sah.
    »Nein!«, brüllte ich und stürmte mit abwehrend erhobenen Händen vorwärts.
    Die Stoßstange des Navigator grub sich in Lucys Knie und riss sie von den Beinen, eine Millisekunde später erwischte der Kühlergrill ihren Oberkörper und warf sie wie ein Jongleur in die Höhe, bevor der SUV sie wie ein Schneepflug rammte. Der

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