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Ewig Böse

Ewig Böse

Titel: Ewig Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ransom
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und jetzt konnte ich mich nicht überwinden, zurückzugehen, nicht einmal in die Garage. Vielleicht wanderte sie schon auf der Suche nach mir durchs Haus. Sie konnte im Wohnzimmer neben dem Fenster lauern, reglos hinter dem Vorhang verborgen wie eine Schaufensterpuppe, und auf meine Rückkehr warten.
    Ach, Aaron.
    Ich kannte niemanden dieses Namens und legte auch keinen Wert darauf. Ich würde nicht in dieses Haus zurückkehren, nicht heute Nacht, vielleicht nie.
    Sheltering Palms lag so tief in der Wüste, dass es keine Busverbindung gab. Ich hatte kein Handy dabei, um mir ein Taxi zu rufen. Außerdem gab es hier sowieso kein Netz. Ich überlegte, einfach der Straße bis nach Palm Desert zu folgen, oder was immer die nächste Stadt war, aber ich wusste, dass sie meilenweit entfernt lag, und ich war müde. Ich hatte keine Lust, mit der Polizei oder Sanitätern zu sprechen. Ich wollte keine Fragen beantworten. Ich wollte allein sein, in einem weichen, warmen Bett. Die Ereignisse, deren Zeuge ich geworden war, verdichteten sich in meinem Kopf zu einer nebelhaften Wolke, dem Bewusstsein, dass etwas ganz und gar nicht stimmte und ich der Verursacher war.
    Das ist deine Schuld. Du bist verflucht.
    Allmählich wurde es kühler. Ich trug nur Jeans, Turnschuhe und ein T-Shirt. Ich konnte mich nicht die ganze Nacht im Freien aufhalten. Ich beschloss, ein Haus mit Telefon zu suchen und einen Notfall zu melden. Keine näheren Erklärungen, nur: Da ist eine Frau, die Hilfe braucht .
    Ich setzte mich wieder in Bewegung, durchquerte Hinterhöfe, stieg über niedrige Gatterzäune hinweg, die vertrocknete Rasenflächen voneinander trennten. Ich hielt Ausschau nach einem Licht, irgendeinem Anzeichen, dass noch ein anderer, normaler Mensch wach war, vielleicht eine Spätsendung im Fernsehen ansah. Darunter stellte ich mir einen Mann wie mich vor, einen unaufgeregten Typen, der nicht gleich Panik bekam, wenn ich an die Tür klopfte und sein Telefon benutzen wollte. Ein Mann mit Sandalen und einem Polohemd voller Flecken mit Barbecue-Soße, der bei seinem dritten oder vierten Gin Tonic war. Er würde sich meine Geschichte anhören und mitfühlend dazu nicken. Klar, Bruder, du kannst dir mein Auto ausleihen. Den Rest regeln wir später. Aber ich fand kein Haus, in dem Licht brannte. Durch keines der Fenster sah ich einen einzigen Menschen.
    Es ist ein Geister-Projekt.
    Mal sehen, ob da was dran war.
    Meine Wahl fiel auf eines der riesigen, verputzten Häuser mit pfirsichfarbenen Wänden, die aus der Dunkelheit herausschimmerten, und aus dessen Fassade hölzerne Balken wie runde Zigarrenstummel ragten. Es erinnerte mich an den Alamo. Ich klingelte, und ein feierlicher Gong erklang hinter der dicken Holztür. Es brannte kein Licht, und bestimmt war niemand zu Hause, aber zur Sicherheit betätigte ich auch noch den schweren Eisenklopfer. Die Schläge hallten dumpf durchs Haus, und ich wartete noch ein paar Minuten. Als ich sicher war, dass mich niemand beobachtete, trat ich mit dem Fuß gegen das Dielenfenster neben der Tür. Es vibrierte. Der zweite Tritt ließ tausend Risse durch die Scheibe laufen. Der dritte verwandelte das Netzmuster in einen gläsernen Regen, der überlaut durch die Nacht klang. Ich wartete auf das Sirenengeheul einer Alarmanlage.
    Alles blieb still.
    Ich schob mich seitlich durch den schmalen Fensterausschnitt. Die Splitter des Sicherheitsglases auf den Bodenfliesen knirschten unter meinen Füßen. Ich hielt Ausschau nach der blinkenden Schalttafel einer Alarmanlage, sah aber nur düstere Wände und einen breiten Durchgang, der zu einem versenkten Wohnzimmer führte. Instinktiv streckte ich die Hand nach dem Lichtschalter aus, überlegte es mir noch rechtzeitig anders und tastete mich mit ausgestreckten Armen weiter ins Haus hinein.
    »Hallo?«, rief ich. »Wenn jemand zu Hause ist, möchte ich mich entschuldigen. Dies ist ein Notfall, ich muss telefonieren. Bitte nicht schießen. Ich möchte nur einen Krankenwagen rufen.«
    Ich wartete, aber es flammten keine Lichter auf, und niemand antwortete. Meine Augen gewöhnten sich an die Dunkelheit, und ich bemerkte, dass in dem riesigen Wohnzimmer kein einziges Möbelstück stand. Der Geruch nach frischer Farbe und Teppichkleber hing in der Luft. Vielleicht war das Haus nie bewohnt worden. Ich ging hinunter ins Wohnzimmer und blickte auf zu der hohen, gewölbten Decke und der Brüstung einer Galerie im ersten Stock. Niemand beobachtete mich. Ich schlug einen Bogen über

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