Ewig
die Schenkel von Valerie gelegt und schlief.
»Er träumt vom Kaninchenjagen, schau, wie seine Beine zucken«, bemerkte Paul und Georg meinte nachdenklich: »Das ist so wie bei uns Menschen, er träumt davon, aber er erreicht sie nie.« Valerie streichelte über den Kopf des kleinen Hundes.
»Mertens hat wirklich einen großen Teil seines Lebens der Suche nach Friedrichs Geheimnis gewidmet«, meinte Georg bewundernd. »Ich habe ein Dokument gefunden, das sich mit den Funden von Riesenknochen in Wien beschäftigt. Friedrich hat auf einige dieser Knochen seine fünf Vokale malen lassen. Sie müssen ihn auch beschäftigt haben. Die Wissenschaftler gehen zwar davon aus, dass es sich um die Reste eines Mammuts handelt, die beim Bau der Stephanskirche gefunden wurden, aber es gab vorher und danach immer wieder Riesenknochen, die in Wien ausgegraben wurden. Der Legende nach sollen in der Stadt Überreste der beiden biblischen Riesen Gog und Magog gefunden worden sein.«
Valerie blickte nachdenklich auf fünf handgeschriebene Seiten in ihrer Hand, die bereits vergilbt waren und die Mertens oft gelesen haben musste. Sie waren abgegriffen, zerknittert und hatten Eselsohren. Die Überschrift lautete: »Der Stein der Weisen oder die Lebensformel« und Valerie las den Text laut vor. Als sie geendet hatte, schaute sie Paul und Georg nachdenklich an. »Mertens hat also herausgefunden, in welcher Form Friedrich sein Geheimnis aufbewahrte und wer sonst noch im Laufe der Zeit Zugang zur Lebensformel hatte, wer nahe an ihrer Entdeckung war oder sie sogar gefunden hatte. Er kannte aber Friedrichs Versteck nicht genau.«
»Oder er wollte es nicht aufschreiben«, gab Sina zu bedenken, der in anderen Papieren blätterte. »Ich habe in seinen Unterlagen Andeutungen auf den Ort gefunden und mir meinen Reim darauf gemacht. Aber ich muss noch darüber nachdenken.«
Paul schaute fasziniert in die Flammen und murmelte: »Der Stein der Weisen, nach dem so viele in den vergangenen Jahrtausenden gesucht haben, die Formel des Lebens, ist also eine rote Pille und es hat noch zwei andere gegeben, daher die drei Steine des Priesterkönigs.«
Georg nickte. »Das Wissen darum hatten einige, aber nur wenige trauten sich den Weg zu Ende zu gehen, weil sie wussten, er endet im Verderben«, meinte er. »Und alle jene, die sich nicht abschrecken ließen, wurden von den Bewahrern getötet, die das Geheimnis seit Friedrichs Zeiten behüteten.«
»Also sind wir uns einig wegen morgen?«, fragte Valerie wenig später, als allen bereits vor Müdigkeit die Augen zufielen. Sie hatten einen Plan entworfen, wie der Austausch von Berner ablaufen könnte.
Paul zuckte die Schultern. »Das ist kein Plan, das ist ein Himmelfahrtskommando, Major Goldmann. Das kann nur schiefgehen. Das weißt du, das weiß ich und Georg auch. Trotzdem können wir Berner nicht hängen lassen. Also werden wir’s so machen. Ich muss gestehen, mir fällt auch nichts Besseres ein.«
»Dann lasst uns schlafen gehen«, sagte Valerie und stand auf. Tschak sah sie vorwurfsvoll an, rollte sich schließlich näher am Feuer zusammen und schlief weiter. Goldmann streckte sich, zog dann die Decke wieder fester um sich und wandte sich zum Gehen. Als sie sich vor der Schlafzimmertüre noch einmal umdrehte, war ihr Blick der eines kleinen Mädchens, das sich nicht ganz sicher ist, ob es die richtigen Worte findet. »Vertraut mir bitte. Macht genau das, was ich euch sage und wir werden es schaffen.« Damit verschwand sie im Schlafzimmer.
Paul saß für eine Weile unbeweglich im Schein der Flammen.
»Woran denkst du?«, fragte ihn Sina schließlich und legte noch ein Scheit ins Feuer.
»Daran, dass Valerie immer noch eine israelische Agentin ist und einen Auftrag hat.« Paul stützte das Kinn in seine Hand und schaute nachdenklich in die rote Glut. »Wie der lautet, das können wir uns leicht ausmalen, auch wenn sie nicht darüber redet. ›Bringen Sie das Geheimnis nach Israel und beseitigen Sie alle Mitwisser.‹ Stell dir vor, was Israel dafür geben würde, das Wissen um die rote Pille zu haben. Da sind wir beide eine zu vernachlässigende Größe.« Paul stand auf und ging zu Georg, der an den Kamin gelehnt am Feuer stand. »Und morgen ist der perfekte Tag dafür.«
»Wofür?«, fragte Georg.
»Die letzten beiden Hindernisse zu beseitigen, die zwischen Valerie und dem ewigen Ruhm stehen.«
Kapitel 12 – 19.3.2008
Burg Grub, Waldviertel/Österreich
G eorg Sina saß auf dem Ast eines
Weitere Kostenlose Bücher