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Ewig

Ewig

Titel: Ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer , David G. L. Weiss
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fünf Buchstaben sowie die 14 in der Zeile darüber sind im Vergleich mit der 93 daneben keinesfalls von demselben Steinmetz gemeißelt. Die Vokale sind scharfkantig und tief eingegraben, auch die 1 und die 4. Die 93 dagegen ist mit dem Rest nicht bündig und nur ganz flach und ungenau ausgeführt. Gegen den ersten war der zweite Steinmetz offensichtlich ein Stümper.«
    »Und was bedeutet das deiner Meinung nach?«, fragte Valerie.
    »Das bedeutet, dass dieses Gebäude vor 1493, schon unter Friedrich begonnen, vielleicht sogar fast vollständig errichtet worden ist. Möglich, dass die Wendeltreppe sogar noch aus der Zeit Friedrichs stammt. Der Baumeister, oder sogar der Auftraggeber, ließ jedenfalls den Platz für das Jahr der Fertigstellung bewusst frei halten. Wer weiß, vielleicht hat Friedrich ja etwas aus seinem Lapsus an der Wappenwand gelernt? Jedenfalls hat jemand anderer im Auftrag Maximilians den Bau und die Inschrift vollendet.« Georg dachte kurz nach. »Eines fällt mir noch ein und ist vielleicht noch wichtiger: Im August 1493 litt der Kaiser an Altersbrand und sein linkes Bein musste amputiert werden. Das ließ er ohne Betäubung machen. Kurz nach der Operation, die er gut überstanden hatte, ist er unter ungeklärten Umständen gestorben, angeblich an einem heftigen Durchfall nach dem Verzehr von Melonen.«
    »Das ist aber nicht dein Ernst«, warf Paul ein und lachte. »Daran stirbt man nicht.«
    »Seltsam, nicht?«, bemerkte Georg. »Friedrich stirbt laut Historikern am 19. August 1493, genau in dem Jahr, das du auf der Inschrift im Hof lesen kannst. Vielleicht bezeichnet die Zahl das Ende seiner Herrschaft. Der Kaiser ist tot, es lebe der Kaiser!«
    Goldmann stand vor einer Schautafel, die im Burghof den Besuchern einige Informationen zu der Zwillingswendeltreppe und der gegenüberliegenden Privatkapelle des Kaisers anbot. »Besonderes Interesse verdient die Aufteilung des Kapellenchores in zwei Altarräume. Diese Ausformung steht mit hoher Wahrscheinlichkeit in Verbindung mit der Weihe der Kapelle auf zwei Schutzheilige, der Mutter Gottes und dem heiligen Georg«, zitierte sie.
    »Erinnert uns das nicht an Wiener Neustadt, wo die Kirche auch zuerst eine Marienkirche war und dann dem heiligen Georg geweiht wurde?«, gab Paul zu bedenken.
    »Lasst uns die Treppe anschauen«, schlug Georg Sina vor, ging zu einer kleinen Tür und drückte sie auf. Das niedrige Stiegenhaus teilte sich vor ihnen und je eine Treppe führte nach links und nach rechts. Sie drehten sich gegenläufig und trafen im ersten Stock wieder zusammen, um sich wieder zu trennen und weiterzuführen.
    »Das ist wirklich ein Meisterwerk der Baukunst«, bewunderte Valerie das steinerne Monument, »so etwas habe ich noch nie gesehen.« Die Sonne brach durch die Wolken, ihre Strahlen fielen durch die Fenster des Treppenhauses und erweckten die grauen Steine der Treppe zum Leben. Die Maße und Abstände, die geschwungenen Handläufe und hohlen Spindeln, die kühne Konstruktion und die perfekte Symmetrie waren atemberaubend und ergaben ein Kunstwerk in einer Perfektion, wie es sie wohl kein zweites Mal in Europa gab.
    »Friedrich hat seinem Sohn Maximilian die Fertigstellung der Doppelhelix-Treppe in seinem Testament aufgetragen, so wichtig war sie ihm. Vielleicht ist dies einer der wichtigsten und letzten Hinweise auf das Geheimnis, den Friedrich uns in seinem Leben gegeben hat«, meinte Georg leise und setzte sich auf eine der historischen Treppenstufen. »Wir müssen ihn nur noch richtig deuten …«
    Valerie ging die Treppe ganz nach oben, von wo sie einen wunderbaren Rundblick über den Burghof hatte. Beamte des Steirischen Landtags in Anzug und Krawatte eilten geschäftig über den weiten Hof, Touristen schlenderten umher und posierten für die Kamera, eine japanische Reisegruppe folgte einem lächerlichen karierten Wimpel. Valerie schaute genauer hin. Drei Männer passten nicht so richtig in das Bild der fotografierenden japanischen Gäste. Sie hatten keine Kameras, keine durchsichtigen knallgelben Regenumhänge und hörten der Reiseleiterin nicht zu. Sie blickten sich verstohlen um, als suchten sie etwas oder jemanden.
Sailfish Marina, Singer Island, Palm Beach Shores, Florida/USA
    D ie »Incommunicado« war eine 110-Fuß-Yacht und damit das größte Boot, das die exklusive »Sailfish Marina« im weltbekannten Palm Beach Shores anlaufen konnte. Die Wassertiefe im Intercoastal Waterway, der Wasserstraße an der Atlantikküste der

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