Ewig
warum hat der Mörder seinen Hinweis auf Oderich dem Engel mit dem schwarzen Gesicht in den Mund getan?«
Meitner holte mit seiner Hand aus und schlug auf den Stapel Dokumente vor sich. »Weil er gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen hat, Georg. Das Wappen Portenaus und das Wappen der Familie Dürer sind beide so genannte ›redende Wappen‹. Die Figuren darauf beschreiben den Wortlaut des Namens, beide sind daher geöffnete Türen oder Pforten. Und im Stile der Zeit und der Heraldik sehen die zwei identisch aus.« Der Institutsvorstand war beeindruckt. »Der Bursche ist gut, Georg. Er weiß genau, was er tut.«
»Das befürchte ich auch«, lächelte Sina dünn.
Kommissar Berner tauchte aus einem tiefen See der Dunkelheit auf. Erst hörte er Geräusche, Stimmen und das Scharren von Füßen neben ihm, dann beugte sich jemand besorgt über ihn und er roch einen leichten Hauch von Parfum. Er öffnete die Augen, unterschied zwar hell und dunkel, sah aber alles verschwommen. Jemand machte sich an seinem Kopf zu schaffen und eine Welle von Schmerz breitete sich rasend schnell in seinem Körper aus. Er stöhnte und wollte sich aufrichten, aber eine Hand hielt ihn zurück.
»Bleiben Sie ganz ruhig liegen, Sie haben eine Gehirnerschütterung und gehen gar nirgends hin«, meinte eine weibliche Stimme entschieden und Berner war zu müde, um zu protestieren. Langsam schärfte sich das Bild, er erkannte Fresken über ihm, das Blau des Himmels und das Rosa der Putten, es wurde ihm übel und er schloss die Augen wieder.
»Bernhard, das sieht nicht gut aus«, stellte eine Stimme über ihm fest und Berner war mit einem Mal geneigt, an den lieben Gott im Himmel zu glauben. Aber der würde nie das Gesicht des Kollegen Burghardt haben, dachte er sich, als er seine Augen öffnete und den langjährigen Gefährten zahlloser Fälle über sich gebeugt sah.
»Zumindest nicht, wenn er Geschmack hätte«, brummte Berner.
»Was meinst du?« Burghardt blickte irritiert.
»Ach nichts«, erwiderte Berner. »Habt ihr irgendetwas Brauchbares gefunden?«
»Kommt darauf an, was du meinst. Einen erschossenen Pfarrer, getötet mit deiner Waffe, wenn ich den Schulterhalfter richtig deute.« Berner nickte schwach, ließ es aber gleich wieder bleiben. »Jede Menge Fingerabdrücke auf der Pistole, alle nur von dir und dem Pfarrer, keine anderen Spuren.« Burghardt klang ganz und gar nicht zufrieden.
»War die Spurensicherung etwa schon da?«, wunderte sich Berner. »Bei mir waren die nie so schnell …«
»Neuer Besen kehrt gut, du weißt doch, es gibt da den ambitionierten, jungen …«
Berner hob die Hand und unterbrach ihn. »Hat jemand etwas gesehen?«
»Bernhard, es ist nicht dein Fall«, erinnerte Burghardt den Kommissar, als ein schlanker, junger Mann hinter dem Kollegen mit den Worten »Ganz genau, das wollte ich auch gerade sagen« auftauchte, Burghardt beiseiteschob und sich über Berner beugte. Der schloss gequält die Augen. Sein Nachfolger lächelte hochmütig und herablassend.
»Nein, Kommissar oder soll ich sagen Exkommissar? Sie sind jetzt mein Fall, wer hätte das gedacht?« Dann wandte er sich an die Ambulanzärztin. »Bringen Sie ihn in die geschlossene Sicherheitsabteilung im Allgemeinen Krankenhaus, wir sind doch um seine Gesundheit besorgt und wollen nicht, dass er einen bleibenden Schaden davonträgt.« Damit drehte er sich um und verschwand aus Berners Blickfeld.
Als die Sanitäter ihn auf ihrer Bahre aus der Schotten Kirche trugen, fragte sich Berner immer wieder, ob er es sich nur eingebildet hatte oder nicht. Kurz bevor er niedergeschlagen worden war, hatte er einen Hauch desselben Parfums gerochen wie bei der Sanitätsärztin.
Georg Sina schlüpfte in seine Jacke und wollte sich gerade von Professor Meitner verabschieden, als er einer plötzlichen Eingebung folgte und fragte: »Was weißt du über Halley, Wilhelm?«
»Wen meinst du, Georg, den Astronom oder den Himmelskörper?«
»Den Kometen.«
»Ich habe mich mit dem Teppich von Bayeux beschäftigt, wie du weißt. Da ist er dargestellt, kurz vor der Schlacht von Hastings, als böses Omen, versteht sich. Da war es nur logisch, dass ich mir den Zyklus des Kometen angesehen habe. Warum?«, fragte der Historiker und zog interessiert die Augenbrauen nach oben. »Was hat Halley mit Friedrich zu tun?«
»Auf dem Altar des Schottenmeisters ist er auch dargestellt, als Weihnachtsstern über der Flucht nach Ägypten«, erklärte Sina knapp.
»Und auf
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