Ewig sollst du bueßen
widerstrebend in die
Runde lieà und alle vorstellte. Die Frauen wandten sich gespannt dem
Neuankömmling zu. Die Lobbyistin betrachtete Nick, als wäre er ein weiteres leckeres
Lammkotelett. In Anna meldete sich ein wenig Besitzanspruch und sie ärgerte
sich sofort darüber.
Die Rothaarige stellte Nick die bei Washingtonern übliche Frage,
wenn man sich zum ersten Mal trifft: »Und wo arbeiten Sie?«
»Ich bin Pflichtverteidiger.«
Das brachte ihm ein »Ooh« aus der Runde ein. Nick grinste und Anna
blickte missmutig.
»Wow!« Die Lobbyistin bekam groÃe Augen. »Kann das nicht gefährlich
sein?«
»Die einzige Gefahr besteht darin, dass ich meine Mandanten zu Tode
langweile. Wenn ich ihnen über Kurse erzähle, die sie belegen können. Antiaggressionstraining,
Berufsausbildung, solche Sachen. Viele dieser Kids brauchen einfach nur einen
kleinen Schubs in die richtige Richtung. Vorher hat sich nie jemand ordentlich
um sie gekümmert und ihnen Ratschläge gegeben.«
Kids! Das hörte sich nach Waisen an, nicht nach Verbrechern.
»Ãndern denn viele deiner Mandanten ihr Leben?«, fragte Anna
sarkastisch.
»Du würdest dich wundern.« Er sah, wie sie ihre Augenbrauen hob. »Du
siehst nie das Happy End, Anna. Du bekommst die Fälle immer nur, wenn etwas
schiefgelaufen ist. Wenn ein Typ sauber bleibt, gibt es keine Strafakten mehr
bei der Bundesstaatsanwaltschaft. Ihr hört dann einfach nichts mehr von ihm.«
Anna war ein wenig ernüchtert. Daran hatte sie noch gar nicht
gedacht.
»Selbst wenn ein Mandant sich nicht gleich ändert, so ist es mir
wichtig, für ihn da zu sein«, fuhr Nick fort. »Diese Kids meinen, dass sie die
ganze Welt gegen sich haben. Es ist viel wert, wenn man weiÃ, dass jemand auf
seiner Seite steht.«
»Es muss sehr befriedigend sein, armen Kids so zu helfen!« Die
Rothaarige sah aus, als ob sie nichts dagegen hätte, Nick ebenfalls zu
befriedigen.
»Ja. Es ist nicht immer schön. Aber ich liebe meinen Job.«
Die Frauen stellten noch weitere Fragen nach seiner Arbeit und Nick
antwortete eloquent und voller Leidenschaft. Anna stand dem Bild, das Nick von
sich als strahlendem Ritter zeichnete, als tapferer Verteidiger der Freiheit,
skeptisch gegenüber. Es ging hier um fürchterliche, brutale Männer, die keine
Freiheit verdienten, die ihre Freiheit nur dafür nutzten, anderen Menschen
Schmerzen zuzufügen. Aber wenigstens bekam sie einen Funken Verständnis dafür,
wie Nick so einen Job machen konnte.
»Und woher kennt ihr zwei euch?«, fragte die Rothaarige.
»Anna hat mich durch den ganzen Superior Court gescheucht.« Nick
lächelte Anna an. »Seit sie da ist, sagt sie uns Strafverteidigern, wo es
langgeht. Holt euch schnell ein Autogramm von ihr, eines Tages wird das viel
wert sein.«
Die Frauen murmelten zustimmend. Anna lächelte in ihr Weinglas. Sie
war immer noch verärgert, aber auch sie war nicht immun gegen die Macht eines
öffentlichen Lobes.
Die Runde plauderte weiter, sie verglichen ihre Jobs, diskutierten
über Politik und tauschten den neuesten Klatsch aus. Die Rothaarige versuchte
mit Nick zu flirten, aber er konzentrierte sich auf Anna. Wann immer ein
Kellner mit Sushi vorbeikam, sorgte Nick dafür, dass Anna so viel zu essen
hatte, wie sie wollte. Ihr Ãrger lieà nach. Die Geschichte der Familie Curtis
war nicht sein Fehler. Genauso wenig wie Lapreas Entscheidung, im Zeugenstand
zu lügen. Nick hatte einfach seine Arbeit gemacht. Anna nahm sich noch ein Glas
Wein und fühlte, wie ihre Wangen warm wurden, als der Alkohol zu wirken begann.
Sie fing an, sich zu entspannen und wohlzufühlen. Ihr Geplauder war intelligent
und unbekümmert, eine willkommene Abwechslung von den bloÃen Fakten, mit denen
sie jeden Tag zu tun hatte.
Als ein Kellner Anna ein drittes Glas Wein anbot, fing Nick an, sie
aufzuziehen.
»Das Geheimnis einer gelungenen Happy Hour besteht zu gleichen
Teilen aus Alkohol und Koffein. Du könntest eine Tasse Kaffee gebrauchen.
Vielleicht auch drei. Komm mit.«
Anna lachte. Sie konnte förmlich spüren, wie die Frauen ihr
hinterher starrten, als sie Nick zu einem Tisch folgte, auf dem sich eine
silberfarbene Kaffeemaschine und eine Pyramide aus Kaffeebechern aus Porzellan
mit Goldrand befanden. Nick lieà Kaffee einlaufen, und dann standen sie
nebeneinander, hielten ihre Becher und
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