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Ewig Dein

Ewig Dein

Titel: Ewig Dein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Glattauer
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seinen Schatten los? – »Indem man ihn hinters Licht führt.« (Lukas) Sie musste nur geduldig warten, bis er wieder auftauchte. Um ihre wiedergewonnene Stärke zu demonstrieren, um Hannes zu provozieren, um ihn allenfalls aus seinem Versteck zu locken, legte sie sogar ein paar Mal seinen hässlichen Bernsteinring an. »Ist das ein Glücksbringer?«, fragte Bianca. Sie: »Nein, eher eine Waffe.« Bianca: »Da würde ich mir aber gleich einen richtigen Schlagring zulegen, Chefin.«
    Zwei weitere Wochen vergingen ohne Überraschungen von oder Hinweise auf Hannes. An ihrer Unruhe glaubte Judith zu erkennen, dass es bald wieder so weit sein würde. Diesmal wollte sie ihm zuvorkommen. »Rufen wir einfach bei ihm im Büro an«, schlug Bianca vor. Judith: »Das würdest du tun?« Bianca: »Na sicher, mich interessiert ja auch ur, was aus ihm geworden ist. Ich glaube nämlich nicht, dass er sich umgebracht hat wegen Ihnen. Das sagen die Männer nur so, um sich wichtig zu machen.« Judith: »Und wie reagierst du, wenn er sich meldet?« Bianca: »Da sag ich: Verzeihung, ich muss mich verwählt haben. Der erkennt mich nie. Ich kann nämlich volle gut meine Stimme verstellen. Ich kann wie Bart Simpson sprechen.«
    Seine Kollegin Beatrix Ferstl war am Apparat. Bianca: »Herrn Bergtaler bitte.« (Das klang mehr nach Mickey Mouse als nach Bart Simpson.) »Aha, wann kommt er denn?« – »Krankenstand?« – »Er lebt noch«, flüsterte Bianca Judith zu. Dann fuhr sie mit Mouse-Simpson-Stimme fort: »Im Spital?« – »Was fehlt ihm denn?« – »Aha.« – »Aha, oh je.« – »Aha.« – »Nein, nur die Tochter von einer Bekannten.« – »Nein, nicht notwendig. Ich rufe an, wenn er wieder draußen ist.« – »Äh, wann wird er wieder draußen sein?« – »Und in welchem Spital?« – »Joseph. Aha!« – »Mit F oder PH?« – »Aha.« – »Aha.« – »Danke, auf Wiederhören.«
    »Und?«, fragte Judith. Bianca: »Also, er liegt mit einer unbekannten Krankheit im Josephsspital. Dort muss er noch mindestens zwei Wochen bleiben und darf nicht besucht werden. Aber das wollen wir eh nicht, oder?« Judith: »Nein, wollen wir nicht.« – Bianca: »Warum sind Sie so zerstört, Frau Chefin? Wenn er im Spital ist, haben wir Ruhe vor ihm. Vielleicht verliebt er sich in eine Krankenschwester, und Sie sind ihn für immer los.« Judith: »Eine unbekannte Krankheit – das klingt nicht gut.« Bianca: »Wahrscheinlich hat er die Vogelgrippe. Oder den Rinderwahnsinn. Oder meinen Sie, Aids, Chefin? Glaube ich nicht. Der ist kein Drogenjunkie-Typ. Und schwul ist er auch nicht, oder? Höchstens bi. Aber zur Sicherheit sollten Sie einen Aids-Test machen. Hab ich auch schon gemacht. Da nimmt man Ihnen ein bisschen Blut ab. Tut überhaupt nicht weh. Sie dürfen nur nicht hinschauen. Also wenn ich hinschaue …« »Danke, Bianca, du kannst schon gehen. Du hast mir wirklich sehr geholfen«, sagte Judith, »ich bin froh, dass es dich gibt.«
     
5.
    Auf dem Nachhauseweg nach Geschäftsschluss holte Judith im Dämmerlicht eines windigen Herbstabends die Angst vor der Ungewissheit ein. Im Stiegenhaus, als sie auf den Aufzug wartete, bildete sie sich ein, Stöhngeräusche von oben zu vernehmen. In Panik verließ sie das Wohngebäude, mischte sich unter Passanten, rief Lukas an, erzählte ihm, behindert durch Heulausbrüche, von Hannes’ angeblicher Krankheit und von seinem Spitalsaufenthalt, der ihrem Bauchgefühl und dem Stöhnen im Stiegenhaus widersprach.
    In zwei Stunden konnte er in Wien sein. »Nein, Lukas, das ist nicht notwendig«, sagte sie. Doch, es war notwendig. Und er ließ sich ohnehin nicht davon abhalten. Sie musste nur die beiden Stunden überstehen. Ein neuer Anlauf, unerschrocken und auf alles gefasst zu sein, brachte sie bis knapp vors Haustor. Dort drehte sie um und lief davon, Richtung U-Bahnstation, wo die Lichter heller waren. Auch auf offener Straße fühlte sie sich unwohl. Die Sirene eines Krankenwagens schreckte sie zu Tode. Vermutlich brachten sie Hannes gerade zu ihr nach Hause oder, noch schlimmer, von dort wieder weg.
    Sie stieg in ein Taxi, rief ihre Mutter an, behauptete, sie sei zufällig in der Nähe und wolle sie kurz besuchen, ob es ihr denn recht sei. »Du lebst noch?«, fragte Mama. Und, gerade noch rechtzeitig: »Natürlich, Kind, du weißt, du kannst immer kommen.« Mama sah schlecht aus, wie soeben im guten Einvernehmen von Vater stehengelassen, und es bedurfte nicht einmal einer Andeutung, um ihr, der

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